Studientag VALS-ASLA 2019
Mehrschriftlichkeit im Fremdsprachenerwerb.
Im Zentrum des Studientages stehen der Erwerb und die Förderung von Mehrschriftlichkeit mit Fokus auf das inner- und ausserschulische Fremdsprachenlernen.
Aus Sicht der Mehrsprachigkeitsforschung und -didaktik, welche ein dynamisches Zusammenspiel der Sprachen im sprachlichen Repertoire postulieren, stellt sich die Frage, inwiefern sich konzeptionelle Schriftlichkeit transversal entwickelt und inwieweit sie transversal gefördert werden kann oder sollte.
Die Tagung setzt folgende Schwerpunkte:
- Fremdsprachenerwerb und Transversalität im Lesen und Schreiben mit Bezug auf andere Sprachen in mehrsprachigen Repertoires (z.B. Schulsprache(n), weitere Fremdsprache(n), Herkunftssprache(n))
- Mehrsprachige Praktiken in der Schriftlichkeit in Rezeption und Produktion im Kontext des inner- und ausserschulischen bzw. ausserinstitutionellen Fremdsprachenerwerbs
- Möglichkeiten und Grenzen der Diagnostik und Einschätzung mehrschriftlicher Kompetenz
- Modelle der Mehrschriftlichkeit und damit verbundene Forschungsmethoden
Publikation
Eine open access Publikation der Tagungsakten im Bulletin VALS-ASLA «hors-série» ist vorgesehen, für welche die Beiträge der Tagung eingereicht werden können. Weitere Informationen werden anlässlich der Tagung folgen.
Verantwortlich für die Tagung
Giuseppe Manno, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Mirjam Egli Cuenat, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Tagungskoordination
Magalie Desgrippes, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Keynote Speakers
Nicole Marx, Professorin für Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache, Universität Bremen
Danièle Moore, Professor, Faculty of Education, Simon Fraser University, Vancouver
Nicole Marx, Professorin für Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache, Universität Bremen
Zum Status und zur Förderung der Mehrschriftlichkeit im Rahmen eines Gesamtsprachencurriculums
Das bildungspolitische Interesse an einer erweiterten Sprachenbildung im institutionellen Kontext ist in den letzten Jahren weiter gewachsen. Dies liegt u.a. am Wunsch der Unterstützung von Beziehungen mit Nachbarländern und Wirtschaftspartnern, an der Verfestigung der offiziellen Anerkennung und am Schutz von sprachlichen Minderheiten durch die 1992 verabschiedete Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (Europarat 1992), und nicht zuletzt an den seit 2015 in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückten sprachlichen Ausbildungsbedürfnissen auf Grund von Flucht- und Migrationsbewegungen. Dies mündet im schulischen Kontext insbesondere in curriculare Bestrebungen, die über die jeweiligen länderspezifischen Amtssprachen und „typischen“ schulischen Fremdsprachen hinausgehen und auch mögliche Herkunftssprachen der Bildungsteilnehmenden ins Visier nehmen.
Die häufigste Begründung einer institutionellen Unterstützung nichtamtlicher Erst -und Herkunftssprachen ist allerdings nicht ihr potentieller kultureller Wert, auch nicht ihr ökonomischer, sondern sie basiert auf pragmatischen Überlegungen: Es wird angenommen, dass Zusammenhänge zwischen literalen Kompetenzen in der Familiensprache und der Amtssprache bestehen. Als Erklärungsgrundlage wird i.d.R. die sog. „Interdependenzhypothese“ von Cummins (zunächst 1981) genannt, der zufolge sich Unterricht in einer Sprache (Lx) auf das Lernen in einer anderen Sprache (Ly) auswirken kann. Sie postuliert somit eine kausale Beziehung zwischen sprachlichen Systemen. Im deutschsprachigen Raum wird oft angenommen, dass eine institutionelle Unterstützung der Herkunftssprache positive Effekte auf die amtssprachlichen Fähigkeiten und somit insgesamt auf die Bildungschancen und den Bildungsverlauf haben wird (s. hierzu die Diskussion über transitorische bilinguale Erziehungskonzepte, u.a. (Thürmann 2003).
Dass eine große Bandbreite (nicht nur literal-sprachlicher) Kompetenzen in unterschiedlichem Maße miteinander zusammenhängen, ist durch mindestens 30 Jahre Mehrsprachigkeitsforschung gut belegt (vgl. u.v.a. Bialystok 1988, Bild/Swain 1989, Clyne/Cassia 1999, Cummins 2000, Genesee 1979, Jessner 2006, Malakoff 1992, Swain et al. 1990, Verhoeven 1997). Von primärem Interesse für die gesamtsprachliche Didaktik sind jedoch kausale Auswirkungen. Deren Nachweis ist allerdings ein sowohl theoretisch als auch forschungsmethodisch deutlich schwierigeres Unterfangen, sind doch mehrere Faktoren für die mehrsprachlichen Entwicklungen Lernender verantwortlich zu machen. Allein experimentelle Zugriffe, v.a. in Form unterrichtsbezogener Interventionen, ermöglichen eine Prüfung solcher Annahmen und ihres didaktischen Wertes (vgl. z.B. Marx 2005 für Deutsch als Tertiärsprache nach Englisch als erster Fremdsprache).
Gegen die gängige Interpretation der Interdependenzhypothese im Kontext des Herkunftssprachenunterrichts ist darüber hinaus ein logischer Einwand vorzubringen. Denn eine solche Transformation sprachlicher Fähigkeiten (vgl. Larsen-Freeman 2013) verläuft i.d.R. in Richtung der stärkeren zur schwächeren Sprache (u.a. Williams/Hammarberg 1998). Nach neueren Erkenntnissen ist aber anzunehmen, dass Herkunftssprachensprechende höhere literale Kompetenzen in der jeweiligen Amtssprache aufweisen, werden diese doch im Bildungsverlauf deutlich intensiver unterstützt (vgl. u.a. Brehmer/Mehlhorn 2015 für Russisch oder Rauch et al. 2012 für Türkisch).
Für die (Mehr-)Sprachenschreibdidaktik im Rahmen eines umfassenden Gesamtsprachencurriculums ist somit die Frage zu stellen, ob schriftliche Fähigkeiten in unterschiedlichen Sprachen, u.a. den Herkunftssprachen, durch den Ausbau spezifischer Schreibkompetenzen in einer literal stärker ausgebauten Sprache gefördert werden können.
Im Rahmen des Vortrags soll just diese Frage auf den Prüfstand gestellt werden. Hierfür wird u.a. auf das 2013-2016 vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Interventionsforschungsprojekt SimO (Schreibförderung in der multilingualen Orientierungsstufe) rekurriert, das an den Universitäten Siegen (Torsten Steinhoff, Lars Rüßmann) und Bremen (Nicole Marx, Anne Kathrin Wenk) durchgeführt wurde. Im Projekt wurde bei bilingualen Schüler/innen untersucht, wie sich der Einsatz von unterschiedlich konturierten Schreibarrangements im Deutschunterricht auf die Qualität von Texten sowohl im Deutschen als auch im Türkischen auswirkt. Es konnte gezeigt werden, dass eine Förderung der literal stärkeren Sprache Deutsch auch positive Auswirkungen auf die Familiensprache Türkisch haben kann – aber nur unter bestimmten Bedingungen der Schreibarrangements.
Der Vortrag schließt mit empirisch fundierten, praxisrelevanten Vorschlägen für die sprachenübergreifende und somit fächerübergreifende Sprachförderung im schulischen Kontext und zeigt auf, dass die Annahme kausaler Zusammenhänge zwischen Sprachen differenziert zu betrachten ist.
Literaturverzeichnis
- Bialystok, Ellen (1988): Levels of bilingualism and levels of linguistic awareness. In: Developmental Psychology 24 (24), S. 560–567.
- Bild, Eva-Rebecca; Swain, Merrill (1989): Minority language students in a French immersion programme: their French proficiency. In: Journal of Multilingual and Multicultural Development 10 (3), S. 255–274.
- Brehmer, Bernhard; Mehlhorn, Grit (2015): Russisch als Herkunftssprache in Deutschland. Ein holistischer Ansatz zur Erforschung des Potenzials von Herkunftssprachen. In: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 26 (1), S. 85–123.
- Clyne, Michael; Cassia, Paola (1999): Trilingualism, immigration and relatedness of languages. In: International Review of Applied Linguistics (123), S. 57–77.
- Cummins, Jim (1981): The role of primary language development in promoting educational success for language minority students. In: California State Department of Education Los Angeles (Hg.): Schooling and language minority students: a theoretical framework. Los Angeles: Evaluation, Dissemination and Assessment Center of California State University, S. 3–49.
- Cummins, Jim (2000): Language, power and pedagogy. Bilingual children in the crossfire. Clevedon: Multilingual Matters.
- Europarat (1992): Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Straßburg (Sammlung Europäischer Verträge, 148).
- Genesee, Fred (1979): Acquisition of reading skills in immersion programs. In: Foreign Language Annals (12), S. 71–77.
- Jessner, Ulrike (2006): Linguistic awareness in multilinguals. English as a third language. Edinburgh: Edinburgh University Press.
- Larsen-Freeman, Diane (2013): Transfer of learning transformed. In: Language Learning 63 (1), S. 107–129.
- Malakoff, Marguerite E. (1992): Translation ability: a natural bilingual and metalinguistic skill. In: R. J. Harris (Hg.): Cognitive processing in bilinguals. Amsterdam: North Holland, S. 515–529.
- Marx, Nicole (2005): Hörverstehensleistungen im Deutschen als Tertiärsprache. Zum Nutzen eines Sensibilisierungsunterrichts in «DaFnE». Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren.
- Rauch, Dominique; Naumann, Johannes; Jude, Nina (2012): Metalinguistic awareness mediates effects of full biliteracy on third-language reading proficiency in Turkish-German bilinguals. In: International Journal of Bilingualism 16 (4), S. 402–418.
- Swain, Merrill; Lapkin, Sharon; Rowen, Norman; Hart, Doug (1990): The role of mother tongue literacy in third language learning. In: Language, Culture and Curriculum 3 (1), S. 65-81. DOI: 10.1080/07908319009525073.
- Thürmann, Eike (2003): Herkunftssprachenunterricht. In: Karl-Richard Bausch, Herbert Christ und Hans-Jürgen Krumm (Hg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. 5. Aufl. Tübingen und Basel: Francke, S. 163–168.
- Verhoeven, Ludo (1997): Acquisition of literacy by immigrant children. In: Clotilde Pontecorvo (Hg.): Writing development. An interdisciplinary view. Amsterdam: Benjamins (Studies in Written Language and Literacy, 6), S. 219–240.
- Williams, Sarah; Hammarberg, Björn (1998): Language switches in L3 production: implications for a polyglot speaking model. In: Applied Linguistics 19 (3), S. 295–333.
Nicole Marx ist Professorin für Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache an der Universität Bremen. Derzeit forscht sie insbesondere zu Fragen der bilingualen Schreibentwicklung in Kontexten der Migration, zum Lehren und Lernen von zweiten und weiteren Fremdsprachen (Tertiärsprachen), und zu didaktischen Interventionen zur Unterstützung der Entwicklung bildungssprachlicher Fähigkeiten in der Schule.
http://www.nicole-marx.de
Ausgewählte bibliographische Referenzen der Vortragenden:
- Albert, Ruth und Nicole Marx 2016. Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung. Quantitative Studien von der Planungsphase bis zum Forschungsbericht. 3., überarbeitete Auflage. (Reihe Narr Studienbücher) Tübingen: Narr.
- Marx, Nicole 2005. Hörverstehensleistungen im Deutschen als Tertiärsprache: zum Nutzen eines Sensibilisierungsunterrichts im «DaFnE». Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
- Marx, Nicole 2017. Schreiber/innen mit nichtdeutscher Familiensprache. In: Michael Becker-Mrotzek, Joachim Grabowski und Torsten Steinhoff (Hg.). Forschungshandbuch empirische Schreibdidaktik. Münster: Waxmann, 139–152.
- Wenk, Anne Kathrin, Nicole Marx, Torsten Steinhoff und Lars Rüßmann 2016. Interlinguale Förderung von Schreibfähigkeiten bilingualer Schülerinnen und Schüler. Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 27 (2), 151–179.
Danièle Moore, Professor, Faculty of Education, Simon Fraser University, Vancouver
Pluriliteralität, mehrsprachige Textpraktiken und Sprachaneignung: didaktische Überlegungen
Mehrsprachige mischen bei der Sprachproduktion bekanntlich ihre Sprachen. Allerdings bleibt die Schule weiterhin hilflos, wenn diese Mischphänomene beim Schreiben auftreten und dabei Sprachen und manchmal Schriften miteinander verflochten werden. Sollen solche gemischten Praktiken hingenommen, ja sogar gefördert werden? Hindern sie oder unterstützen sie eher das Lernen, wenn ja wovon und wie? Wie sollen diese Texte, die sich an unterschiedlichen Normen orientieren, mit Bezug auf die von der Institution getragenen Norm eingeordnet werden?
Basierend auf Feldbeobachtungen in diversen schulischen sowie ausserschulischen bzw. -institutionellen Sprachlernkontexten erforscht dieser Beitrag das mehrschriftliche Potential mehrsprachiger Produktionen sowie ihre Rolle in unterschiedlichen Lernprojekten, mit Blick auf Bezüge zwischen Sprachen und Wissensbeständen. Es werden einige theoretische Positionierungen der Sprachendidaktik in Europa (insbesondere aus dem frankophonen Sprachraum) und in Nordamerika erörtert, welche sich der Thematik dieser textuellen und schriftlichen Verflechtungen annehmen.
Aus der Perspektive der Mehrschriftlichkeit oder des translanguaging werden multidimensionale Ansätze hervorgehoben. Das mehrsprachige Schreiben wird dort als eine Ästhetik der Spur und der Linienführung erfasst, als ein Raum der Reflexivität (Farmer & Prasad, 2014) sowie des Ausdrucks mehrsprachiger Identität der Lernenden (Mathis, 2014) im Dienste der Entwicklung von Mehrschriftlichkeit und des Aufbaus von fachlichem Wissen, wobei sowohl Fantasie als auch kognitive Flexibilität der Lernenden gefordert werden. Wir reihen uns damit in die Bestrebungen ein, die mehrschriftliche Kompetenz holistisch zu erfassen, unter Einbezug der Verflechtungen und Bewegungen zwischen den Sprachen (Sprachwechsel, code-meshing, Sprachentlehnungen, Transfers, translanguaging usw.) sowie reflexiver Äusserungen von Lernenden über ihr sprachliches Handeln. Solche Ausprägungen mehrsprachiger Textproduktion mobilisieren die Bewegung in einer situierten Handlung, wo der Handelnde (acteur) (Coste & Simon, 2009) zum Autor (auteur) seiner eigenen Praktiken und seines Lernens wird.
Die vorgestellten Beispiele ermutigen dazu, mehrsprachige Perspektiven im Fremdsprachen- und Sachfachunterricht vermehrt zu berücksichtigen sowie Vorstellungswelten (Auger, Dervin, & Suomela-Salmi, 2009; Castellotti & Moore, 2009) und ästhetische Dimensionen dieses Lernens (Sinclair, 2011) stärker in den Blick zu nehmen. Indem ineinandergreifende, verwobene, ja sogar ineinanderfliessende Auffassungen des Sprachgebrauchs und -lernens fokussiert werden, markiert der mehrsprachige Ansatz einen klaren Bruch mit der Sicht einer Didaktik, welche Sprachen klar identifiziert bzw. identifizierbar einstuft. Die Beziehungen zwischen den Sprachen und die Tatsache, dass sie sich gegenseitig nähren, erscheinen im Gegenteil entscheidend, wie auch der Gedanke, dass damit die Lernenden mit einem originalen und nützlichen soziokognitiven Kapital ausgestattet werden, welches über pädagogisches Handeln gewinnbringend zu fördern wäre.
Literaturverzeichnis
- Auger, N., Dervin, F., & Suomela-Salmi, E. (2009). Pour une didactique des imaginaires dans l’enseignement-apprentissage des langues étrangères. Paris : L’Harmattan.
- Canagarajah, S. (Hg.)(2013). Literacy as Translingual Practice. Between Communities and Classrooms. Oxon: Routledge.
- Castellotti, V. & Moore, D. (2009). Dessins d’enfants et constructions plurilingues. Territoires imagés et parcours imaginés. Dans M. Molinié (Hg.), Le dessin réflexif. Élément pour une herméneutique du sujet plurilingue (Pp. 45–85). Paris : CRTF-Encrages, Belles Lettres.
- Coste, D., & Simon, D.-L. (2009). The plurilingual social actor. International Journal of Multilingualism, 6 (2), 168–185.
- Farmer, D., & Prasad, G. (2014). Mise en récit de la mobilité chez les élèves plurilingues : portraits de langues et photos qui engagent les jeunes dans une démarche réflexive. Glottopol, 24, 80–98.
- Mathis, N. (2014), Pratiques de littératies en atelier d’écriture plurielle : une fenêtre ouverte à l’expression d’identités plurilingues. Spirale - Revue de Recherches en Éducation, 53, 73–85.
- Moore, D. (2018). PASTeL au musée. Plurilinguismes, AST (Art, Sciences, Technologie) et Littératies, quelles contributions pour la didactique du plurilinguisme ? Mélanges CRAPEL, 38(1), 59–81.
- Sinclair, N. (2011). Aesthetic Considerations in Mathematics. Journal of Humanistic Mathematics, 1(1), 2-32. DOI: 10.5642/jhummath.201101.03
Danièle Moore ist ordentliche Professorin an der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Simon Fraser in Vancouver, und Forschungsleiterin an der Universität Paris 3 – Sorbonne Nouvelle in Paris. Ihre Forschung in Soziolinguistik, Sprachendidaktik und Sprachenerwerb bezieht sich auf die Erforschung von Mehrsprachigkeitsphänomenen, die Analyse von Interaktionen im Klassenzimmer, die Entwicklung von Mehrschriftlichkeit und den Erwerb von Tertiärsprachen, im Kontext unterschiedlicher sprachlicher und kultureller Kontakte. Ihre neuesten Studien umfassen die Untersuchung der intergenerationalen Weitergabe von Sprachen in einem Programm zur Wiederbelebung der autochthonen Sprachen in Britisch-Kolumbien, der mehrschriftlichen Entwicklung bei dreisprachigen Kindern sowie der sozialen und schulischen Inklusion von schutzbedürftigen Kindern und ihren Familien im kanadischen Schulsystem und in der Gemeinschaft. Sie ist Autorin des Buches Plurilinguisme et école (Paris : Editions Didier, Collection LAL, 2006), und mehrerer Referenzwerke für den Europarat, u.a. Compétence plurilingue et pluriculturelle (mit Daniel Coste und Geneviève Zarate, 1997 und 2009) und Valoriser, mobiliser et développer les répertoires plurilingues et pluriculturels pour une meilleure intégration scolaire (mit Véronique Castelloti, 2010). Sie ist Herausgeberin, mit Murray Munro, der Zeitschrift Revue Canadienne des Langues Vivantes/The Canadian Review of Modern Language.
http://www.sfu.ca/education/faculty-profiles/dmoore.html
Mehrschriftlichkeit (multiliteracy) im Fremdsprachenerwerb innerhalb und ausserhalb der Schule
Im Zentrum des Studientages stehen der Erwerb und die Förderung von Mehrschriftlichkeit mit Fokus auf das inner- und ausserschulische Fremdsprachenlernen. Mehrschriftlichkeit wird definiert als die Fähigkeit, konzeptionelle Schriftlichkeit (Literalität) in mehreren Sprachen bzw. Fremdsprachen zu praktizieren. Der Fokus liegt auf der Textkompetenz, d.h. auf der Fähigkeit, verschiedenartige Textsorten zu produzieren und zu rezipieren bzw. selbstständig mit monologischer, durchkomponierter schriftlicher oder mündlicher Sprache in einer zerdehnten Sprachsituation umzugehen. Aus Sicht der Mehrsprachigkeitsforschung und -didaktik, welche ein dynamisches Zusammenspiel der Sprachen im sprachlichen Repertoire postulieren, stellt sich die Frage, inwiefern sich konzeptionelle Schriftlichkeit transversal entwickelt und inwieweit sie transversal gefördert werden kann oder sollte. Die Forschung zum Fremdsprachenerwerb zeigt, dass fremdsprachliche Textproduktions- und -rezeptionsprozeduren stark auf bereits in vorgängigen Schulsprachen erworbenen Kompetenzen aufbauen. Sowohl aus der Zweit- als auch aus der Tertiärsprachenerwerbsforschung mehren sich Hinweise darauf, dass beim Erwerb mehrerer Fremdsprachen Synergien beim Lesen und Schreiben genutzt werden können (z.B. auf lexikalischer Ebene Kognaten, Rückgriff auf bestehendes Textsortenwissen, Strategien, Schreibroutinen). Ein weiteres Themenfeld stellt die simultane Aktivierung mehrerer (Fremd-)Sprachen bei der Produktion konzeptionell schriftlicher Texte im Sinne von sprachlichen Mischphänomenen (z.B. Translanguaging) und die damit verbundene Normenproblematik dar. Schliesslich kann danach gefragt werden, welchen Beitrag die Fremdsprachen zum Aufbau von sprachenübergreifenden Wissensbeständen im Gesamtrepertoire der Lernenden leisten können.
Vorträge in diesem interdisziplinären Forschungsfeld sind in folgenden Bereichen möglich und erwünscht:
- Fremdsprachenerwerb und Transversalität im Lesen und Schreiben mit Bezug auf andere Sprachen in mehrsprachigen Repertoires (z.B. Schulsprache(n), weitere Fremdsprache(n), Herkunftssprache(n))
- Mehrsprachige Praktiken in der Schriftlichkeit in Rezeption und Produktion im Kontext des inner- und ausserschulischen bzw. ausserinstitutionellen Fremdsprachenerwerbs
- Möglichkeiten und Grenzen der Diagnostik und Einschätzung mehrschriftlicher Kompetenz
- Modelle der Mehrschriftlichkeit und damit verbundene Forschungsmethoden
Organisationsform
Eintägige Veranstaltung. Geplant sind zwei Plenarvorträge sowie individuelle Beiträge in zwei bis drei parallelen Sektionen. Die Konferenzsprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch.
Beiträge
Die Beiträge gestalten sich als individuelle Referate. Für jeden Beitrag ist ein Zeitfenster von 30 Minuten (20 Minuten Referat, 10 Minuten Diskussion) vorgesehen. Referate können auf Deutsch, Französisch oder Englisch gehalten werden.
Richtlinien zur Einreichung von Beiträgen
Für jeden Beitrag ist ein Abstract im Umfang von maximal 500 Wörtern einzureichen (exkl. Bibliographie). Die Eingabe erfordert Angaben zur Zuordnung zu einem der 4 oben genannten Bereiche, zum Titel, zum Thema, zum theoretischen Rahmen, zum Forschungsumfeld und zu den Leitfragen, bei empirischen Arbeiten auch Hinweise zur Forschungsmethodik und zu den bereits vorliegenden Ergebnissen, Bibliographie (zählt nicht zu den 500 Wörtern). Fügen Sie 3 bis 5 Schlüsselwörter hinzu.
Termin für das Einreichen von Beiträgen: So, 09.09.2018
Review-Verfahren
Alle eingereichten Beiträge werden anonym durch zwei Mitglieder des wissenschaftlichen Komitees evaluiert. Kriterien der Evaluation sind: allgemeine Qualität des Beitrages, Relevanz der Forschungsfrage, Nachvollziehbarkeit und Stringenz des Vorgehens, Innovationspotenzial sowie gegebenenfalls die Qualität der erhobenen Daten und der Resultate, Bezug zu einem der vier Bereiche des Studientags.
Die Rückmeldung der Review-Ergebnisse erfolgt bis Do, 4.10.2018
Achtung: die Anmeldung zur Tagung erfolgt über einen separaten Link: zur Anmeldung
Wissenschaftliches Komitee
- Jean-François de Pietro, IRDP Neuchâtel
- Laurent Gajo, Université de Genève
- Britta Hufeisen, Technische Universität Darmstadt
- Georges Lüdi, Universität Basel
- Martin Luginbühl, Universität Basel
- Johanna Miecznikowski, Università della Svizzera Italiana, Lugano
- Claudia Schmellentin, PH FHNW
- Regula Schmidlin, Université de Fribourg
- Ingo Thonhauser, HEP Vaud
Datum: 25. Januar 2019, 8.30–18.00 Uhr
Ort: Campus Brugg/Windisch (AG), Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Einschreibegebühren
- Mitglieder VALS-ASLA (inkl. Verpflegungs- und Mittagessenspauschale): CHF 35.–
- Nichtmitglieder ASLA (inkl. Verpflegungs- und Mittagessenspauschale): CHF 65.–
- Tagungsgebühren Studierende und Doktorierende (inkl. Zwischenverpflegung, ohne Mittagessen): CHF 15.–
Verantwortlich für die Tagung
Giuseppe Manno, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Sekundarstufe I/II, Professur Didaktik der romanischen Sprachen und ihre Disziplinen, FHNW Campus, Hofackerstrasse 30, 4132 Muttenz, E-Mail: giuseppe.manno@fhnw.ch
Mirjam Egli Cuenat, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Primarstufe, Professur Französischdidaktik und ihre Disziplinen, Obere Sternengasse 7, 4502 Solothurn, E-Mail mirjam.egli@fhnw.ch
Tagungskoordination
Magalie Desgrippes, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, Professur Französischdidaktik und ihre Disziplinen, Obere Sternengasse 7, 4502 Solothurn
Hotels in Brugg
- Hotel Rotes Haus Brugg, www.roteshausbrugg.ch
- Gotthard Hotel, www.hotelgotthard.ch
- Hotel Terminus, www.terminus-brugg.ch
Programm: 25. Januar 2019
Detailliertes Programm (PDF)
Datum und Zeit
25.1.2019, 8:30–18:00 Uhr iCal
Ort
Campus Brugg-Windisch
Veranstaltet durch
Pädagogische Hochschule
Vereinigung für Angewandte Linguistik in der Schweiz
Kosten
Die Details zu den Kosten finden Sie im Bereich Anmeldung/Kosten.
Kontakt bei Fragen
Journée d'études VALS-ASLA
Plurilittératie dans l’apprentissage des langues étrangères
Cette journée d'études sera consacrée à l’apprentissage et à l’encouragement de la plurilittératie dans le contexte de l’apprentissage intra- et extrascolaire des langues étrangères.
Du point de vue de la recherche sur l’apprentissage plurilingue et de la didactique du plurilinguisme postulant une interaction dynamique des langues dans les répertoires langagiers des individus, la question se pose de savoir dans quelle mesure la littératie se développe de manière transversale et si elle peut ou devrait également être promue de manière transversale.
La journée d’études est structurée selon les domaines suivants:
- Transversalité en lecture et en écriture dans les répertoires plurilingues dans le contexte de l’apprentissage des langues étrangères, incluant, par exemple, la/les langue(s) de scolarisation, une ou plusieurs autres langue(s) étrangère(s) ou langue(s) d’origine.
- Pratiques de littératie plurilingues en réception et production dans le contexte de l'apprentissage des langues étrangères dans et hors de l'école/des institutions.
- Possibilités et limites du diagnostic et de l’évaluation de la compétence de littératie plurilingue.
- Modèles de plurilittératie et méthodes de recherche correspondantes.
Publication
La publication des Actes de la journée d’études est prévue en open access dans un Bulletin Vals-Asla « hors-série », publication pour laquelle il sera possible de soumettre les communications présentée. Des informations complémentaires seront communiquées lors de la journée d’études.
Responsables de la journée d’études
Giuseppe Manno, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Mirjam Egli Cuenat, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Coordination
Magalie Desgrippes, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Conférencières invitées
Nicole Marx, Professorin für Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache, Universität Bremen
Danièle Moore, Professor, Faculty of Education, Simon Fraser University, Vancouver
Nicole Marx, Professorin für Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache, Universität Bremen
Du statut et de l’encouragement de la plurilittératie dans le cadre d’un curriculum global des langues.
Ces dernières années, on constate un intérêt croissant des politiques éducatives envers un élargissement de la formation en langues dans le contexte institutionnel. Ce phénomène est lié, entre autres, au souhait de soutenir les relations entre pays voisins et partenaires économiques, à une reconnaissance officielle toujours plus affirmée et à la protection des minorités linguistiques au travers de la Charte européenne des langues régionales ou minoritaires adoptée en 1992 (Conseil de l’Europe 1992), sans oublier les besoins en formation en langues faisant suite aux mouvements de réfugiés et migrants, particulièrement au centre de l’attention publique depuis 2015.
Dans le contexte scolaire, cela débouche sur des efforts au niveau du curriculum visant à prendre en compte, en plus des langues officielles spécifiques aux pays et des langues étrangères « typiques », les possibles langues d’origine des parties prenantes au système éducatif.
Le plus souvent cependant, ce soutien institutionnel des langues premières et langues d’origine non-officielles n’est pas motivé par leur potentiel en termes de valeur culturelle, ni par une valeur économique, mais se base essentiellement sur des réflexions pragmatiques : il est présumé qu’un lien existe entre les compétences en littératie de la langue familiale et de la langue officielle. Pour toute justification, c’est « l’hypothèse de l’interdépendance » de Cummins (1981 et après) qui est citée en général, hypothèse selon laquelle l’enseignement dans une langue (Lx) pourrait avoir des conséquences dans une autre langue (Ly). C’est donc une relation causale entre les systèmes linguistiques qui est ici postulée. Dans l’espace germanophone, on présume souvent qu’un soutien institutionnel des langues d’origine aura des effets positifs sur les capacités en langue officielle et donc, dans l’ensemble, sur les opportunités éducatives et le parcours scolaire (voir à ce propos la discussion sur les concepts éducatifs bilingues transitoires, entre autres Thürmann 2003).
Qu’un large éventail de compétences (pas seulement de l’ordre de la langue et de la littératie) soient corrélées de manière plus ou moins forte, cela a été démontré par au moins 30 ans de recherche sur le plurilinguisme (cf. Bialystok 1988, Bild et Swain 1989, Clyne et Cassia 1999, Cummins 2000, Genesee 1979, Jessner 2006, Malakoff 1992, Swain et al. 1990, Verhoeven 1997, etc.). Toutefois, ce qui intéresse de prime abord la didactique transversale des langues, ce sont les relations causales. En établir la preuve constitue toutefois une tâche nettement plus complexe autant sur le plan théorique que des méthodes de recherche, puisque plusieurs facteurs sont susceptibles de favoriser le développement plurilingue des apprenants.
Seules des approches expérimentales, en particulier sous la forme d’interventions en contexte d’enseignement, permettent d’examiner de telles hypothèses et leur valeur didactique (cf. p.ex. Marx 2005 sur l’’allemand langue tertiaire après l’anglais, première langue étrangère).
Il faut, qui plus est, avancer une objection logique à l’interprétation usuelle de l’hypothèse de l’interdépendance dans le contexte de l’enseignement en langue d’origine. En effet, une telle transformation de capacités langagières (cf. Larsen-Freeman 2013) est généralement censée se produire de la langue la plus forte vers la plus faible (cf. p.ex. Williams et Hammarberg 1998). Or, les études les plus récentes montrent au contraire que les locuteurs de langues d’origine font preuve de meilleures compétences en littératie dans les langues officielles respectives, ces dernières faisant l’objet d’un soutien bien plus intensif pendant le parcours scolaire (cf. entre autres Brehmer et Mehlhorn 2015 pour le russe ou Rauch et al. 2012 pour le turc).
Il convient donc, pour une didactique de la littératie (plurilingue) dans le cadre d’un curriculum global des langues prétendant à l’exhaustivité, de se demander si les capacités scripturales dans plusieurs langues, dans les langues d’origine entre autres, peuvent profiter de l’amélioration de compétences écrites spécifiques dans une langue dont la littératie est plus fortement développée.
C’est exactement cette question qu’il s’agira d’examiner dans le cadre de cette conférence. Pour cela, il sera fait référence au projet d’intervention SimO (Soutien en littératie à l’école d’orientation multilingue/ Schreibförderung in der multilingualen Orientierungsstufe) soutenu de 2013 à 2016 par le Ministère fédéral de l’éducation et de la recherche allemand, et réalisé dans les Universités de Siegen (Torsten Steinhoff, Lars Rüßmann) et Brême ((Nicole Marx, Anne Kathrin Wenk). Ce projet était centré sur l’étude de l’influence de différents dispositifs didactiques dans l’enseignement de l’allemand sur la qualité de textes écrits en allemand et en turc. D’après les résultats de cette étude, le soutien de la littératie dans la langue forte, ici l’allemand, peut avoir des effets positifs sur la langue familiale turque – mais seulement sous des conditions spécifiques prévues par les dispositifs d’écriture.
La conférence se clora sur des propositions empiriquement fondées et pertinentes pour la pratique scolaire concernant le soutien linguistique transversal à plusieurs langues et donc à plusieurs matières à la fois et démontrera que le postulat d’un lien causal entre les langues est à considérer de manière nuancée.
Références:
- Bialystok, Ellen (1988): Levels of bilingualism and levels of linguistic awareness. In: Developmental Psychology 24 (24), p. 560–567.
- Bild, Eva-Rebecca; Swain, Merrill (1989): Minority language students in a French immersion programme: their French proficiency. In: Journal of Multilingual and Multicultural Development 10 (3), p. 255–274.
- Brehmer, Bernhard; Mehlhorn, Grit (2015): Russisch als Herkunftssprache in Deutschland. Ein holistischer Ansatz zur Erforschung des Potenzials von Herkunftssprachen. In: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 26 (1), p. 85–123.
- Clyne, Michael; Cassia, Paola (1999): Trilingualism, immigration and relatedness of language p. In: International Review of Applied Linguistics (123), p. 57–77.
- Cummins, Jim (1981): The role of primary language development in promoting educational success for language minority student p. In: California State Department of Education Los Angeles (Ed.): Schooling and language minority students: a theoretical framework. Los Angeles: Evaluation, Dissemination and Assessment Center of California State University, p. 3–49.
- Cummins, Jim (2000): Language, power and pedagogy. Bilingual children in the crossfire. Clevedon: Multilingual Matters.
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- Larsen-Freeman, Diane (2013): Transfer of learning transformed. In: Language Learning 63 (1), p. 107–129.
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- Marx, Nicole (2005): Hörverstehensleistungen im Deutschen als Tertiärsprache. Zum Nutzen eines Sensibilisierungsunterrichts in «DaFnE». Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren.
- Rauch, Dominique; Naumann, Johannes; Jude, Nina (2012): Metalinguistic awareness mediates effects of full biliteracy on third-language reading proficiency in Turkish-German bilingual p. In: International Journal of Bilingualism 16 (4), p. 402–418.
- Swain, Merrill; Lapkin, Sharon; Rowen, Norman; Hart, Doug (1990): The role of mother tongue literacy in third language learning. In: Language, Culture and Curriculum 3 (1), p. 65–81. DOI: 10.1080 et 07908319009525073.
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- Williams, Sarah; Hammarberg, Björn (1998): Language switches in L3 production: implications for a polyglot speaking model. In: Applied Linguistics 19 (3), p. 295–333.
Nicole Marx est professeur de l’allemand comme langue seconde et étrangère à l’Université de Brême. En ce moment, elle se consacre particulièrement aux questions concernant le développement bilingue de compétences textuelles dans des contextes de migration, l’enseignement et l’apprentissage de langues secondes et tertiaires, ainsi que les interventions didactiques soutenant le développement de compétences en langue scolaire à l’école.
Choix de références bibliographiques de la conférencière :
- Albert, Ruth und Nicole Marx 2016. Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung. Quantitative Studien von der Planungsphase bis zum Forschungsbericht. 3., überarbeitete Auflage. (Reihe Narr Studienbücher) Tübingen: Narr.
- Marx, Nicole 2005. Hörverstehensleistungen im Deutschen als Tertiärsprache: zum Nutzen eines Sensibilisierungsunterrichts im „DaFnE“. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
- Marx, Nicole 2017. Schreiber et innen mit nichtdeutscher Familiensprache. In: Michael Becker-Mrotzek, Joachim Grabowski und Torsten Steinhoff ( Ed.). Forschungshandbuch empirische Schreibdidaktik. Münster: Waxmann, 139-152.
- Wenk, Anne Kathrin, Nicole Marx, Torsten Steinhoff und Lars Rüßmann 2016. Interlinguale Förderung von Schreibfähigkeiten bilingualer Schülerinnen und Schüler. Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 27 (2), 151-179.
Danièle Moore, Professor, Faculty of Education, Simon Fraser University, Vancouver
Plurilittératies, pratiques textuelles plurilingues et appropriation: Interrogations en didactique
Les plurilingues parlent et mélangent leurs langues, c’est un fait connu. Mais l’école reste encore démunie quand ces productions plurilingues se construisent à l’écrit, tissant langues et parfois, écritures. Faut-il accepter, voire encourager, les pratiques métissées ? Empêchent-elles, ou soutiennent-elles, l’apprentissage, de quoi, comment ? Comment situer ces textes polynormés par rapport à la norme portée par l’institution ?
À partir d’observations de terrain dans différents contextes d'apprentissage des langues dans et hors de l'école/des institutions, la contribution explore le potentiel plurilittératié des productions plurielles et leurs rôles dans les projets d’appropriation et de mises en relation des langues et des savoirs. Nous discuterons certains positionnements théoriques en didactique des langues concernant ces entre-laçages textuels et scripturaux, en Europe (notamment francophone) et en Amérique du nord. Sous l’angle de l’étude des plurilittératies ou du translanguaging, ce sont les définitions multidimensionnelles des notions qui sont mises en avant. L’écrit plurilingue y est appréhendé comme une esthétique de la trace et du tracé, un espace de réflexivité (Farmer & Prasad, 2014) et d’expression des identités plurilingues d’apprenants (Mathis, 2014) au service du développement plurilittératié et du développement de savoirs disciplinaires, engageant tout à la fois l’imaginaire des apprenants et la flexibilité cognitive. On s’inscrit ici dans l’effort d’appréhender une holistique de la compétence plurilittératiée qui interroge le mouvement entre les langues et leur intrication (alternances, mêchages, emprunts, transferts, translanguaging, etc.) et les verbalisations réflexives des apprenants sur leurs actions. Ces productions textuelles mobilisent ainsi, de manière centrale, le mouvement dans une action située où se transforme aussi l’acteur (Coste et Simon, 2009) en auteur de ses pratiques et de ses apprentissages.
Ces exemples encouragent à creuser plus avant l’intérêt d’insuffler des perspectives plurilingues dans l’enseignement des langues et des disciplines et à mieux prendre en compte les imaginaires (Auger, Dervin, & Suomela-Salmi, 2009 ; Castellotti & Moore, 2009) ainsi que les dimensions esthétiques de ces apprentissages (Sinclair, 2011). En mettant l’accent sur des conceptions plus imbriquées, tissées, voire mêchées, des usages de langues et de l’appropriation, la posture plurilingue marque une nette rupture avec une vision didactique selon laquelle les langues sont clairement identifiées/identifiables, posant au contraire comme centrales leurs relations et le fait qu’elles s’entre-nourrissent, dotant les apprenants d’un capital sociocognitif original et utile qu’il s’agit de faire fructifier par l’action pédagogique.
Références
- Auger, N., Dervin, F., & Suomela-Salmi, E. (2009). Pour une didactique des imaginaires dans l’enseignement-apprentissage des langues étrangères. Paris : L’Harmattan.
- Canagarajah, S. (éd.)(2013). Literacy as Translingual Practice. Between Communities and Classrooms. Oxon : Routledge.
- Castellotti, V. & Moore, D. (2009). Dessins d’enfants et constructions plurilingues. Territoires imagés et parcours imaginés. Dans M. Molinié (Dir..), Le dessin réflexif. Élément pour une herméneutique du sujet plurilingue (Pp. 45–85). Paris : CRTF-Encrages, Belles Lettres.
- Coste, D., & Simon, D.-L. (2009). The plurilingual social actor. International Journal of Multilingualism, 6 (2), 168-185.
- Farmer, D., & Prasad, G. (2014). Mise en récit de la mobilité chez les élèves plurilingues : portraits de langues et photos qui engagent les jeunes dans une démarche réflexive. Glottopol, 24, 80–98.
- Mathis, N. (2014), Pratiques de littératies en atelier d’écriture plurielle : une fenêtre ouverte à l’expression d’identités plurilingues. Spirale - Revue de Recherches en Éducation, 53, 73–85.
- Moore, D. (2018). PASTeL au musée. Plurilinguismes, AST (Art, Sciences, Technologie) et Littératies, quelles contributions pour la didactique du plurilinguisme ? Mélanges CRAPEL, 38(1), 59–81. http://www.atilf.fr/IMG/pdf/5_moore.pdf
- Sinclair, N. (2011). Aesthetic Considerations in Mathematics. Journal of Humanistic Mathematics, 1(1), 2–32. DOI: 10.5642/jhummath.201101.03
Danièle Moore est Professeure éminente (University Professor) à la Faculté d’Éducation de l’Université Simon Fraser à Vancouver, et Directeur de recherche à Paris 3 – Sorbonne Nouvelle à Paris. Ses recherches en sociolinguistique, en didactique des langues et en acquisition couvrent l’étude des plurilinguismes, l’analyse des interactions de classe, le développement plurilittératié et l’acquisition des langues tierces, dans différents contextes de contacts de langues et de cultures. Ses études les plus récentes incluent l’investigation de la transmission intergénérationnelle des langues dans un Programme de revitalisation des langues autochtones en Colombie-Britannique, du développement plurilittératié chez des enfants trilingues, et de l’inclusion sociale et scolaire d’enfants vulnérables et de leurs familles dans le système scolaire canadien et la communauté. Elle est l’auteure de l’ouvrage Plurilinguismes et école, paru à Paris aux Éditions Didier (Collection LAL, 2006), ainsi que de plusieurs études de référence pour le Conseil de l’Europe, notamment Compétence plurilingue et pluriculturelle (avec Daniel Coste et Geneviève Zarate, 1997 et 2009) et Valoriser, mobiliser et développer les répertoires plurilingues et pluriculturels pour une meilleure intégration scolaire (avec Véronique Castellotti, 2010). Elle est co-éditrice avec Murray Munro de la Revue Canadienne des Langues Vivantes/The Canadian Review of Modern Language.
Plurilittératie (multiliteracy) dans l’apprentissage des langues à l‘intérieur et hors du contexte scolaire
Cette journée d'études sera consacrée à l’apprentissage et à l’encouragement de la plurilittératie dans le contexte de l’apprentissage intra- et extrascolaire des langues étrangères. La notion de plurilittératie est définie comme la capacité à pratiquer la scripturalité conceptionnelle dans plusieurs langues, dont les langues étrangères. Le terme de scripturalité conceptionnelle, plus courant dans la recherche germanophone, désigne des caractéristiques typiquement associées à l’écrit, mais pouvant également apparaître à l’oral. L’accent sera mis ici sur la compétence textuelle, définie comme la capacité à comprendre et à produire des textes de genres divers et à utiliser de façon autonome un discours monologal (oral ou écrit) cohérent et structuré, dans une situation communicative différée.
Du point de vue de la recherche sur l’apprentissage plurilingue et de la didactique du plurilinguisme postulant une interaction dynamique des langues dans les répertoires langagiers des individus, la question se pose de savoir dans quelle mesure la scripturalité conceptionnelle se développe de manière transversale et si elle peut ou devrait également être promue de manière transversale. En effet, la recherche montre que les procédures de production et de réception textuelles en langues étrangères s'appuient fortement sur les compétences déjà développées dans d’autres langues, notamment en langue(s) de scolarisation. Les résultats de multiples études sur l'acquisition des langues secondes et tertiaires accumulent notamment les évidences quant aux synergies exploitables dans l'acquisition de la lecture et de l’écriture (p. ex., les congénères au niveau lexical, le recours à des connaissances relatives aux genres textuels, les stratégies d’apprentissage, les routines d’écriture). L'activation simultanée de plusieurs langues (étrangères) dans la production textuelle à travers, p. ex., le translanguaging, et la problématique de la norme qui y est liée constituent un autre champ thématique important. Enfin, on peut se demander de manière générale quelle est la contribution des langues étrangères à la construction transversale de la littératie dans le répertoire plurilingue des apprenants.
Les propositions de communication pour ce champ de recherche interdisciplinaire s'inscriront dans les domaines suivants:
- Transversalité en lecture et en écriture dans les répertoires plurilingues dans le contexte de l’apprentissage des langues étrangères, incluant, par exemple, la/les langue(s) de scolarisation, une ou plusieurs autres langue(s) étrangère(s) ou langue(s) d’origine.
- Pratiques de littératie plurilingues en réception et production dans le contexte de l'apprentissage des langues étrangères dans et hors de l'école/des institutions.
- Possibilités et limites du diagnostic et de l’évaluation de la compétence de littératie plurilingue.
- Modèles de plurilittératie et méthodes de recherche correspondantes
Le comité d’organisation invite les chercheur-e-s issu-e-s de la linguistique appliquée, de la psycho- et sociolinguistique, de la didactique des langues (langues étrangères, langue de scolarisation, langue seconde, langue d'origine) et de la logopédie à soumettre des propositions de communication.
Format de la manifestation
Colloque d’une journée. Deux conférences plénières invitées sont prévues ainsi que des communications individuelles dans le cadre de deux à trois sections parallèles. Les langues du colloque sont l'allemand, le français et l'anglais.
Communications
Communications individuelles de 30 minutes (20 minutes d’exposé ; 10 minutes sont prévues pour la discussion). Les communications peuvent être faites en allemand, français ou anglais.
Soumission
Il est demandé de soumettre un résumé d’au maximum 500 mots (sans compter la bibliographie) et de préciser : le domaine sur lequel porte la soumission parmi les 4 domaines évoqués plus haut, le titre, le thème, le cadre théorique et empirique, les questions de recherche, ainsi que, dans le cas d’études empiriques, des indications sur les méthodes de recherche et les résultats de l’étude, la bibliographie. 3 à 5 mots clefs sont également demandés.
Date limite de soumission: dimanche, 9 septembre 2018
Procédure de sélection
Tous les résumés soumis seront évalués de façon anonyme par deux membres du comité scientifique. Les critères de l’évaluation seront la qualité générale de la communication, la pertinence de la question de recherche, la compréhensibilité, la transparence et la rigueur de la méthode, le potentiel innovant ainsi que, le cas échéant, la qualité des données récoltées et des résultats et le rapport à l’un des quatre domaines du colloque.
Notification aux auteurs: jusqu’au 4 octobre 2018
Attention: l'inscription au colloque se fait à partir du lien suivant: inscription
Comité scientifique
- Jean-François de Pietro, IRDP Neuchâtel
- Laurent Gajo, Université de Genève
- Britta Hufeisen, Technische Universität Darmstadt
- Georges Lüdi, Universität Basel
- Martin Luginbühl, Universität Basel
- Johanna Miecznikowski, Università della Svizzera Italiana, Lugano
- Claudia Schmellentin, Pädagogische Hochschule FHNW
- Regula Schmidlin, Université de Fribourg
- Ingo Thonhauser, HEP Vaud
Date: vendredi, 25 janvier 2019, 8:30–18:00 heures
Lieu: Campus Brugg/Windisch (AG), Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Frais d’inscription
- Membres VALS-ASLA (avec repas de midi) : CHF 35.–
- Non membres VALS-ASLA (avec repas de midi) : CHF 65.–
- Etudiant-e-s et doctorant-e-s (sans repas de midi) : CHF 15.–
Responsables de la journée d’études
Giuseppe Manno, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Sekundarstufe I/II, Professur Didaktik der romanischen Sprachen und ihre Disziplinen, FHNW Campus, Hofackerstrasse 30, 4132 Muttenz, E-Mail: giuseppe.manno@fhnw.ch
Mirjam Egli Cuenat, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Primarstufe, Professur Französischdidaktik und ihre Disziplinen, Obere Sternengasse 7, 4502 Solothurn, E-Mail mirjam.egli@fhnw.ch
Coordination
Magalie Desgrippes, collaboratrice scientifique, Professur Französischdidaktik und ihre Disziplinen, Institut Primarstufe Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Hôtels à Brugg
- Hotel Rotes Haus Brugg, www.roteshausbrugg.ch
- Gotthard Hotel, www.hotelgotthard.ch
- Hotel Terminus, www.terminus-brugg.ch
Programme : 25 janvier 2019
Programme détaillé (PDF)