Applaus: Delia Rossi
1.3.2022 | Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, Institut Zeitgemässe Design Praxis
«Wie gehen wir mit Denkmälern um, die wir als störend empfinden?» Auf diese Frage haben 28 Personen im Ideen-Wettbewerb der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) eine persönliche Antwort gegeben. Die Bachelor-Studentin Delia Rossi wurde für Ihren Entwurf mit dem Publikumspreis prämiert. Ihre Arbeit entstand im Rahmen des Kurses «Designs für diverse Welten» im Studiengang Innenarchitektur und Szenografie, in dessen Zentrum die kritische Auseinandersetzung mit Denkmälern stand. Auf freiwilliger Basis konnte diese Ausarbeitung beim Wettbewerb «Denk-mal-denken» eingereicht werden.
"Der Löwe kann durchaus für Loyalität und Tapferkeit stehen und als Macht- oder Kampfsymbol dienen. Doch viel mehr rückt bei dem Anblick dieses Denkmals das Leiden und der Tod des Tieres in den Vordergrund. Wenn der Löwe, bekannt als «König der Tierwelt», als Beschützer derselben steht, bekommt das Kunstwerk für mich eine andere Bedeutung:
Durch den Anblick des Löwen, seines Leidens und des offensichtlichen Todes, stelle ich einen raschen Kontext zur Tierwelt, zum Leiden und Aussterben von Tieren her. Denn politisch gesehen haben wir heutzutage grosse Probleme, die Umwelt, ja die ganze Welt, so zu erhalten, dass es für unser Tierreich genügt. Löwen, Tiger, diverse Vogel- und Fischarten sind vom Aussterben bedroht oder nahezu schon verschwunden. Der Gedanke stimmt einen traurig und es wird einem bewusst, dass wir Menschen mit unseren Auf- und Umständen den grössten Teil dazu beitragen. Eine traurige Geschichte, die meinerseits Ausdruck bekommen soll. Deshalb wird der Löwe als «König des Tierreichs» auf unsere Erde, welche gerade am Explodieren ist, gelegt. Er soll vermitteln, wie gross und schwer das Leiden der Tiere in den Ländern ist, wo nicht genügend und sauberes Wasser vorhanden ist. Oder wo Waldbrände das Leben tausender Lebewesen vernichten, welche sich nicht mehr regenerieren können.
Ebenso sollen die ganzen von Menschen hergestellten Güter, wie Schiffe, Flugzeuge oder Atomkraftwerke darstellen, welchen negativen Einfluss sie auf das Reich der Tiere haben. Der Löwe verliert seine Krone, sie gerät in die Hände der Menschen, rutscht den Planeten runter und geht verloren – wie die Tiere in freilebender Wildbahn. Sie zeigt, wie das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren aus dem Gleichgewicht gerät. Es geht um ein «losing game» für die Tierwelt, welches zukünftig (2025) eintritt, wenn wir Menschen die Zerstörung des Planeten nicht stoppen. Die Geste zeigt auch, wie der «König» die Macht über das Tierreich verloren hat und sie nun in den Händen der Menschen liegt oder der Natur. Denn diese ist am Ende bekanntlich meistens doch stärker. Es bleibt also doch die Frage, wer schlussendlich stärker ist: Die Natur oder die Menschheit? Und ob es dann ein «losing game» für die Tierwelt oder für uns ist?" Delia Rossi