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27.10.2022 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik, Institut Digitales Bauen

Wie analog ist digitales Bauen?

Eines vorweg: auch beim «digitalen» Bauen wird das Bauwerk zuerst geplant, damit man es in der Folge bauen und nutzen kann. Die Frage ist nur wie sich die Projektabwicklung verändert, wenn man digitale – konkret maschinenlesbare – Informationen verwendet. Das Institut Digitales Bauen setzt auf ein Weiterbildungsangebot aus CAS und MAS, um motivierte Vertreter*innen des Bau- und Immobilienwesen für diese unumgängliche Transformation zu rüsten.

Aus analog wird digital

Nebst den Kosten für Baumaterialien steigen auch die Anforderungen an Brandschutz, Akustik und Umwelt seit Jahren. Daraus erfolgt eine Spezialisierung der Disziplinen, jedes Projekt zählt mehr Beteiligte und die Anzahl an verschiedenen Plänen, Tabellen und Dokumenten steigt ins Unermessliche. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering, dass alle Parteien die gleichen Grundlagen mitbringen. Und der viel beklagte Fachkräftemangel verschärft ganz nebenbei die Problematik. Diese Verdichtung unserer Gesellschaft fordert einen immer effektiveren Umgang mit materiellen und personellen Ressourcen. Die Digitalisierung bietet glücklicherweise ihre helfende Hand, denn digitales Bauen schafft in den genannten Punkten Abhilfe und gibt Denkanstösse zu neuen Arbeitsweisen. Doch wie?

Der Umbau eines öffentlichen Bauwerks ist anders als ein Wohnbauprojekt. Daher müssen bei jedem Projekt zuerst die Prozessschritte identifiziert werden, die mittels digitaler Instrumente optimiert werden können. Für die digitale Zusammenarbeit – im Markt meist als «BIM» (Building Information Modelling) bezeichnet – müssen Handlungsabläufe automatisiert werden, die heute noch ein Mensch erledigt. Dafür brauchen wir fachlich korrekte und verlässliche Informationen, die maschinenlesbar aufbereitet werden und somit den automatisierten Austausch, den Abgleich und die Qualitätssicherung der Grundlagen ermöglichen.

Maschinenlesbare Informationen verändern die Projektabwicklung

Wer mit analogen Planunterlagen arbeitet, muss die Informationen meist mühsam aus den vorgelagerten Prozessschritten übertragen und kontrollieren. Das führt bei Anpassungen zu Zeitverlust und Missverständnissen. Zudem ist kein Projektüberblick vorhanden, da die relevanten Informationen oft nur punktuell zur Verfügung stehen und nur mit den am aktuellen Prozessschritt beteiligten Akteur*innen geteilt werden. Eine gemeinsame Informationsbasis fehlt. So ist es auch unwahrscheinlich, dass wir die eingangs geschilderten Herausforderungen meistern. Maschinenlesbare Informationen, die an einem zentralen Ort zu einem digitalen Bauwerksmodell verknüpft und für alle zugänglich sind, stellen hingegen ein optimales Trainingsgerät im Bauprojekt dar und können schnell und umfassend beurteilt werden. Sie gewährleisten Transparenz in der Planung und in der Ausführung, wovon alle Disziplinen profitieren. So schafft beispielsweise eine 3D-Darstellung ein gemeinsames Verständnis für das Projekt und dient als Basis für das weitere Vorgehen wie etwa für die Mengenermittlung.

Klassische Zusammenarbeitsformen lassen sich aber nicht ohne Weiteres digitalisieren, da die Zusammenarbeit und die Arbeitsergebnisse im direkten Zusammenhang stehen. Streben wir also nach einem digitalen Bauwerksmodell, müssen wir die Art der Zusammenarbeit überdenken. Als funktionierender und erfolgsversprechender Ansatz hat sich die Integrierte Projektabwicklung (IPA oder IPD für Integrated Project Delivery) erwiesen. Grundlegend dafür ist, dass sowohl die beteiligten Projektparteien wie auch die Methoden, Instrumente und die Frage, wer wozu welche Informationen braucht, bereits zu Beginn des Bauprojekts geklärt und in den Abwicklungsprozess integriert werden. Gleichzeitig fällt die Integration der verschiedenen Aspekte projektspezifisch aus, denn nicht jedes Projekt bringt die gleichen Erfordernisse mit sich. So profitiert das eine Projekt von einer Abwicklung, in der sich alle Projektbeteiligten in einem Allianzvertrag zusammenschliessen, der alle Aspekte der Zusammenarbeit definiert. Ein anderes Projekt wird hingegen leichter abgewickelt, wenn es nur teilweise integriert ist, beispielsweise durch Co-Location, wo alle Beteiligten am gleichen Ort arbeiten oder über eine gemeinsam bestrittene Startphase, in der die Projektabwicklung gemeinsam definiert wird.

Sich weiterbilden und ein Miteinander kultivieren

Die digitale Zusammenarbeit fordert alle Beteiligten heraus und die Transformation ist auf unterschiedlichen Ebenen notwendig, damit ein Mehrwert entsteht. Damit die Veränderung zu einer digital optimierten Arbeitsweise aber gelingt und die Baubranche das Potential der Digitalisierung ausschöpfen kann, brauchen wir Fach- und Führungskräfte, die verstehen, dass es keine blosse Spezialisierung für «BIM» geben darf, sonst erhöhen wir die ohnehin hohe Komplexität noch mehr. Wir müssen vielmehr lernen, wer welche Informationen voneinander benötigt und welche Zusammenarbeitsformen nötig sind, um diese optimal auszutauschen – Phasen und Disziplinen übergreifend.

Institut Digitales Bauen FHNW

Das Institut Digitales Bauen FHNW setzt mit seinem Weiterbildungsangebot genau an den Herausforderungen für neue Formen der Projektarbeit an: in verschiedenen CAS und einem MAS werden Fachpersonen darin ausgebildet, die Projektabwicklung nicht nur in Begriffen der Digitalisierung, sondern auch hinsichtlich der Vorteile einer analogen Zusammenarbeit zu denken. So wird ein besseres Miteinander als Fundament dafür kultiviert, Bauprojekte effizienter, ressourcenschonender und gewinnbringender zu realisieren.

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