28.4.2023 | Hochschule für Wirtschaft
Kriterien zur Bewertung der Qualität und Effektivität von eHealth-Tools: Eine praktische Toolbox
Bei der Vielzahl der verfügbaren eHealth-Tools ist es aufgrund von fehlenden standardisierten Qualitätskriterien schwierig zu beurteilen, welches eHealth-Tool am besten für den jeweiligen Zweck geeignet ist. Ein Team der Hochschule für Wirtschaft der FHNW hat diese Lücke erkannt und ein Forschungsprojekt mit dem Ziel initiiert, eine praktische eHealth-Bewertungs-Toolbox zu entwickeln.
Der technologische Fortschritt hat vielen Anbietern den Weg zur einfachen Entwicklung und Einführung von eHealth-Tools für die Öffentlichkeit geebnet. Der Einsatz dieser Tools (Softwarelösungen, Plattformen, Apps, etc.) wird zunehmend als entscheidender Qualitätsfaktor im Gesundheitswesen erkannt. Die Auswahl eines qualitativ hochstehenden eHealth-Tools aus der Vielzahl der für einen bestimmten Gesundheitszweck zur Verfügung stehenden Tools ist jedoch nicht unproblematisch. So sehen sich die Nutzerinnen und Nutzer in der Regel mit Tools konfrontiert, die nicht auf ihre Qualität und Eignung geprüft wurden und denen es oft an relevanten Merkmalen und Funktionen mangelt, was es sowohl für Ärztinnen und Ärzte als auch für Patientinnen und Patienten schwierig macht, die richtigen Tools zu finden, zu bewerten, zu empfehlen und zu nutzen.
Herausforderungen für Initiativen zur Bewertung von eHealth-Tools
Obwohl es verschiedene Initiativen gibt, die sich mit der Bewertung der Qualität von eHealth-Tools befassen, gibt es nur wenige Informationen und Methoden, die beschreiben, wie diese Tools in der Praxis realistisch bewertet und evaluiert werden können. Viele der bestehenden Initiativen wurden nicht mit den relevanten Interessenvertretern validiert und/oder sind konzeptionell ohne genaue Anleitung, wie sie in der täglichen Entscheidungsfindung genutzt werden können.
Das Forschungsteam der Hochschule für Wirtschaft FHNW möchte zu dieser wichtigen Diskussion beitragen, um diesen Bereich, der sich noch in der Entwicklung befindet, voranzubringen, indem bestehende Kriterien durch rigorose akademische Forschung und systematische Überprüfung bestehender Rahmenwerke analysiert und zusammengefasst werden. Dies wird kombiniert mit einem praxisorientierten Ansatz durch Diskussionen und der gemeinsamen Erstellung einer relevanten und praktischen Toolbox mit einer vielfältigen Gruppe von Branchenexpertinnen und -experten, die alle relevanten Interessengruppen – Kliniken, Patienten, Pharmaunternehmen, Versicherungen, Investoren, Forschenden, Compliance-Experten und Medizintechnikanbieter – abdecken.
Jacob et al. (2023): Assessing the Quality and Impact of eHealth Tools: Systematic Literature Review and Narrative Synthesis. JMIR Hum Factors. doi: 10.2196/45143. PMID: 36843321. https://humanfactors.jmir.org/2023/1/e45143
Die Ergebnisse des systematischen Reviews wurden nun veröffentlicht und bilden die Grundlage für die Validierung der aggregierten Bewertungskriterien mit Praxispartnern in einem diversifizierten eHealth-Expertenpanel in einem modifizierten Delphi-Prozess.
Eine praxisorientierte und verständliche Toolbox
Das Forschungsteam stellte fest, dass die konzeptionelle Art vieler bestehender Bewertungsmodelle eine Herausforderung darstellt, da die Nutzerinnen und Nutzer oft nicht wissen, wie sie diese Modelle und Kriterien in der Praxis anwenden können. Daher möchte das Projektteam einen stärkeren praxisorientierten Ansatz verfolgen. Das Ziel ist es, eine einfach zu handhabende und praktische Toolbox zu erstellen, die den relevanten Anspruchsgruppen entsprechende Checklisten, Definitionen und ein interaktives Dashboard bietet, das die Aufgabe der Bewertung von Qualität und Effektivität von eHealth-Tools so praktisch und zugänglich wie möglich macht. Das Team beabsichtigt, potenzielle Lösungen mit den Branchenexpertinnen und -experten zu diskutieren und die potenzielle Toolbox mit ihnen zu testen, um deren Klarheit und Benutzerfreundlichkeit sicherzustellen. Ausserdem werden individuelle Webinare und Schulungsworkshops entwickelt und angeboten, um potenziellen Nutzern das Wissen zu vermitteln, das sie für die praktische Nutzung der Toolbox benötigen.
Die Verbindung von akademischer Forschung mit den praktischen Erfahrungen der Praxispartner und Branchenexperten gewährleistet einen soliden Ansatz für dieses Forschungsprojekt, das auch die praktischen Herausforderungen berücksichtigt, mit denen die Beteiligten bei ihrer täglichen Arbeit und Entscheidungsfindung konfrontiert sind. Lücken und Defizite früherer Initiativen werden im Detail mit den Praxispartnern und Branchenexperten erörtert und besprochen, um eine validierte und praktische Toolbox zu entwickeln.
Sociotechnical Framework for eHealth Assessment
Dieses Projekt wird gemeinsam von der F. Hoffmann-La Roche AG als Platin-Praxispartnerin, der KPT Versicherung als Gold-Praxispartner und Innosuisse (Schweizerische Innovationsagentur, Förderungsnummer 104.445 IP-ICT) unterstützt. Erfahren Sie mehr über das Projekt auf der Projekt-Website.
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