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Oase auf dem Abstellgleis Europas

Praxisorientierte Erschliessung des Archivs des Künstlerhauses Boswil/AG

Das Künstlerhaus Boswil (AG) ist seit 1952 ein wichtiger Ort für die Neue Musik und zeitgenössische Kunst in der Schweiz – kaum bekannt aber ist, dass es auch einen kulturpolitisch bedeutsamen internationalen Brennpunkt darstellt. In Komponistenseminaren, Musikkritikertagungen und anderen Veranstaltungsformen spiegeln sich signifikante Entwicklungen in nuce, um die Vor-Wendezeit war es ein zentrales Begegnungszentrum von Musikern aus Ost und West, die kaum woanders die Gelegenheit zum intensiven Austausch hatten. Im Archiv des Künstlerhauses ist diese spezielle Situation in zahlreichen aussagekräftigen Quellentexten und Korrespondenzen hervorragend dokumentiert. Kontakte wurden nicht nur zu nonkonformistischen Künstlerszenen hinter dem Eisernen Vorhang gepflegt, sondern gleichzeitig auch zur offiziellen Kulturpolitik teilweise auf höchster staatlicher Ebene.

Diese wertvollen Bestände sind bisher in keiner Weise systematisch erschlossen oder aufgearbeitet. Das Archivprojekt untersucht erstmals diese Korpora, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, inwiefern eine derart kleine Institution im ländlichen Aargau zur Drehscheibe der kulturpolitischen Beziehungen innerhalb des globalen Machtgefüges werden konnte. Zudem finden sich hier Dokumente zu zentralen Diskursen in der Neuen Musik und auch anderer Kunstsparten, da wichtige AkteurInnen aus dem In- und Ausland in Boswil wirkten und in vielen Fällen auch mit der Hochschule für Musik Basel/FHNW eng verbunden sind. Erschliessung und Aufarbeitung liefern neue Erkenntnisse zum kulturpolitischen Kontext der Neuen Musik und macht bisher unbekannte Quellendokumente zugänglich, um den musikalischen Diskurs und die Aufführungspraxis auf eine aktuelle Basis zu stellen. 

Thomas Meyer im Interview

Artikel
Oase auf dem Abstellgleis Europas
Das Künstlerhaus Boswil in den 70ern – zwischen grünen Feldern und Eisernem Vorhang

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