Referat von Prof. Dr. Andrea Maihofer, Geschlechterforscherin und ehem. Leiterin Zentrum Gender Studies, Universität Basel, und Dr. Diana Baumgarten, Familiensoziologin und Geschlechterforscherin, Zentrum Gender Studies, Universität Basel
Je höher die Hierarchiestufe, desto grösser der Männeranteil – je tiefer der Status, desto grösser der Frauenanteil. Vertikale und horizontale Geschlechterungleichheiten haben unterschiedlichste Folgen für den jeweiligen Beruf, die darin Tätigen, aber auch für die ganze Gesellschaft.
Anschliessend Podiumsdiskussion mit Studierenden der PH sowie den unten aufgeführten Gästen.
Wie zeigen sich Geschlechterhierarchien im pädagogischen Berufsfeld und was braucht es, um die Gleichstellung voranzubringen?
Nathalie Berger, Primarlehrerin und Studentin Masterstudiengang Sonderpädagogik, Pädagogische Hochschule FHNW
Dr. Jacqueline Weber, stv. Leiterin Hauptabteilung Hochschulen, Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Basel-Landschaft
Prof. Dr. Lucien Criblez, Professor für Historische Bildungsforschung und Bildungspolitikanalysen, Universität Zürich
Moderation: Inés Mateos
Zum Abschluss findet ein Ausklingen mit Getränken statt.
Das Wissen um die historischen Entwicklungen und Zusammenhänge ist bei der Analyse gegenwärtiger Vorstellungen von Erwerbsarbeit sowie dem Verhältnis der Geschlechter zur Erwerbsarbeit enorm hilfreich. Und nicht nur das. Auch statistische Befunde zur anhaltenden Ungleichheit in Ausbildungs- und Berufsverläufen werden dadurch erklärbar. Erst in einer historischen Perspektive wird zum Beispiel deutlich, wie die Vorstellungen, dass nur diejenigen Frauen* Vollzeit erwerbstätig sein sollen, die entweder alleine leben bzw. alleinerziehend sind oder deren Mann* zu wenig verdient, bis heute nachwirken.
Doch erst mit der Etablierung der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft entstand die bis heute nachwirkende Norm, dass es die Aufgabe des (Ehe-)Mannes* ist, das Familieneinkommen zu sichern. Die Einsicht in die Historizität dieser bürgerlichen Norm des (Ehe-)Mannes* als Familienernährer und der Frau* als Hausfrau und Mutter, also der Etablierung dieser cisheteropatriarchalen familialen Arbeitsteilung, hilft nicht nur diese Norm zu relativieren, sondern auch den Blick zu öffnen, sowohl für ihre gegenwärtig noch anhaltende Wirkmächtigkeit als auch für Ansätze ihres gegenwärtigen Schwindens.
Vor diesem Hintergrund werden im Referat «Berufe und der Faktor Geschlecht» Ergebnisse aus verschiedenen empirischen Forschungen der Vortragenden dargestellt und abschliessend bezogen auf ihre Konsequenzen für das Berufsfeld von Lehrpersonen diskutiert.
Prof. Dr. Andrea Maihofer ist Professorin für Geschlechterforschung an der Universität Basel und ehem. Leiterin des Zentrums Gender Studies. Forschungsschwerpunkte: Wandel und Persistenz der Geschlechterverhältnisse: Familie, Sozialisation, Berufsverläufe, Männlichkeit(en), Sexualität, Geschlechter- und Gesellschaftstheorie, Normen/Normativität/Normalisierung.
Dr. Diana Baumgarten ist assoziierte Forscherin und Lehrbeauftragte am Zentrum Gender Studies der Universität Basel. Ihre Expertise liegt einerseits auf dem Themenkomplex Familie, familiale Arbeitsteilung, Vorstellungen von Männlichkeit und Vaterschaft, Vorstellungen von Weiblichkeit und Mutterschaft sowie den Wechselbeziehungen von Familien- und Berufsvorstellungen. Andererseits setzt sie sich seit Längerem mit der kritischen Männlichkeitenforschung auseinander.