10.4.2019 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Professionsforschung und -entwicklung
Das Daheim als Ort des staatlichen Eingriffs
Hausbesuche haben in der Sozialen Arbeit und insbesondere im Kindes- und Erwachsenenschutz eine lange Tradition. Das Forschungsprojekt analysiert die Transformation der Hausbesuchspraxis seit 1960 sowie die Auswirkungen auf die besuchten Menschen.
Die staatlichen Eingriffe bei Hausbesuchen in die räumliche und familiäre Privatsphäre von Bürgerinnen und Bürgern sind nicht unproblematisch. Auch heute existieren solche Situationen zwischen Fürsorge und Zwang. In der Schweiz gibt es dazu noch keine Untersuchungen. Diese Lücke will das im Oktober 2018 gestartete Forschungsprojekt schliessen. Die Forschungsergebnisse sollen dazu dienen, Fachkräfte in der Sozialen Arbeit und in verwandten Fachbereichen für heikle und widersprüchliche Aspekte dieser Praxis zu sensibilisieren. Zudem können durch die Ergebnisse historische Wandlungsprozesse und Zusammenhänge dargelegt werden.
Inhalt des Forschungsprojekts
Das Forschungsprojekt fokussiert die gegenwärtige sowie die vergangene Praxis von Hausbesuchen an der Schnittstelle von Vormundschafts- resp. Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden sowie von Fürsorge und Sozialdiensten.
Insbesondere aus Akten soll rekonstruiert werden, wie Hausbesuche in der Deutschschweiz genutzt wurden respektive genutzt werden. Die Hausbesuchspraxis wird in zwei Zeiträumen rekonstruiert, die von grossen Umbrüchen geprägt waren:
- 1960 – 1980: Gesellschaftliche Umbrüche im Zuge von «1968»
- 2000 bis heute: Gesetzlicher Umbruch im Zuge der Implementierung des neuen Kinder- und Erwachsenenschutzgesetzes sowie der Schaffung der Kindes- und Erwachsenen-schutzbehörden (KESB)
Die Perspektive auf die Gegenwart basiert einerseits auf der Analyse von Akten, andererseits auf Interviews mit Professionellen und Betroffenen, die qualitativ ausgewertet werden. Weiter untersucht das Forschungsteam Hausbesuche im Rahmen von teilnehmenden Beobachtungen.