28.10.2024 | Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel
CIVIC in Blau: 400 Quadratmeter Himmel unter den Füssen
Einst eine leere weisse Leinwand, erstrahlt der Boden von CIVIC, dem Ausstellungs- und Diskursraum an der HGK Basel, seit dem Sommer 2024 als ein Meer aus sanftem Blau, das sich ausbreitet und alle dazu einlädt, in die Welt der Anderen einzutreten.
Bildung, stellt Matylda Krzykowski, künstlerische Leiterin von CIVIC, fest, könnte der Raum sein, in dem die Wände atmen und der Boden sich wie Wolken unter den Füssen anfühlt. Es könnte der Raum sein, in dem sich die Köpfe weit öffnen wie der Himmel. Im CIVIC, dem öffentlichen Diskurs- und Ausstellungsraum an der HGK Basel, ist das mit dem neuen Fussboden nicht mehr nur ein Gedanke, der in der Luft schwebt, sondern ein Boden, den man betreten kann. Einst eine leere weisse Leinwand, ist der Boden seit dem Sommer 2024 ein Meer aus sanftem Blau, das sich ausbreitet und alle, die eintreten, einlädt, in die Welt der Anderen einzutreten. Verschwunden ist der Anschein von Sterilität. An seiner Stelle liegt ein endloser Swimmingpool, 400 Quadratmeter Himmel unter den Füssen.
Allzu oft sehen wir Bildung als etwas, das es zu erobern gilt, als einen Berg, den es zu erklimmen gilt, aber vielleicht kann sie auch sanfter sein, mehr ein Gespräch als eine Vorlesung, mehr Improvisation als Choreografie, mehr Experiment als Formel. Der Gang durch die blaue Weite sollte sich weniger wie das Betreten einer Institution anfühlen, sondern eher wie das Gleiten in einen möglichen Anfang.
Das CIVIC ist nicht nur ein Ort, sondern ein Experiment in Sachen Offenheit, ein Testfeld für Ideen und eine Gelegenheit zum Austausch. Hier geht Bildung über das Klassenzimmer hinaus - sie findet an den flüssigen Tischen, am verspiegelten Messy Kiosk, in der Ausstellungsbox, im Freeshop oder im Bookshop und jetzt sogar auf dem Boden statt. Das Blau unter den Füssen erinnert daran, dass dies ein gemeinsamer, sich entwickelnder Raum ist - ein buchstäblich und metaphorisch transparenter CIVIC Space, der von allen mitgestaltet werden kann, die das wollen.
Die Studierenden an der HGK Basel kommen von Orten, an denen der Boden rissig, grasig, kopfsteingepflastert oder sandig ist, und überqueren Ozeane des Himmels, um auf diesem Boden zu landen. Dieses Blau fühlt sich an wie ein tiefes Durchatmen nach der Hektik der Stadt, eine subtile, aber bedeutungsvolle Veränderung, die signalisiert: Hier ist etwas anders. Hier sollen die Regeln weicher, elastischer sein. Der blaue Boden flüstert, dass er ein weicher Raum sein will, ein Ort innerhalb der Institution, der sich ausserhalb der Institution fühlt. Tauche Deine Zehen in das Blau und spüre, dass Ungewissheit nicht etwas ist, das man fürchten muss, sondern das man erforschen kann - die Welt ist gross und man hat nicht alle Antworten, es reicht, wenn man versucht, einige davon zu finden.
Der Wechsel von Weiss zu Blau ist mehr als nur ein Farbwechsel. Weiss ist hart und spiegelt eine strukturierte Umgebung wider. Es trennt die Menschen oft voneinander und schafft Distanz. Es ist neutral und kalt. Blau ist anders. Dieses Blau ist weich. Es reflektiert das Licht, lässt andere Farben daran abprallen, entwickelt sich mit dem Tageslicht und schafft eine sich ständig verändernde Umgebung. Das ist es, was der Raum widerspiegelt: ein Ort, der mit den Menschen wächst und sich verändert, an dem es beim Lernen nicht nur um den Erwerb von Wissen geht, sondern darum, in einer Welt zu leben, die fliessend und miteinander verbunden ist.
Dieses beruhigende, sanfte Blau lädt alle dazu ein, ihr Denken zu erweitern, ihre Deckung fallen zu lassen und die Bühne zu betreten, wenn sie dies wünschen. Das Blau im CIVIC erzählt seine eigene Geschichte, so wie die Menschen, Studierenden, Mitarbeitenden, Forscher:innen und Besucher:innen, die es betreten, ihre eigene Geschichte erzählen werden.
Die englische Originalversion dieses Textes von Matylda Krzykowski kann hier eingesehen werden.
Das im Januar 2022 an der HGK Basel eröffnete CIVIC ist ein Bildungs- und Experimentierfeld, das Studierenden, Forschenden, Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit Möglichkeiten zur Partizipation, zur Mitwirkung und zum Austausch bietet, um das Verständnis für die heutige Relevanz von Kunst und Design zu fördern.