18.9.2022 | Hochschule für Musik Basel, Klassik
Emilie Chabrol, Blasorchesterdirektion gewinnt den 10. Schweizerischen Dirigentenwettbewerb
Die unter Felix Hauswirth in Blasorchesterdirektion ausgebildete Alumna der Hochschule für Musik FHNW ist die beste Nachwuchsdirigentin der Schweiz. Die Klangmalerin hat als erste Frau den ersten Preis gewonnen.
Die dreiköpfige Jury (Carlo Balmelli, Annick Villanueva und Chiara Vidoni) entschied einstimmig: Die Siegerin 2022 des 10. Schweizerischen Dirigentenwettbewerbs heisst Emilie Chabrol. Erstmals hat damit eine Frau den in dreijährigem Rhythmus durchgeführten Anlass gewonnen, sie setzte sich in vier Runden gegen 17 weitere Dirigentinnen und Dirigenten durch. Die aus Chambéry stammende und heute in der Region Basel tätige Dirigentin überzeugte durch ihre präzise und intensive Orchesterarbeit. Ihre Stärke ist die Gestaltung lyrischer Passagen – wie im Finalwerk «Skies» von Oliver Waespi.
Die Jury habe sich wegen ihrer Musikalität für Chabrol entschieden. Auch Technik und Orchesterkontakt seien hervorragend. Balmelli lobte zudem an der Rangverkündigung den respektvollen und kollegialen Umgang unter den Teilnehmenden.
Siegerin Emilie Chabrol hatte unmittelbar nach der Rangverkündigung Mühe zu begreifen, was der Sieg für ihre Karriere bedeutet. Auf jeden Fall sei der Preis ein guter Lohn für die vielen Stunden im stillen Kämmerlein. Nachdem die französisch sprechende Dirigentin 2019 den Halbfinal erreicht hat, ist sie nun nach eigenen Angaben viel erfahrener. Die Probe mit dem Finalorchester habe ihr unglaubliches Vergnügen bereitet, sagte sie nach dem Wettbewerb.
So kam es zu einem guten Abschluss, waren doch die vier Tage für Chabrol insgesamt recht stressig. Auf der Bühne zu stehen, Kontakt mit den Orchestern zu halten und die Musik zum Leben zu erwecken sei eine grosse Herausforderung. Die Auszeichnung will Chabrol für weitere Projekte nutzen. Geplant ist ein weiterer Meisterkurs mit Johannes Schläfli. Zudem wird Chabrol Produktionsleiterin der Opernproduktionen an der Hochschule für Musik FHNW in Basel (zuletzt La Cenerentola und Milhaud/Weil), wo sie sich um Musik, Noten, Kostüme und vieles mehr kümmern wird.
Der Schweizerische Dirigentenwettbewerb wurde vor 30 Jahren ins Leben gerufen und wird seit damals im gleichen Modus durchgeführt. Ziel war und ist, junge, motivierte und talentierte Dirigentinnen und Dirigenten zu fördern. Bewertet werden unter anderem Probenarbeit, Dirigiertechnik, Interpretation, Orchesterkontakt, Musikalität und der Gesamteindruck. Die zehn von der Musikkommission zugelassenen Dirigentinnen und Dirigenten probten in der Vorrunde während 20 Minuten ein dem Blasorchester Baden Wettingen unbekanntes Werk.
Im Halbfinal hatten noch sechs Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit, heikle Stellen in einem der Brass Band Emmental bekannten Werk zu proben und dieses konzertant aufzuführen. Im Finale schliesslich studierten die drei Finalisten während je 45 Minuten eine dem Sinfonischen Blasorchester Bern (Sibo) bekannte Komposition mit höchsten Anforderungen ein, die dann am Galakonzert aufgeführt wurde.
Kurzporträt
Emilie Chabrol hat einen Master in Blasorchesterdirektion der Hochschule für Musik Basel FHNW (Felix Hauswirth), einen Master of Arts in Musikpädagogik der Hochschule für Musik Basel FHNW (Saxophon, Marcus Weiss, Martin Neher, Felix Hauswirth) und ist CAS-Absolventin (Certificate of advanced Studies, Iwan Wassilevski et Christof Brunner) in Orchesterleitung an der Zürcher Hochschule der Künste. Aktuell arbeitet sie als Saxophonlehrerin an der Yamaha Music School Zürich und ist Dirigentin der Union Musicale de Delémont.
Chabrol stammt ursprünglich aus der Region Chambéry. Sie hat einen Ersten Preis für Saxophon im Concours d'Excellence de la Confédération Musicale de France gewonnen, tritt mit verschiedenen Ensembles auf, hat Meisterkurse besucht und als Dirigentin bereits erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen. Sie war Produktionsleiterin der Opernproduktionen an der Hochschule für Musik FHNW in Basel (2021/22: La Cenerentola und 2022/23: Milhaud/Weil).
Emilie Chabrol, Bild: zvg/GianAndrea Müller, Mattia Müller