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Forschungstag 2017

Bildung zwischen Steuerung und Störung. Ungewissheit(en) pädagogischer Praxis.

Am Freitag, 24. November 2017, fand der Forschungstag der PH statt.
Das Thema «Bildung zwischen Steuerung und Störung. Ungewissheit(en) pädagogischer Praxis» wurde durch verschiedene Beiträge beleuchtet.

FT2017_1.JPGSabina Larcher eröffnete den Forschungstag, der zum ersten Mal im Biozentrum der Universität Basel stattfand, das sich als sehr geeignet für eine nächste Durchführung empfahl.
Sabina Larcher zeichnete nach, wie das Thema der „Störung“ seit den 1960er Jahren Lehrer/innenbildungsinstitutionen beschäftigt. In den letzten 15 Jahren hätten diese „Störungen“ eine grundlegende veränderte Rahmung erfahren – durch die Erschütterungen der Pisa-Studie und deren Folgemassnahmen, die Einführung von Minimalstandards (HarmoS) und die neue Steuerung des Schulsystems (Bilundungsartikel 2006). Für die PH bedeute dies, die Veränderungen zu beobachten und deren Konsequenzen für Studium und Weiterbildung sowie für Unterrichtsprojekte zu bearbeiten und „Störungen“ und „Ungewissheiten“ zum Gegenstand von Forschungsprojekten zu machen.FT2017_2.JPGChristian Reintjes, Leiter Institut Sekundarstufe I und II, führte ins Programm des neu konzipierten Forschungstags ein, der den Rahmen für eine forschungsgestützte Diskussion um Erkenntnisinteressen und Transferpotentiale zwischen Bildungspraxis, Bildungsforschung und Bildungsverwaltung/-politik bieten soll. Reintjes betonte, dass sich die Diskussion um die Gegenwart und Zukunft pädagogischen Handelns im Fokus der Ungewissheitsproblematik bündele. Für viele aktuelle bildungswissenschaftliche Publikationen bilde der mit dem Terminus Ungewissheit verbundene Kreis von Fragen den Ausgangspunkt der Erforschung von Erziehungs-, Lern- und Bildungsprozessen. Die unterschiedlichen Zugänge, Ungewissheit zu beschreiben und zu analysieren, strukturieren zum einen die Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken als Wissenschaft in ihren verschiedenen Varianten. Zum anderen rücken sie die (strukturellen) Schwierigkeiten pädagogischer Praxis als zu rekonstruierende Probleme in ihr Zentrum.FT2017_3.JPGKatharina Rosenberger von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems hielt ein Keynote Referat zum Thema «Über das Planbare hinausdenken: Die Kunst des klugen Unterrichtens». Anhand einer Video-Studie analysierte sie das Handeln und verschiedene Interventionen einer Lehrerin im Unterricht. Sie zeigte auf, wie das Handeln der Lehrerin und ihr praktisches Verstehen das Ergebnis des Zusammenwirkens von erworbenen Fertigkeiten, von Wissen, Erfahrungen und stabilisierenden Routinen ist.
Ihre Analyse des unterrichtlichen Handelns im Kontext der Kontingenzthematik kann als Plädoyer für die Gleichrangigkeit des handlungsleitenden Wissens von PraktikerInnen zum diskursiven Wissen der (Bildungs-)Wissenschaften gesehen werden. Während das wissenschaftliche Wissen vor allem bei der Handlungsplanung, bei der kommunikativen Begründung und bei der Handlungsoptimierung seine Wirkung entfalte, würde mit der Fokussierung auf die Praxis den improvisatorisch-kreativen Elementen des LehrerInnenhandelns und damit dem Fluiden und Offenen von Unterrichtssituationen eine wichtige Rolle zuerkannt. Beide – Praxiswissen wie Wissenschaftswissen – hätten eine eigenständige Logik und einen eigenen Geltungsbereich. Deshalb könne das Unterrichten in ihrem Verständnis auch nicht als kausale Verzahnung von Theorie und Praxis im Sinne einer anleitenden Wirkung von theoretischen Erkenntnissen auf das Handeln angesehen werden. In der Ausbildung gälte es, beiden einen eigenen Raum zu schaffen: dem Allgemein-Abstrakten und dem Spezifisch-Konkreten, den realen Ereignissen und den vorstellbaren Alternativen. Damit könne ein Studium, das per se nur eine beschränkte Vorbereitung auf die Praxis sein kann, eine gute Ausgangsbasis für künftiges situationssensibles, kontingenzgewärtiges und kluges unterrichtliches Handeln schaffen.FT2017_4.JPGNac Nach einer Kaffeepause trugen Barbara Wyss, Diana Sahrai (beide PH FHNW), Franziska Matter, Schulleiterin Unterstufe Entfelden AG und Beat Lüthy, Leiter des Amts für Volksschulen BL unter der fachlichen Kommentierung von Patrick Bühler (PH FHNW) und der Moderation von Charlotte Müller, Leiterin IKU PH FHNW, ihre Positionen vor.



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