Im Fokus: Prof. Dr. Christian Rytka
Einmal selber ein Surfboard bauen motivierte Christian Rytka für das Studium der Kunststofftechnik. Heute ist er ein Spezialist für Kunststoffverarbeitung und nanotechnische Kunststoffanwendungen.
Herr Rytka, Sie haben in Würzburg Kunststofftechnik studiert. Warum haben Sie sich für dieses Studienfeld begeistert?
Ich wollte mein eigenes Surfboard bauen. Anschliessend hatte ich vor, Windräder aus Composite-Kunststoffen herzustellen, um die Energieversorgung der Welt nachhaltiger zu gestalten. An sinnvollen Anwendungen zu forschen ist mir wichtig.
Später holten Sie sich den Master im Bereich der Mikro- und Nanotechnologie? Warum diese Spezialisierung?
Ich wollte die Welt besser verstehen. Nanotechnologie ist im Prinzip ein Physikstudium mit schönen Bildern. Das Potential für neue Werkstoffe und Anwendungen mit Nanotechnologie ist riesig.
Sie arbeiteten bei Georg Fischer und bei der Ems Chemie. Was war dabei Ihre Tätigkeit?
Bei Georg Fischer Rohrleitungssysteme war ich stellvertretender Leiter der Werkstofftechnik. Rohrleitungen hören sich jetzt nicht so spektakulär an ― wenn man aber über die Anwendung nachdenkt, ändert sich das: Trinkwasser beispielsweise ist lebensnotwendig und wird in Rohrleitungen transportiert. Zur Fertigung von Computerchips verwendet man Reinstwasserrohrleitungssysteme aus High-Tech Materialien.
Bei der EMS-Chemie half ich versch. Firmen neue Anwendungen, vorwiegend optische Bauteile, zu entwickeln. Ausserdem war ich für die Verfahrenstechnik, also die Verarbeitung der Kunststoffe verantwortlich.
2009 begannen Sie als Projektleiter am Institut für Kunststofftechnik FHNW und am Institut für Nanotechnische Kunststoffanwendungen FHNW. Was brachte Sie nach Windisch?
Mein Ziel war es, die Kunststofftechnik mit der Nanotechnologie zu vereinen. Das kann man in Europa nur an wenigen Orten. Ich lernte Jens Gobrecht (INKA) in der Kaffeepause einer Tagung und später Clemens Dransfeld (IKT) kennen. Sie erzählten mir von ihrer einzigartigen Arbeit, die sie hier im Aargau machen. Der anwendungsorientierte Charakter ihrer Forschung war mir dabei wichtig.
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?
In meiner kürzlich abgeschlossenen Dissertation ging ich der Frage nach, wie man Mikro- und Nanostrukturen mittels Spritzguss replizieren kann. Die Ergebnisse können im Bereich Life Science und Optik eingesetzt werden.
Gegenwärtig arbeiten wir an einem mikrofluidischen Analysegerät. Mit einem solchen Gerät soll man in Zukunft mobil Blutproben auf Krankheiten prüfen. Der Weg über ein Labor fällt weg. Das ist kostengünstiger und schneller ― das ist besonders in ärmeren Gegenden der Welt wichtig.
In anderen Projekten beschäftigen wir uns mit der Herstellung von Polymeren aus nachhaltigen Naturfasern als Alternative zu Glas- oder Carbonfasern, teilweise kombiniert mit abbaubaren Biopolymeren Konventionelle Kunststoffe sind meist aus Mineralöl hergestellt und eher nicht abbaubar. Der Einsatz dieser Werkstoffe ist vielfältig: Sport, Verpackung, Automobilindustrie oder Luft- und Raumfahrt. Für diese neuen Materialien passen wir ausserdem die Verfahrensprozesse an die jeweilige Anwendung an.
Was machen Sie, wenn Sie nicht an der FHNW sind?
Ich fahre viel Fahrrad und repariere Fahrräder in einem Repair-Cafe. Klettern und Beachvolleyball gehören auch zu meinen Hobbies. Aber die meiste Zeit verbringe ich mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter.
Kontakt
Gruppenleiter Kunststoffverarbeitung und Nachhaltigkeit, Studiengangleiter MAS Kunststofftechnik