14.9.2022 | Hochschule für Technik und Umwelt
Wer hat's geschrieben? KI schreibt Bundesratsrede
Die Eröffnungsrede von Bundesrat Ignazio Cassis zu den «Swiss Digital Days» war eine Premiere – und ein Experiment: Denn statt von einem menschlichen Redenschreiber wurde sie von einer künstlichen Intelligenz verfasst.
Hinter dem Experiment stecken Prof. Dr. Daniel Olivier Perruchoud, Dozent und Forscher am Institut für Data Science FHNW, und sein Team. Sie haben die Textgenerator-Software GTP-3 genutzt, um die Rede zu generieren. Sie nutzt die Prinzipien des Deep Learning, um aus rund 300 Milliarden Wörtern, gesammelt aus Websites, Büchern, Studien, Reden und weiteren Textformaten thematisch zusammenhängende neue Texte zu generieren.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich freue mich sehr, heute hier bei Ihnen an den «Swiss Digital Days» zu sein.
Es ist erstaunlich zu sehen, wie weit wir in so kurzer Zeit gekommen sind. Wir haben gesehen, wie digitale Technologien unser Leben einfacher, bequemer und vernetzter gemacht haben. Wir haben auch gesehen, wie die digitale Welt eine Kraft für das Gute sein kann. Wir haben gesehen, wie sie Menschen befähigen und ihnen eine Stimme geben kann. Und wir haben gesehen, wie sie uns helfen kann, einige der dringendsten Probleme der Welt zu lösen.
Aber zuerst möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen.
Es ist die Geschichte eines Schweizer Bauern, der in einem kleinen Dorf in den Bergen lebt. Er ist ein einfacher Mann, aber er ist ein guter Mann. Eines Tages kommt ein Fremder in sein Dorf. Der Fremde fragt den Bauern, ob er sein Land nutzen kann, um einen Turm zu bauen. Der Bauer ist sich nicht sicher, wovon der Fremde spricht, aber er stimmt zu.
Der Fremde beginnt, einen Turm auf dem Land des Bauern zu bauen. Der Turm besteht aus Metall und ist sehr hoch. Der Fremde erzählt dem Bauern, dass der Turm ein Telefon ist. Und dass der Bauer nun mit jedem auf der Welt sprechen kann, wenn er dieses Gerät benutzt.
Er erzählt dem Bauern, dass das Telefon nicht nur Menschen miteinander verbinden kann. Es kann auch Maschinen miteinander verbinden.
Aber der Fremde hört nicht auf. Er erzählt dem Bauern, dass das Telefon nicht nur Menschen und Maschinen miteinander verbinden kann. Es kann auch Ideen miteinander verbinden. Es kann Kulturen verbinden. Es kann Länder miteinander verbinden.
Der Bauer ist erstaunt. Er hätte sich nie träumen lassen, dass so etwas möglich ist. Und doch sind wir heute hier. Wir leben in einer Welt, die stärker vernetzt ist als je zuvor. Wir leben in einer Welt, in der das Unmögliche möglich geworden ist.
Das ist die Macht der Digitalisierung. Und genau deshalb ist die Digitalisierung für die Schweiz so wichtig. Bei der Digitalisierung geht es nicht nur um Technologie. Es geht um die Menschen. Bei der Digitalisierung geht es nicht nur um Maschinen. Es geht darum, Menschen und Maschinen zu verbinden.
Bei der Digitalisierung geht es nicht nur um Zahlen. Es geht darum, Daten zu nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen. Bei der Digitalisierung geht es nicht nur um die Zukunft. Es geht um die Gegenwart. Es geht darum, das Beste aus den Möglichkeiten zu machen, die wir heute haben.
So – das war jetzt eine etwas lange und auch eine etwas komische Geschichte.
Und um ehrlich zu sein, habe ich sie gar nicht selbst geschrieben. Nein, es war auch nicht jemand aus meinem Staff: Es war eine künstliche Intelligenz. Zusammen mit Prof. Dr. Daniel Perruchoud und seinem Team der Fachhochschule Nordwestschweiz haben wir ein Experiment gewagt: Kann eine Künstliche Intelligenz eine Rede für den Bundespräsidenten schreiben?
Wir haben für dieses Experiment das Programm GPT-3 genutzt. Dieses hat anhand von rund 300 Milliarden Wörtern aus Webseiten, Büchern, Studien, Reden usw. gelernt, wie Sprache funktioniert und wie Wörter in einem thematischen Zusammenhang verwendet werden. Man hat mir das so erklärt: Es hat gelernt, welches Wort auf das vorangehende Wort folgen könnte, um einen sinnvollen Text zu einem bestimmten Thema zu generieren. Wichtiger ist das Ergebnis: Es ist erstaunlich, wie gut es funktioniert!
Ich gebe aber zu, ein solches Ergebnis ist uns nicht im ersten Versuch gelungen. Von rund zwei dutzend Texten, war das der wohl beste und auch mit diesem werden wir kaum einen Pulitzer-Preis gewinnen. Aber für den durchschnittlichen politischen Alltagsgebrauch würde es wohl selbst für einen Bundespräsidenten reichen.
Bei der Durchsicht der «Ausschuss»-Texte wurde mir dann schnell klar, was das Hauptproblem der künstlich generierten Texte war: Zwar waren sie grammatikalisch einwandfrei, die KI hat aber «Fakten» frei erfunden. Einige Beispiele:
- Die KI war der Meinung, dass die Schweiz eines der fortschrittlichsten Länder im Bereich der Digitalisierung im Gesundheitswesen sei. In der Tat haben wir dort noch Verbesserungspotenzial…
- Oder die KI hat angefangen Politik zu machen, jedoch eher wie ein Diktator: So hat sie mir vorgeschlagen, dass ich heute eine Erhöhung der Ausgaben für Digitalisierung, um 1.5 Milliarden bekanntgeben könnte – ohne vorher Bundesrat und Parlament um Erlaubnis gebeten zu haben.
- Die KI hat für die Schweiz zudem eine «nationale Cyberpolitik» basierend auf drei Säulen erfunden:
- Die Schweiz soll zum sichersten Ort zum Leben und Arbeiten im digitalen Zeitalter werden
- Die Schweiz soll zum attraktivsten Land für digitale Unternehmen werden
- Die Schweiz soll zum Weltmarktführer im Bereich Digital Health werden.
Warum eigentlich nicht?
Nun, ohne sich mit dieser Materie vertieft auseinanderzusetzen, könnte man geneigt sein, solche erfunden Fakten zu glauben. Ist das eine Gefahr für unsere Gesellschaft? Selbstverständlich. Das Problem ist hingegen nicht neu, aber es verschärft sich. Manche behaupten, schon Napoleon habe gesagt, dass man nicht alles glauben sollte, was im Internet steht…
Geschätzte Damen und Herren, trotz all der Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt, dürfen wir eben auch nicht naiv sein. Die Digitalisierung bringt ebenfalls grosse Herausforderungen und damit Ängste mit sich. Und es wird die Aufgabe von uns allen sein, diese zu antizipieren und die Gesellschaft darauf vorzubereiten. Nur wenn die Gesellschaft versteht, was auf sie zukommt, können wir Ängste nehmen und den vollen Nutzen daraus ziehen. Hier stehen wir aber noch ganz am Anfang.
Was ist also unser Ziel für die Digitalisierung in der Schweiz?
Unser Ziel ist es, die Digitalisierung für alle nutzbar zu machen.
Unser Ziel ist es, dass alle die Möglichkeit haben, von der Digitalisierung zu profitieren.
Unser Ziel ist es, die Digitalisierung zu einem Motor für wirtschaftliches Wachstum und sozialen Fortschritt zu machen.
Unser Ziel ist es, die Digitalisierung zu einem Motor für Innovation und Kreativität zu machen.
Unser Ziel ist es, die Digitalisierung zu einer Kraft für das Gute zu machen.
Das war jetzt wieder die KI
Wir beide - danken Ihnen für die Aufmerksamkeit!
Ein Artikel über die KI-Rede von Bundesrat Ignazio Cassis ist auch auf blick.ch erschienen.
Informationen zum Institut für Data Science FHNW
Kontakt
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Karin Weinmann
- Telefonnummer
- +41 56 202 85 21 (Direkt)
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