PHLOX
soyuz21 – contemporary music ensemble spielt Werke von Benno Ammann
Dienstag, 2. Oktober 2018
19 Uhr Musik-Akademie Basel, Klaus Linder-Saal
PHLOX ist ein Konzertprogramm für Klavier, Elektrische Gitarre und Elektronik. Der Innerschweizer Komponist Benno Ammann aus Gersau war ein heute nahezu vergessener Pionier der Schweizer Elektronischen Musik. Sein Nachlass befindet sich in der Universitätsbibliothek Basel.
Programm
Kevin Juillerat (*1987)
Cinque Notturni (2017) für Elektrische Gitarre, Klavier und Live-Elektronik, 10‘
Benno Ammann (1904–1986)
Poemetto (1977) für Tonband (Evangelisti gewidmet), 8‘
Franco Evangelisti (1926–1980)
Proiezioni sonore (1955-1956) Struktur für Klavier, 3‘
Benno Ammann / Oliver Weber (*1974)
Phlox (1979) für Elektrische Gitarre und Tonband, 6‘
UA der rekonstruierten E-Gitarrenstimme durch den Aargauer Komponisten Oliver Weber
Gespräch mit Mats Scheidegger, Oliver Weber
und Christoph Ballmer (Universitätsbibliothek Basel)
Benno Ammann
12 Phasen (1970) für Gitarre und Tonband, SE, 20‘
Erkki-Sven Tüür (*1959)
Architectonics 5 (1991) für Elektrische Gitarre und verstärktes Klavier,12‘
Mit
soyuz21 – contemporary music ensemble
Philipp Meier, Klavier
Mats Scheidegger, Gitarre
Isai Angst, Elektronik
Benno Ammann im Studio des Instituut voor Psychoacoustica en Elektronische Muziek, Gent, November 1979
Zum Programm
Benno Ammann, 1904 geboren und ab 1951 regelmässiger Teilnehmer der Darmstädter Ferienkurse, gehörte zu den ersten Komponisten der Schweiz, die auf dem Gebiet der experimentellen Elektronischen Musik und in elektronischen Studios in Europa tätig waren. Eine besondere Nähe hatte er zu Franco Evangelisti, der ihn 1969 (dem Jahre seiner Pensionierung) an das kürzlich eröffnete Studio R7 in Rom eingeladen hatte. Weitere Stationen waren das Instiuut voor Sonoligie in Utrecht 1971, das Instituut voor Psychoacustica en Elektronische Musik in Gent sowie das Columbia Princeton Electronic Music Centre in New York und das Studio experimental in Warschau 1979.
So schuf Benno Ammann in den späten 60er und 70er Jahren viele Werke: einerseits Tonbandwerke, aber vielmehr Werke für Tonband und Live-Instrument. Letzteres geschah mit der Erkenntnis, dass die radikale Utopie einer reinen elektronischen Musik, welche die Instrumentalmusik komplett ablöst, keinen Sinn machte.
Sein Werk Phlox für elektrische Gitarre blieb unvollendet und kann als erstes 'gedachtes' Werk für elektronische Gitarre gesehen werden, das überhaupt in der Schweiz entstand. Das Ensemble soyuz21 hat nun den Aargauer Komponisten Oliver Weber beauftragt aus den Skizzen einen Gitarrenpart zu konstruieren.
Auch die 12 Phasen für klassische Gitarre und Tonband markieren eine Novität in der Schweizer Musiklandschaft: es ist das erste Solowerk für Gitarre und Tonband, und das weit im Voraus. Im weiteren erfolgt eine Gegenüberstellung des Ammann'schen Werks mit dem konsequent über Webern hinausgehenden Klavierwerk Proiezini sonore von Franco Evangelisti sowie einem aktuellen Werk für Klavier, Gitarre und Elektronik des Komponisten Kevin Juillerat aus Lausanne.
soyuz21 – contemporary music ensemble zürich wurde 2011 durch den Komponisten Gary Berger und den Gitarristen Mats Scheidegger in Zürich gegründet. Zu Beginn als ein flexibles und projektorientiertes Ensemble konzipiert, hat sich nun eine Kernbesetzung herauskristallisiert. Fester Bestandteil des Ensembles ist Lichttechnik sowie Elektronik. Die künstlerische Auseinandersetzung fokussiert auf der Fusion von Instrumentalem, Elektronischem und Licht und sucht nach neuen Konzertformen und experimentellen Ausdrucksformen der zeitgenössischen Musik. Das Ensemble setzt Impulse durch intensive Zusammenarbeiten mit Komponisten und gestaltet nachhaltig die Entwicklung der zeitgenössischen Musik.
Oliver Weber studierte zunächst Musikwissenschaften an der Universität Zürich, sowie Orgel bei Janine Lehmann und nahm privaten Kompositionsunterricht bei Rudolf Kelterborn. Anschliessend studierte er instrumentale und elektroakustische Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Michael Jarrell, Dieter Kaufmann und Wolfgang Mitterer. Seit 2004 tritt er regelmässig als Interpret seiner eigenen und elektronischen Werke anderer sowie als Improvisator im In- und Ausland auf: Wien Modern, SICMF Südkorea, New Music Week Shanghai, elektronischer Frühling Wien, Kulturfestival Origen, Ensemble Nikel, Ensemble Phace, u. v. m.
Mehrfache Werk- und Schaffensbeiträge des Aargauischen Kuratoriums, Theodor-Körner-Preis, Staatsstipendien für Komposition der Republik Österreich, mehrere Arbeitsstipendien des BUKK Österreich u. a. Teilnahme am International Young Composers Forum Tactus in Brüssel. 2013 Artist in Residence am ICST Zürich. Oliver Weber lebt und arbeitet als freischaffender Komponist und Musiker in Wien.