8.11.2024 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Integration und Partizipation
Age Report V – Wohnen und Nachbarschaft im Alter
Der Age Report liefert Einsichten zur Wohn- und Lebenssituation älterer Menschen, basierend auf einer repräsentativen, schweizweiten Befragung. Der Age Report V wird durch die Age-Stiftung ermöglicht und publiziert, unterstützt von der Fondation Leenaards.
Wie beurteilen ältere Menschen ihre Wohnsituation? Wie erleben sie ihre Nachbarschaft und Wohnumgebung? Welche Technologien im Haushalt nutzen sie? Insgesamt 2644 Personen ab 65 Jahren gaben mündlich Auskunft über ihre Wohn- und Lebenssituation. Die Resultate der repräsentativen Befragung, die zum zweiten Mal seit 2019 alle Sprachregionen der Schweiz abdeckt, werden im ersten Teil des Age Reports V vorgestellt. Der zweite Teil ergänzt die Ergebnisse mit sieben Fachbeiträgen zum Fokusthema «Nachbarschaft und Wohnumgebung». 19 Forschende aus verschiedenen Disziplinen und Landesteilen diskutieren, wie sich soziale und räumliche Dimensionen von Nachbarschaft auf das Leben älterer Menschen auswirken und wie diese ihrerseits ihre Wohnumgebung mitprägen. Der Age Report V wurde gemeinsam von Prof. Valérie Hugentobler (HES-SO) und Dr. Alexander Seifert (Hochschule für Soziale Arbeit FHNW) herausgegeben und von der Age-Stiftung mit Unterstützung der Fondation Leenaards publiziert.
Lebensentwürfe und Wohnsituationen nach der Pensionierung werden vielfältiger
Wie die Befragung zeigt, werden Menschen in der Schweiz nicht nur immer älter, sie fühlen sich auch länger gesund. Damit verlängert sich die Dauer des Rentenalters respektive die Zeit, die persönlich gestaltet werden kann. Viele ältere Menschen leben heute einen sehr aktiven Alltag und pflegen individuellere Lebensentwürfe als frühere Generationen. Die «gewonnenen Lebensjahre» beeinflussen auch die Wohnsituation: Ältere Menschen wohnen länger selbstständig in den eigenen vier Wänden – auch dank ambulanter Unterstützung. Es zeigt sich zudem ein Trend hin zu vielfältigen Zwischenformen des Wohnens im Alter (z.B. betreutes Wohnen), bevor der Eintritt ins Heim erfolgt. Ältere Menschen mit geringerem Bildungsstatus, alleinstehende Frauen und Hochaltrige (ab 85 Jahren) kämpfen jedoch oftmals mit finanziellen Einschränkungen, die das Sozialleben negativ beeinflussen und das Risiko für soziale Isolation erhöhen.
Soziale Ungleichheit zeigt sich in der Wohnzufriedenheit
Menschen über 65 sind mit ihrer Wohnsituation im Allgemeinen sehr zufrieden. Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen jedoch eine soziale Ungleichheit: «Vermögende Personen, die sich eine hohe Wohnqualität leisten können, sind zufriedener mit ihrem Wohnraum als Gleichaltrige mit weniger Vermögen», sagt Valérie Hugentobler, Mitherausgebende des Reports. Ältere Menschen sind sehr orts- und wohnverbunden und möchten so lange wie möglich in ihrem Quartier und ihren eigenen vier Wänden leben. Gute Nachbarschaftskontakte sind den älteren Menschen dabei eine wichtige Ressource und wichtiger als eine barrierefreie Wohnumgebung. Lediglich 34% der Befragten gaben an, dass ihr eigener Wohnraum barrierefrei sei. Da sich nur Personen mit ausreichend finanziellen Mitteln entsprechende bauliche Anpassungen leisten können, nehmen viele die bestehenden Hindernisse in Kauf, wenn sie dafür am vertrauten Wohnort bleiben können.
Soziale Einbindung ist besonders wichtig für die Zufriedenheit mit der Wohnumgebung
Ältere Menschen sind insgesamt sehr zufrieden mit ihrer Wohnumgebung und fühlen sich ihr sehr verbunden, trotz teilweiser fehlender Infrastruktur in ländlichen Gebieten. Ob in der Stadt oder auf dem Land, Menschen wollen auch im höheren Alter in ihrem Quartier wohnen bleiben. Die Qualität der Nachbarschaftskontakte beeinflusst die Zufriedenheit dabei besonders. Die meisten älteren Menschen pflegen enge Kontakte zu ihrer Nachbarschaft. Die Nachbarinnen und Nachbarn sind vor allem als soziale Stütze wichtig und fördern das Wohlbefinden. Bei Personen über 80 Jahren helfen Nachbarinnen und Nachbarn auch bei der Bewältigung des Alltags. 56% der über 85-Jährigen gaben an, auf die Nachbarschaft angewiesen zu sein – darunter vor allem alleinstehende Frauen mit gesundheitlichen Einschränkungen. «85% der Befragten empfangen und leisten auch selbst Nachbarschaftshilfe. Allerdings wünscht sich fast ein Drittel der über 85-Jährigen mehr Kontakt zu Nachbarinnen und Nachbarn», sagt Alexander Seifert, Mitherausgebender des Age Reports.
Für weitere Informationen zur Wohnsituation im Alter in der Schweiz sowie zum Age Report V finden Sie unter www.age-report.ch. Der Age Report V steht frei zugänglich zur Verfügung.