27.4.2022 | Hochschule für Wirtschaft
FHNW-Student erreicht das Entrepreneurship-Final
Erstmals ist Entrepreneurship eine Kategorie an den Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills 2022. Angelo Ramos, Wirtschaftsinformatikstudent an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, hat sich für die Finalrunde in Bern vom 7. – 11. September 2022 qualifiziert.
An den SwissSkills-Berufswettbewerben messen sich Berufskolleginnen und -kollegen, um die besten eines bestimmten Berufs zu küren. In den meisten Disziplinen sind die Anforderungen klar: bei handwerklichen Berufen zählen geschickte Hände, bei anderen geht es um strukturiertes Organisationstalent und bei wieder anderen steht die Kundenbetreuung im Zentrum.
Beim unternehmerischen Handeln und Denken hingegen kommen branchenunabhängige Kompetenzen ins Spiel: Innovation und Kreativität bei der Entwicklung von Geschäftsideen, wirtschaftlicher Weitblick bei der Marktanalyse und natürlich ein inspirierender Pitch, um Investorengelder anzulocken. Schweizweit meldeten sich 75 Teams an, um sich für den ersten SwissSkills-Final in der Kategorie Entrepreneurship zu qualifizieren.
Vorteil Wirtschaftsstudium
Dementsprechend sahen sich Angelo Ramos, Student der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, und sein Team-Kollege Luca Seematter mit grosser Konkurrenz und einer anspruchsvollen Aufgabe konfrontiert. In nur viereinhalb Stunden mussten sie eine Geschäftsidee aus dem Themenbereich «nachhaltiger Konsum und Produktion» entwickeln und diese dann vor einer Fachjury präsentieren. Gute Voraussetzungen brachte Angelo nicht zuletzt dank seinem Studium mit: «Mir hat es geholfen, dass ich aus dem Studium weiss, wie eine Firma aufgebaut sein muss, damit sie funktioniert. Dieses wirtschaftliche Denken und das Verständnis fürs Unternehmertum waren sicher von Vorteil.»
Alle Vorkenntnisse nützen aber nichts ohne eine zündende Geschäftsidee. So erlebte Angelo den Brainstorming- und Recherche-Prozess als sehr intensiv: «Zunächst sammelten wir alle möglichen Ideen. Es war gar nicht einfach, etwas wirklich Neues zu finden. Dann stiessen wir auf eine interessante Problemstellung bei Windenergieanlagen: Die Rotorblätter der Windräder bestehen aus einer speziellen Mischung aus Glasfaserkunststoff und Holz, für die es in Europa momentan keine Recycling-Lösung gibt. Das ausgemusterte Material wird einfach gelagert. Da immer mehr Windenergieanlagen gebaut werden, wird das zu einem zunehmenden Problem.»
Angelo (links) und Luca bei der Urkundenübergabe (Foto: Patric Spahni).
«Wir mussten uns in kürzester Zeit komplexes Wissen aneignen, von der Lebensdauer von Rotorblättern und der Marktlage zu alternativen Verwendungszwecken des verbauten Materials. Ich war beeindruckt davon, wie schnell wir mit Online-Recherchen an dieses Wissen gelangt sind.»
Wirtschaftlich, nachhaltig und innovativ
Als Resultat der Recherche sah Angelos Team zwei mögliche Geschäftsfelder – und entschied sich dann für das wirtschaftlichere: «Entweder würden wir die vollständigen Rotorblätter verwenden und sie zurechtschneiden, um etwa Veloständer, Sitzbänke oder Brücken aus ihnen zu bauen. Oder wir würden die Rotorblätter shreddern und das so gewonnene neue Rohmaterial an andere Firmen weiterverkaufen, die dann andere Produkte daraus produzieren, zum Beispiel Möbel. Da die Betreiber von Windenergieanlagen für die Abnahme und Lagerung der alten Rotorblätter bezahlen, könnten wir den neuen Rohstoff zu attraktiven Preisen anbieten. Und die Abnehmer könnten damit werben, dass sie nachhaltige Produkte aus Recyclingmaterial anbieten.»
Vertieft in der Arbeit (Foto: Patric Spahni).
Diese Idee und die intensive Zusammenarbeit im Team überzeugten die Jury schliesslich davon, Angelos Team an die Finalrunde in Bern zu schicken. Dabei hatte Angelos nach dem Pitch gar nicht damit gerechnet: «Wir hatten viel Zeit in die Ausarbeitung unserer Idee investiert und hatten dann keine Gelegenheit mehr, den Pitch ganz zu üben. Weil auch die Zeitmessung der Jury bei unserer Präsentation nicht richtig funktionierte, musste ich alle Infos zu Finanzen, Investitionen, Firmenstandort etc. in die letzte Minute quetschen. Nach unserem Pitch waren wir uns sicher, dass wir nicht weiterkommen würden, weil unser Zeitmanagement nicht gut war. Die anderen Gruppen hatten auch sehr gute Ideen und hielten sich besser an den Zeitrahmen. Als die Jury dann unseren Namen bei den Gewinnern aufrief, konnte ich es gar nicht glauben.»
«Wir sind ein gutes Team, wir tauschen uns intensiv aus und entwickeln unsere Ideen gemeinsam. Vielleicht hat uns das in der Vorbereitung etwas viel Zeit gekostet, aber im Endeffekt hat es sich gelohnt. Ich freue mich sehr auf die Finalrunde. Wir wollen natürlich gewinnen, aber die Konkurrenz wird hart sein. Wir wissen zwar nicht, welche Aufgabe uns in Bern genau erwartet. Dafür wissen wir aber, was wir besser machen müssen als in der Vorrunde – nämlich das Zeitmanagement und das Üben der Präsentation.»
Wir wünschen Angelo und seinem Team viel Erfolg im Finale vom 7. – 11. September und werden über seinen Auftritt im Herbst wieder berichten.