2.10.2023 | Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, Institut Vermittlung von Kunst und Design
Zur Bedeutung von Technologien der Sorge in der Kunst für die Wahrnehmung und Ästhetik des Ökologischen
Ende September ist die Open-Access-Publikation «Technologies of Care. From Sensing Technologies to an Aesthetics of Attention in a More-than-Human World» von Dr. Yvonne Volkart, Leiterin Forschung am Institute Art Gender Nature (IAGN), erschienen.
Ende September ist die Open-Access-Publikation «Technologies of Care. From Sensing Technologies to an Aesthetics of Attention in a More-than-Human World» von Dr. Yvonne Volkart, Leiterin Forschung am Institute Art Gender Nature (IAGN), bei diaphanes erschienen.
Es ist der finale Teil des vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten und an der HGK Basel in den Jahren 2017-21 durchgeführten Forschungsprojekts «Ökodaten – Ökomedien – Ökoästhetik. Die Bedeutung von Technologien und techno-naturwissenschaftlichen Methoden in der Kunst für die Wahrnehmung und Ästhetik des Ökologischen.»
In der Kunst des letzten Jahrzehnts hat eine relationale, speziesübergreifende Wende stattgefunden – eine techno-öko-feministische Wende hin zur Umwelt, zu Ontologien des Zusammenwachsens und der Sorge um und für die Erde. Es geht um eine neue Sensibilität für die physischen Kräfte des Planeten inmitten der totalen Technologisierung der Welt.
Diese Öko-Sensibilität basiert auf künstlerischen Techniken, Praktiken und Ästhetiken, die neue Formen der Aufmerksamkeit für das Mehr-als-Menschliche als politische Praxis des Begehrens und der Counterappropriation enteigneter Welten ermöglichen, poetisieren, zelebrieren und einsetzen – kurzum: Es geht um Technologien der Sorge.
In diesem Prozess spielen technische Mittel und Daten eine wesentliche Rolle, zumal da sie mit der Hoffnung einhergehen, dass Messdaten einerseits Faktizität unbekannter oder verleugneter Umweltphänomene herstellen und andererseits neue Formen der Aufmerksamkeit gegenüber der Umwelt generieren.
Die Autorin ist jedoch der Meinung, dass das Potenzial von Technologien der Sorge weniger im Einsatz innovativer Technologien und gut gemeinter Themen zu suchen ist als vielmehr in der Ermöglichung ästhetischer Erfahrungen der Ko-Existenz mit unseren Mit-Wesen, ihrer Differenz und Fremdheit. Ihre Argumentation stützt sich auf die Analyse exemplarischer künstlerischer Projekte, von denen viele im interdisziplinären Feld von Kunst und Wissenschaft angesiedelt sind – einem idealen Ort für seltsame Begegnungen und Prozesse gegenseitiger Übersetzung und Entstellung.
Der Wert künstlerischer Praktiken liegt ihrer Meinung nach nicht in der Visualisierung und Umsetzung abstrakter Daten in eine Sprache, die berührt. Vielmehr liegt er im Trans-Machen der Dinge und in den beunruhigenden Effekten, die solche Akte des Entstellens auslösen: im Schaffen von speziesübergreifenden Gemeinsamkeiten, wo im dominanten Diskurs nur Othering herrscht.
Übersetzt von Peter Burleigh
PDF, 98 Seiten