Schweizer Know-how für die indonesische Energiewende

Eine Delegation indonesischer Fachhochschulen besuchte die FHNW.

Der Inselstaat Indonesien ist eines der bevölkerungsreichsten Länder und die siebtgrösste Wirtschaftsmacht der Welt. Dank seiner Geographie, Topographie und Geologie hat Indonesien ein hohes Potenzial für erneuerbare Energien – doch aktuell deckt es erst 8% seines Energiebedarfs durch Energie aus Wasser, Geothermie, Solar- und Windkraft. Die indonesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Anteil schnell auszubauen: Bereits 2025 soll der Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix 23% betragen.

Um dieses ehrgeizige Ziel umzusetzen, braucht es zahlreiche qualifizierte Fachkräfte mit praktischem Wissen, wie man Solaranlagen, Windparks und Wasserkraftwerke plant, installiert, betreibt und wartet.

Mit diesem Kontext hat das Schweizer Staatsekretariat für Wirtschaft SECO im Jahr 2020 ein Projekt initiiert, das über fünf Jahre indonesische Fachhochschulen dabei unterstützt, entsprechende Ausbildungen zu entwickeln.

Qualifizierte Fachkräfte braucht die Welt

Die Hochschule für Technik FHNW hat in diesem Bereich langjährige Erfahrungen: Der Bachelorstudiengang Energie- und Umwelttechnik bildet seit 2011 Ingenieurinnen und Ingenieure mit Spezialisierungen in erneuerbaren Energiesystemen aus.

Die Ausbildung von Fachpersonen in erneuerbaren Energien sei essenziell für die nachhaltige Entwicklung von Lebensräumen, betont Jürg Christener, Direktor der Hochschule für Technik FHNW: «Die Entwicklung von erneuerbaren Energien und die Reduktion von Treibhausgasen wird nur gelingen, wenn genügend qualifizierte Menschen die Herausforderungen anpacken können – und zwar weltweit.»

Um die indonesischen Partnerschulen beim Aufbau fundierter Lehrgänge zu unterstützen, bietet  die Hochschule für Technik FHNW deshalb Hand bei der Ausbildung der Lehrpersonen und beim Aufbau des Curriculums.

Persönlicher Austausch im Fokus

Nach einem gezwungenermassen virtuellen Start der Zusammenarbeit im Jahr 2020 besuchte im vergangenen Jahr eine Schweizer Delegation, darunter Dozierende des FHNW-Studiengangs Energie- und Umwelttechnik, alle fünf indonesischen Partnerschulen.

Im August 2023 folgte nun der Gegenbesuch einer Delegation aus Indonesien. Zum Auftakt durfte die FHNW die Besucherinnen und Besucher am Campus Brugg-Windisch begrüssen. Das Treffen diente dem persönlichen Austausch der Projektpartner, einem Update über den aktuellen Stand des Projekts und Laborbesuche an der Hochschule für Technik FHNW.

Beim Besuch standen neben dem Austausch auch Laborbesuche.

Drei Jahre nach dem Start des Projekts sind schon einige Meilensteine erreicht: Fünf indonesische polytechnische Hochschulen bieten bereits ein einjähriges Bachelor-Spezialisierungsprogramm in erneuerbaren Energien an. Die ersten Durchführungen sind im Herbst 2022 gestartet und 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in diesem Herbst ihren Abschluss machen. Zudem wurden 113 Lehrpersonen ausgebildet und ein Curriculum mit Schwerpunkt auf Solar- und Wasserkraft erarbeitet. Den Studierenden stehen zum Training dank einer Grant verschiedene Photovoltaiksysteme zu Verfügung. Expertinnen und Experten aus Solar- und Wasserkraftunternehmen stellten sich für die Ausbildung der Lehrpersonen zu Verfügung, um sicherzustellen, dass das vermittelte Wissen direkt aus der Praxis kommt.

Eine besonders enge Zusammenarbeit findet zwischen der FHNW und des Politeknik Negeri in Bali statt. Zwei Studierendenprojekte mit jeweils zwei Studierenden und einem Coach aus beiden Hochschulen konnten bereits erfolgreich abgeschlossen werden. Solche Studierendenprojekte sollen auch künftig weiterhin möglich sein. Um dies zu ermöglichen, haben Vertreter beiden Hochschulen bei der Gelegenheit persönlich ein Memorandum of Unterstanding unterschrieben.

Die Zusammenarbeit zwischen der FHNW und der indonesischen Partnerschulen soll sich in Zukunft noch intensivieren, insbesondere auch im Forschungsbereich.

Vertreter des Politeknik Negeri in Bali und der Hochschule für Technik FHNW unterzeichnen gemeinsam ein Memorandum of Understanding mit dem Ziel, die bereits enge Zusammenarbeit weiter zu vertiefen.