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NaWiText «Textverstehen in den naturwissenschaftlichen Schulfächern»

NaWiText ist ein Forschungsprojekt des Zentrums Lesen und der Professur Deutschdidaktik (ISEK I & II) und untersucht das Verstehen von naturwissenschaftlichen Lehrmitteltexten bei Schülerinnen und Schülern.

Ein Projekt des Zentrums Lesen - Lesen. Medien. Schrift

Schulische Fachtexte haben im Fachunterricht eine wichtige wissensvermittelnde Funktion. Die Anforderungen, die Lehrmitteltexte in den naturwissenschaftlichen Schulfächern an die literalen Kompetenzen ihrer Leser und Leserinnen stellen, sind allerdings für viele Lernende zu hoch: So erfordern sie beispielsweise die Fähigkeit, «ein genaues Verständnis langer oder komplexer Texte unter Beweis [zu] stellen, deren Inhalt oder Form ungewohnt sein können» (OECD 2014, S. 208f.), eine Kompetenz also, die dem Kompetenzniveau 4 der PISA-Kompetenzniveaus zugeordnet ist. Diese Stufe wird in den deutschsprachigen Ländern von rund 75% der Schüler und Schülerinnen allerdings nicht erreicht (OECD 2014, S. 309). Die Diskrepanz zwischen vorhandenen literalen Kompetenzen und für die erfolgreiche Wissensvermittlung benötigten Kompetenzen hat zur Folge, dass schulische Fachtexte ihre Wirkung als Werkzeuge des Lernens nicht oder nur eingeschränkt entfalten können. Sollen Fachtexte für alle Lernende nutzbar gemacht werden, gilt es, diese Diskrepanz durch eine bessere Passung von Texten und Lesenden zu überwinden. Eine solche Passung kann einerseits textseitig, durch Anpassung der Texte an die Verstehensmöglichkeiten der Lernenden, andererseits aber auch leserseitig durch den Aufbau fachspezifischer Lesekompetenzen und durch sprachdidaktische Hilfestellungen bei der Be- und Verarbeitung der Texte geschehen.

Das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Forschungsprojekt «Textverstehen in den naturwissenschaftlichen Schulfächern» widmet sich vor allem den textseitigen Massnahmen. Ziel des Projektes ist es, empirisch fundiertes Wissen darüber zu generieren, wie Biologielehrmitteltexte auf der Sekundarstufe I an die Verstehensmöglichkeiten auch von schwächeren LeserInnen anzupassen sind.

Es handelt sich um ein Projekt mit mixed method Design, das die Textanpassung in verschiedenen Phasen angeht: In einer ersten Phase wurden mittels Leseprozessbeobachtungen Texteigenschaften identifiziert, die für durchschnittliche und schwächere Lesende auf der Sekundarstufe I besondere Verstehensschwierigkeiten bieten. Auf Basis dieser konnten sprachlich-textstrukturelle Textanpassungsprinzipien formuliert werden, die wiederum als Überarbeitungsgrundlage für einen Biologielehrmitteltext zum Einsatz kamen. Die Wirksamkeit des nach den ermittelten Prinzipien überarbeiteten Textes wurde in einer letzten Phase anhand einer Vergleichsstudie und qualitativer Leseprozessbeobachtungen überprüft.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die sprachlich-textstrukturell überarbeiteten Lehrmitteltexte tatsächlich besser verstanden wurden und dass der Leseprozess strukturierter ablief. Zudem führten die Überarbeitungen zu einem erhöhten Wissenszuwachs, jedoch nicht bei den lese- und lernschwächsten Schülerinnen und Schülern: Von den textseitigen Massnahmen profitierten insbesondere die lese- und lernstärkeren Schüler und Schülerinnen. Für die lese- bzw. lernschwächeren Lernenden sind neben textseitigen auch lesedidaktische Massnahmen unabdingbar, wie zum Beispiel eine kleinschrittige Steuerung des Lese- und Verstehensprozesses und die Vermittlung von fachspezifischen Lesestrategien.

Projektteam

Hansjakob Schneider, Projektleitung
Claudia Schmellentin, Projektleitung
Miriam Dittmar, wissenschaftliche Mitarbeit
Eliane Gilg, wissenschaftliche Mitarbeit

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