Das Arbeitsgebiet der Professur setzt sich zusammen aus forschungsbasierter Lehre, interdisziplinärer und zugleich praxisnaher Forschung und Entwicklung sowie Weiterbildung und anderen Dienstleistungen. Fokussiert werden literale Lehr-Lernprozesse im Fach Deutsch sowie fachübergreifende Sprachkompetenzen in anderen Unterrichtsfächern, um Sprachbildung durchgängig und fachspezifisch zu adressieren.
Lehre
Die Lehre an der Professur Deutschdidaktik und ihre Disziplinen ist forschungsbasiert und interdisziplinär ausgerichtet, indem sie die Theorien und Erkenntnisse aus ihren Bezugsdisziplinen, wie die Sprach- und Literaturwissenschaft, die Psychologie und Bildungswissenschaft, professionsorientiert aufgreift und kohärent vernetzt.
Das fachwissenschaftliche Studium vermittelt professionsorientierte Grundlagen aus der Sprach- und Literaturwissenschaft sowie aus der Kognitionswissenschaft bzw. pädagogischen Psychologie, um angehende Lehrpersonen für professionelles Handeln im Deutschunterricht zu qualifizieren. Es gibt zudem Einblicke in sprach- und literaturwissenschaftliche Arbeitsweisen und Themen und sensibilisiert die Studierenden darüber hinaus für bildungswissenschaftliche empirische Methoden.
Das fachdidaktische Studium befähigt die Studierenden dazu, sprachliche Lehr- und Lernprozesse qualitätvoll anzuregen, zu begleiten und zu beurteilen, den sprachlichen Lern- und Entwicklungsstand von Lernenden zu diagnostizieren und das eigene berufliche Handeln fachdidaktisch zu reflektieren und begründete Entscheidungen zu treffen. Weiterhin trägt die Professur Rechnung dafür, dass die Lehrpersonen ihren Deutschunterricht digital gestützt konzipieren und den Herausforderungen heterogener Lerngruppen begegnen können, u.a. mit einem sprachbewussten Fachunterricht.
Ziel der Forschungs- und Entwicklungsprojekte ist es, die Sprachfähigkeiten der Jugendlichen und der jungen Erwachsenen auf der Sekundarstufe I und II zu fördern und damit auch einen Beitrag zur Verbesserung ihrer Lernbedingungen zu leisten.
Weiterbildung und andere Dienstleistungen
In Verbindung mit ihren inhaltlichen Schwerpunkten und ihren Forschungs- und Entwicklungsprojekten nimmt die Professur Aufgaben in der Weiterbildung von Lehrpersonen verschiedener Stufen wahr.
Untenstehend finden Sie eine Vielzahl von Weiterbildungsthemen:
Fachliches Lernen hängt in allen Unterrichtsfächern von sprachlichen Kompetenzen ab. Als Voraussetzung für erfolgreiche Lernprozesse müssen Schüler u. a. komplexe Sachtexte verstehen, fach- sowie bildungssprachliche Informationen entschlüsseln oder ihr eigenes fachliches Verständnis schriftlich mitteilen können. Dies bereitet einigen Schüler Schwierigkeiten. Das Konzept des sprachbewussten Fachunterrichts zielt darauf ab, dass Lehrpersonen ihren Fachunterricht lernendenorientiert gestalten und Sprache in den Dienst des fachlichen Lernens stellen. Im Fokus stehen alle Lernenden in heterogenen Klassen.
Fortbildungen zu sprachbewusstem Fachunterricht sind auf Langfristigkeit hin angelegt und haben neben der Unterrichtsebene auch die Schulebene im Blick. In unseren mehrteiligen Veranstaltungen werden zuerst die Prinzipien des sprachbewussten Fachunterrichts vorgestellt und mit Blick auf die Anforderungen verschiedener Unterrichtsfächer diskutiert. Dabei wird auch aufgezeigt, inwiefern Sprachförderung an einer Schule als gemeinsame, überfachliche Verantwortung zu verstehen ist, wodurch Implementierungsprozesse auf der Schulebene begünstigt werden. Die Teilnehmenden arbeiten i. d. R. am eigenen Material aus der schulischen Praxis, welches im Anschluss im eigenen Unterricht umgesetzt und in weiteren Teilen der Veranstaltung in Form eines Erfahrungsaustausches reflektiert wird. Ziel ist es, dass die Lehrpersonen die Prinzipien des sprachbewussten Fachunterrichts reflektiert und adaptiv in ihrem Unterricht anwenden können. Weiter besteht ein Ziel darin, dass die erarbeiteten Materialien im Kollegium der Schule zugänglich gemacht werden.
Das Leseverstehen ist eine zentrale Schlüsselkompetenz für schulischen Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe. In nahezu allen Unterrichtsfächern werden Texte genutzt, um Wissen zu erarbeiten. Um Lernenden den Zugang zu Texten zu ermöglichen, sollten den Schüler Lesestrategien vermittelt werden. Hierbei werden kognitive von metakognitiven Lesestrategien differenziert. Während kognitive Lesestrategien (z. B. Markieren, Zusammenfassen, Fragen an den Text stellen, Beispiele generieren) der Informationsverarbeitung im Umgang mit Texten dienen, flankieren metakognitive Strategien den Verstehensprozess und den kognitiven Strategieeinsatz (z. B. durch Planung, Überwachung, Regulation des Leseprozesses). Empirische Studien zeigen eindrucksvoll, dass die explizite Vermittlung von Lesestrategien das Leseverstehen von Schüler unterstützt.
Weiterbildungen zu diesem Themenkomplex umfassen nicht nur eine ausführliche Erläuterung von kognitiven und metakognitiven Strategien, sondern verdeutlichen auch ihre Relation zum (fachlichen) Verstehensprozess und erläutern Möglichkeiten der unterrichtlichen expliziten Vermittlung. Letztere umfasst mitunter die Erläuterung von konditionalem und prozeduralem Wissen (warum und wie nutze ich die Strategie) sowie die Modellierung des Strategieeinsatzes durch die Lehrperson. Die Teilnehmer erweitern ihre Expertise zu verschiedenen Strategiearten anhand von unterrichtlichen Beispieltexten und Methoden ihrer effektiven Vermittlung, die in Form von Workshops eingeübt werden.
Schüler sind mehr und mehr gefordert, digitale Texte zu verstehen, im Internet zu navigieren und zu recherchieren, Texte kritisch zu beurteilen und ein Gesamtverständnis mitunter mehrerer Texte zu erzielen. Demnach sind die Anforderungen an das Leseverstehen im digitalen Raum enorm gestiegen. Auch in der Unterrichtspraxis werden vermehrt digitale Texte eingesetzt, bspw. PDF-Texte und (multimodale) Internetquellen.
Um einem oberflächlichen Lesen entgegenzuwirken und eine tiefe Textverarbeitung sowie Fokussierung auf den Text zu fördern, sollten Lehrpersonen ihren Lernenden Lesetechniken und Strategien für das Verstehen digitaler Texte vermitteln und diese einüben lassen. Im Rahmen der Weiterbildung werden theoretische und empirische Einblicke zu digitalen Leseprozessen im Vergleich zum Printlesen geboten, Selbstversuche praktiziert und darauf aufbauend unterrichtspraktische Methoden für digitale Texte erprobt. Dabei werden solche Strategien fokussiert, die nachweislich das tiefe Verstehen von digitalen Texten unterstützen können, die den Leseprozess bewusster und steuerbar machen und Orientierung im digitalen Raum bieten. Weiterhin werden Strategien für die Quellenprüfung und das kritische Lesen bzw. das Erkennen von Fake News vorgestellt und diskutiert.
Studien verdeutlichen, dass Schüler Schwierigkeiten mit dem Lesen und Verstehen von Lehrmitteltexten haben. In den letzten Jahrzehnten wurde daher verstärkt Wert auf die Verständlichkeit und Gestaltung von schulischen Texten gelegt und lesbarere, sprachlich vereinfachte Texte erstellt. Allerdings sind sprachliche Vereinfachungen auf der Wort- und Satzebene für das fachliche Lernen oft nicht förderlich, da sie häufig mit einem Verlust an Informationen einhergehen.
Weiterbildungen zum Thema Texte im Unterricht bieten Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse zur Verständlichkeit von schulischen Texten und verdeutlichen, wie verschiedene Textmerkmale das Verstehen der Lernenden beeinflussen. Anhand von Beispielen aus der Unterrichtspraxis wird verdeutlicht, dass oberflächliche sprachliche Veränderungen, die nichts mit dem fachlichen Inhalt zu tun haben, das Textverstehen sogar erschweren können und tiefenstrukturellen Merkmalen unterlegen sind. Letztere schaffen explizite Zusammenhänge in Texten und verdeutlichen den Schüler Beziehungen innerhalb eines Textes, z. B. durch Konjunktionen. Was genau unter Tiefenstrukturmerkmalen zu verstehen ist und wie sie das Textverständnis effektiv unterstützen können, wird gemeinsam mit den teilnehmenden Lehrpersonen anhand von (eigenen) Materialien aus der Praxis reflektiert. Weiter wird in der Weiterbildung ein Analysetool für die Beurteilung der Textkomplexität entwickelt und Prinzipien der Textentlastung durch Tiefenstrukturmerkmale erprobt.
Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil der Schüler auf der Sekundarstufe nicht dazu in der Lage ist, einen Text adressatengerecht zu verfassen. Oder anders gesagt: Es gelingt ihnen nicht, Inhalte so zu verschriften, dass sie von der lesenden Person richtig verstanden werden können. Die Gründe sind unterschiedlich und reichen von fehlenden basalen Schreibkompetenzen über unzureichend verankertes Schreibwissen bis hin zu mangelnden Schreibstrategien. Letzteres zeigt sich im Unterrichtsalltag vor allem darin, dass schreibschwache Schüler dazu tendieren, Planungs- und Überarbeitungsprozesse zu tilgen und einfach draufloszuschreiben. In diversen Studien hat sich gezeigt, dass gerade für solche Lernende die explizite Vermittlung von Schreibstrategien besonders wirksam ist.
Weiterbildungen in diesem Bereich sind in der Regel so aufgebaut, dass die Teilnehmenden zuerst im Rahmen einer Weiterbildung die Grundlagen von kognitiven (Schreib-)Prozessen und entsprechenden Schreibstrategien kennenlernen. Dabei spielt auch die explizite Vermittlung im Unterricht eine wichtige Rolle. Die Teilnehmenden sammeln dann Erfahrungen im eigenen Unterricht und werten die Erfahrungen im Rahmen einer Reflexionsveranstaltung aus.
Mit den neuen technologischen Entwicklungen ist es möglich geworden, Texte per Mausklick generieren zu lassen. Die Texte wirken auf der sprachlichen Oberfläche oftmals sehr elaboriert, es stellt sich aber die Frage, ob damit die gewünschten Schreibziele erreicht werden und ob die Texte situations- und adressatengerecht formuliert sind.
Die Weiterbildung ist schreibdidaktisch ausgerichtet und es wird gemeinsam untersucht, wie Schüler befähigt und begleitet werden können, KI-Textgeneratoren kompetent und verantwortungsvoll zu nutzen. Dazu werden zum einen Hintergründe zur Funktionsweise von KI-Textgeneratoren vorgestellt und es wird in Übungen erprobt, was es heißt, gute Prompts zu formulieren. Zum anderen werden etablierte schreibdidaktische Grundlagen vermittelt, die eine zentrale Basis bilden, um auf die neu entstandenen Probleme reagieren zu können (Schreiben als soziale Praxis, Schreibprozessorientierung, metakognitives Monitoring). Abschließend wird in Übungen erprobt, wie KI-Textgeneratoren als Schreibassistenten oder -partner eingesetzt werden können, um ausgewählte Schreibprozesse (Planen, Formulieren, Überarbeiten) gezielt entlasten zu können.
Eine Kultur der Digitalität prägt den Deutschunterricht in zunehmendem Maße, sei es durch die ständige Verfügbarkeit von Informationen oder durch formulierende KI. Lese- und Schreibaufträge werden in einem digitalen Setting umgesetzt, was die Anforderungen an die Schüler ebenso verändert wie die Planungsentscheidungen der Deutschlehrpersonen. So sind die Schüler derweil bereits gewohnt, vor Beginn eines Schreibauftrags zunächst zu recherchieren, sich untereinander auszutauschen und im Rahmen der Schreibaufträge Programme zu nutzen, die ihnen bei der Umsetzung normgerechter Schreibung helfen. Lehrpersonen sind deshalb gefordert, Techniken zur zielgerichteten, kritisch-hinterfragenden Recherche anzuleiten, Kollaboration konstruktiv anzuleiten und so selbstorganisiertes Lernen zu fördern.
Im Deutschunterricht stehen uns eine Reihe hilfreicher Werkzeuge zur Verfügung, mit deren Hilfe wir Schüler individuell fördern können, etwa Apps zum Grammatikunterricht, die den Leistungsstand des einzelnen Schülers oder der einzelnen Schülerin erfassen und gezielt weitere Übungen zu noch vorhandenen Defiziten anbieten.
Insbesondere im Bereich des Prüfens (bzw. der Sichtbarmachung eines Kompetenzgewinns) wird jedoch vielfach noch an klassischen Methoden (Tests) festgehalten, die mitunter nicht mehr zur Realität des Deutschunterrichts in einer Kultur der Digitalität passen. Hier setzt die Weiterbildung an: Methoden zur Kompetenzvermittlung werden genauso vermittelt wie neue Formate, um einen Kompetenzgewinn sichtbar werden zu lassen (beispielsweise über Visual Summaries, selbstgestaltete Websites oder mehrphasige SOL-Projekte etc.).