Im Fokus: Prof. Dr. Doris Agotai
Die promovierte Architektin arbeitet im Spannungsfeld zwischen Technik und Design.
Doris Agotai, Sie haben Architektur in Lausanne, Barcelona und Zürich studiert. Was fasziniert Sie an dieser Disziplin?
In der Architektur geht es um die Gestaltung der Welt von morgen. Es braucht die Freude am Entwurf genauso wie Interesse an technischen Themen. Die grosse Herausforderung liegt darin, unterschiedlichste Anforderungen zu einem Ganzen zusammenzuführen und damit einerseits einen Raum für die heutigen Bewohner zu schaffen und andererseits die Zukunft zu formen.
Seit 2004 sind Sie an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Wie geschah dieser Weg von der Architektur zur Informatik?
Die Visualisierung und Simulation von Raum nimmt in der Architektur einen wichtigen Platz ein. Nach meiner Promotion zur Raumwahrnehmung im Film wechselte ich an das damals neu gegründete Institut für Kunst- und Designforschung der HGK in Basel, wo wir an computergenerierten Animationen in der Architektur arbeiteten. Im Virtual Reality Lab des Instituts für 4D-Technologien hatte ich die Möglichkeit, diese Themen weiterzuführen und mit Fragen des User Interface Design zu verknüpfen.
Heute sind Sie Leiterin des Instituts für Interaktive Technologien. Was kann man sich unter diesem Bereich vorstellen?
Wir untersuchen Fragen an der Schnittstelle von Technik und Mensch: Wie interagieren Mensch und Maschine? Wie unterstützen wir die Nutzer durch geeignete Interface- und Interaktionslösungen? Wie gewinnen wir Erkenntnisse durch intelligente Datenvisualisierungen? Welche Anforderungen haben User, Wirtschaft und Gesellschaft? Auch die Forschung zu Virtual und Augmented Reality ist hier angesiedelt.
Unsere Projekte umfassen die Entwicklung interaktiver Medientechnologien ebenso wie die Gestaltung von Interface-Konzepten oder Datenvisualisierungen für Software. Das heisst etwa, wir bauen grossformatige Multitouchwalls, erarbeiten neuartige Interfaces für Smartglasses, designen Apps oder entwickeln digitale Exponate. Neben der technischen Qualität und der Benutzerfreundlichkeit entscheidet heute auch die User Experience über den Erfolg von Softwarelösungen.
An welchen Projekten arbeiten Sie gegenwärtig?
Neben klassischen Designaufgaben in der Softwareentwicklung arbeiten wir aktuell an einem KTI-Projekt namens «Live Paper», bei dem wir Papier «zum Leben erwecken» wollen. Auf einem normalen Tisch entsteht eine Beratungsumgebung mit Papier und Skizziermöglichkeiten, unterstützt durch Aufprojektion und Tracking. Unser Ziel ist, die Hardware für die Nutzer unsichtbar zu machen und die Vorteile vertrauter Umgebungen mit den Möglichkeiten interaktiver Information zu verbinden. Teilfragen dieses Projekts werden im Rahmen von Studierendenprojekten bearbeitet.
Nennen Sie uns einen aktuellen Trend im Bereich Design & Technology, der für alle Disziplinen unserer Hochschule relevant ist.
Computer werden immer kleiner und lassen sich in Wearables wie Smart Watches, Smart Glasses etc. integrieren. Auch mit dem Internet of Things geht ein neues Feld von Anwendungsmöglichkeiten auf. Das aktuelle iPole-Projekt beschäftigt sich mit diesem Thema. Die Interfaces, die durch diese Anwendungen entstehen, sind aber grundlegend neu. Hier besteht viel Forschungs-und Entwicklungsbedarf, um innovative Lösungen umzusetzen.
Ein weiteres Feld ist die Informationsvisualisierung: Datenbestände werden immer grösser und eine der grossen Herausforderungen besteht darin, diese Daten so zu visualisieren, dass Information und Wissen daraus gewonnen werden kann. Multidimensionale und interaktive Visualisierungsformen stehen hier im Vordergrund.
Was machen Sie, wenn Sie nicht unterrichten oder forschen?
Am liebsten verbringe ich die Freizeit mit meiner Familie und mit Freunden. Wir haben zwei Kinder mit denen wir gerne Sport treiben, Ausflüge machen oder einfach zu Hause spielen und kochen.
Kontakt
Direktorin Hochschule für Technik FHNW