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27.5.2024 | Pädagogische Hochschule

Virtuelle Schulreise durchs eigene Dorf

Primarlehrer Mathias Riser aus Suhr arbeitet in seiner Klasse mit dem Online-Kartenviewer des Bundes. Für die Plattform sCHoolmaps hat er eine Unterrichtseinheit entwickelt.

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Mathias Riser nutzte sCHoolmaps auch schon ausserhalb des Schulzimmers – hier mit einer früheren Klasse am Aareufer. Foto: sCHoolmaps

«Warum kann ich nicht ein Haus bauen, wo ich will?» Diese Frage stellt Primarlehrer Mathias Riser (42) seinen Fünftklässlerinnen und -klässlern in Suhr (AG). Die Antwort erarbeiten diese mithilfe einer Landkarte, genauer im Online-Kartenviewer von Swisstopo, dem Bundesamt für Landestopografie. Auf map.geo.admin.ch ist eine riesige Datenmenge von ortsbezogenen Informationen verfügbar, von A wie Ammoniakkonzentration über M wie Mobilfunkanlagen bis Z wie Zonenpläne für den Notfallschutz. Sie lassen sich auf der Schweizer Karte bis zu einem Massstab von 1:500 darstellen und über die Jahrzehnte hinweg vergleichen. Mit der Funktion «Zeitreise» können die Schülerinnen und Schüler in Suhr nachvollziehen, wie aus dem einstigen Bauerndorf längst ein dichtbesiedelter Vorort von Aarau geworden ist.

Mit seiner Frage nach den Regeln für den Ort des Hausbaus will Riser das abstrakte Thema Raumplanung «erlebbar machen». So heisst auch seine Unterrichtseinheit auf sCHoolmaps. Auf dieser Plattform werden Ideen gesammelt und Anleitungen veröffentlicht, wie die Swisstopo-Geodaten im Unterricht genutzt werden könnten. «Der Kartenviewer ist ja nicht per se auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten», sagt Riser. Der studierte Erdwissenschafter ETH und Inhaber des Lehrdiploms in diesem Fachbereich war deshalb leicht zu begeistern, als die Pädagogische Hochschule FHNW (PH FHNW) als Partnerin von sCHoolmaps Lehrpersonen suchte, die Unterrichtseinheiten entwickeln und erproben, die später Berufskolleginnen und -kollegen zur Verfügung stehen. «Kartierung hat mich schon immer interessiert, man kann aus Karten so viel herauslesen», schwärmt Riser. Von der PH FHNW ist die Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht – imedias in die Erarbeitung von sCHoolmaps involviert (siehe Beitrag unten).

Fünf bis zehn Lektionen

Risers Klasse muss am Beispiel Suhr folgende Aufgaben lösen, um die baulichen Veränderungen in ihrem Dorf in den letzten 30 bis 40 Jahren nachvollziehen zu können: «Wo liegen die Gebiete, in denen neue Häuser gebaut wurden? Haben sich die Grenzen der bebauten und unbebauten Gebiete verändert? Hat es mehr oder weniger Flächen mit Pflanzen (z. B. Wiesen, Parks, Wäldchen, …)? Hat es mehr oder weniger landwirtschaftliche Flächen?» Die entsprechende Recherche im Kartenviewer umfasst auch die «Suche nach Gebieten mit Gebäuden, welche den gleichen Zweck haben». Die bebauten und unbebauten Zonen können auf der Karte markiert und beschriftet werden. In fünf bis zehn Lektionen sollen die Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert werden, dass Raumplanung den Menschen nützt und gleichzeitig die Natur schützt.

Der Bezug zum Lehrplan 21 ist mit Risers Unterrichtsmaterialien gleich in mehreren Fachbereichen gegeben: Natur, Mensch, Gesellschaft; Räume, Zeiten, Gesellschaften (Entwicklungen und Auswirkungen von Veränderungen im Raum); Bildung für Nachhaltige Entwicklung sowie Medien und Informatik. Was Letzteres betrifft, lernen die Schülerinnen und Schüler, mithilfe von vorgegebenen Medien Informationen zu einem bestimmten Thema zu beschaffen. Die Informationen werden dann in ein Tool zum gegenseitigen Austausch und zur Präsentation der eigenen Arbeit eingesetzt.

Mobiler Einsatz anspruchsvoll

Die Technik hat aber auch ihre Tücken. «Es ist für Elf- bis Zwölfjährige nicht ganz leicht, sich im Kartenviewer zurechtzufinden.» Die diesbezüglichen Kompetenzen seien ganz unterschiedlich verteilt, die Arbeit in Zweiergruppen mache deshalb Sinn. Noch anspruchsvoller umzusetzen sei die Idee, mit mobilen Geräten rauszugehen und die Kartendarstellungen mit der tatsächlichen Situation vor Ort zu vergleichen – so, wie es auf sCHoolmaps in einem Teaservideo dargestellt ist, in dem Riser mit seiner vormaligen Klasse am Aareufer zu sehen ist, wo er auf einem Tablet den entsprechenden Kartenausschnitt betrachtet. Bei einem ganzen Klassensatz von mobilen Geräten sei nur schon das Problem einer stabilen Internet-Verbindung zu lösen, ohne die der Kartenviewer nicht funktioniert, gibt Riser zu bedenken.

Er hat deshalb gute Erfahrungen damit gemacht, seine Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer auf Notebooks mit den Geodaten arbeiten zu lassen. Im Unterricht bereitet er aktuell das Thema Vegetation in Auengebieten im Unterricht vor und wird später eine Exkursion unternehmen. Ebenfalls prima zur Vorbereitung eignet sich der Kartenviewer natürlich für Schulreisen. Per Mausklick lassen sich sämtliche Haltestellen des öffentlichen Verkehrs einblenden. Mit einem weiteren Klick auf die jeweilige Haltestelle gelangt man zu den nächsten Abfahrten. «Zusammen mit der SBB-App können die Schülerinnen und Schüler ihre Aargauer Reise in der fünften Klasse und ihre Schweizer Reise in der sechsten Klasse selbstständig planen», sagt Riser.

«Schatz-Karte» für Neulinge

Allen Neulingen empfiehlt Mathias Riser das Spiel Schatz-Karte. Es gilt, anhand von zehn Karten und den passenden Geodaten ein Buchstabenrätsel zu lösen. Neben dem Kartenviewer eingeblendet ist eine Textanleitung, in der den Teilnehmenden erklärt wird, was sie als nächstes eingeben müssen. Da das Spiel von Swisstopo entwickelt wurde, ist es technisch in den Kartenviewer integriert. «Eine solche Schritt-für-Schritt-Anleitung ist natürlich das ideale Tutorial», sagt Riser. Die Unterrichtseinheiten auf sCHoolmaps sind zwar nicht direkt mit dem Kartenviewer verbunden. Dank eingebetteter Karten, Links und Erklärvideos eignen sie sich für Lehrpersonen trotzdem optimal, um zu planen und zum Einsatz mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht.

Riser ist jedenfalls froh, dass er selbst ab und zu auf Unterrichtsideen von Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen und sich so Anregungen für bestimmte Themen holen kann. Auf ein bestehendes Angebot zurückgreifen zu können, nutzt Synergien und schont Ressourcen. Von diesem Mehrwert können wiederum alle profitieren. «Ich freue mich deshalb über weitere Inputs aus der Community.»

- Thomas Röthlin - 

sCHoolmaps

Wo steht in der Schweiz überall eine Windenergieanlage? Wo bebt bei uns die Erde? Wo wird welcher Käse hergestellt? Die Geodaten der Schweiz sind eine wahre Fundgrube für den Unterricht: Sie zeigen Schüler*innen vielfältige Phänomene aus ihrer Lebenswelt auf und lassen sie Zusammenhänge in verschiedenen Fachbereichen erkunden.

www.schoolmaps.ch

Digitale Kompetenzen fördern und die Schweiz neu entdecken

Die Förderung digitaler Kompetenzen in der Schule ist entscheidend, um die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der heutigen Zeit vorzubereiten. Digitale Kompetenzen sind in fast allen Berufsfeldern wichtig und ermöglichen es den Lernenden, sich in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft zurechtzufinden. Die Entwicklung digitaler Kompetenzen verbessert nicht nur die Berufschancen, sondern fördert auch kritisches Denken, Problemlösungskompetenz und kreative Innovation. Die digitale Welt bietet kontinuierliche Lernmöglichkeiten, und digitale Kompetenzen ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, lebenslang zu lernen und sich an die sich ständig verändernden Technologien anzupassen. Insgesamt ist die Förderung digitaler Kompetenzen in der Schule unerlässlich, um die Schülerinnen und Schüler auf eine erfolgreiche Zukunft in der digitalen Gesellschaft vorzubereiten.

Plattform mit Ideen

Die Mitarbeitenden der Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht – imedias arbeiten in Co-Working-Prozessen mit Lehrpersonen aus der Volksschule in verschiedenen Zukunftswerkstätten zu Themen wie Makerspace, künstliche Intelligenz, Augmented Reality und agil unterrichten zusammen. Dabei werden verschiedene digitale Werkzeuge im Unterricht eingesetzt. Aus dieser Experimentierphase fliessen immer wieder Unterrichtsideen in die Plattform www.mia4u.ch ein. Diese bietet zahlreiche Anregungen zur Gestaltung von Unterrichtssequenzen rund um digitale Medien, seien es konkrete Unterrichtsbeispiele oder vielfältige Materialien wie Videos und Links.

Eines dieser digitalen Werkzeuge ist die innovative digitale Plattform sCHoolmaps des Bundesamts für Landestopografie swisstopo. Sie wurde entwickelt, um Lehrpersonen im Zyklus 2 und 3 dabei zu unterstützen, Geodaten auf spannende und lehrreiche Weise in ihren Unterricht zu integrieren. Die Schüler*innen lernen, mit digitalen Daten umzugehen, Karten zu interpretieren und komplexe Informationen zu analysieren – Fähigkeiten, die in einer zunehmend digitalisierten Welt von entscheidender Bedeutung sind. Die Unterrichtseinheiten auf sCHoolmaps wurden von unterrichtserfahrenen Fachpersonen entwickelt und basieren auf Geodaten, die im Kartenviewer des Bundes visualisiert werden.

Die Nutzung des Kartenviewers lässt sich sehr gut mit effektiven didaktischen Methoden für den Einsatz von Karten im Unterricht kombinieren, wie beispielsweise problembasiertes Lernen, kooperatives Lernen oder Projektarbeit. Dank der Unterstützung von Bund und Kantonen ist die Plattform kostenlos zugänglich.

Entwicklung des eigenen Wohnorts sichtbar

Mit einer Fülle von Ideen und Materialien bietet sCHoolmaps Lehrpersonen die Möglichkeit, ihre Klassen auf eine Entdeckungsreise durch die geografischen Schätze der Schweiz zu schicken. Von der Untersuchung der Verbreitung von Windenergieanlagen über die Käseherstellung in bestimmten Regionen bis hin zur Analyse von Erdbebenherden – die Vielfalt der Themen, die auf dieser Plattform behandelt werden können, ist schier endlos.

Neben der Fülle an Inhalten bietet die Plattform eine interaktive und ansprechende Lernerfahrung. Die Schülerinnen und Schüler können historische Karten erkunden, die Entwicklung ihres Wohnortes im Laufe der Zeit nachverfolgen, die Artenvielfalt in ihrer Umgebung erforschen und sogar die Auswirkungen der letzten Eiszeit auf die Landschaften der Schweiz untersuchen.

sCHoolmaps bietet damit nicht nur die Möglichkeit für spannende Entdeckungen – es ist auch ein Werkzeug zur Förderung digitaler Kompetenzen.

Worauf also noch warten? Eintauchen in die faszinierende Welt der Geodaten – sCHoolmaps wartet darauf, entdeckt zu werden.

- Fachbeitrag von Jörg Graf -

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