24.11.2021 | Hochschule für Angewandte Psychologie, Hochschule für Wirtschaft
Studie zeigt grosses Potenzial für soziale Roboter in der Schweiz
Die Studie «Soziale Roboter, Empathie und Emotionen» bietet einen umfassenden Überblick zu Chancen und Risiken sozialer Roboter für die Schweiz und enthält Empfehlungen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, die ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und die Universität St. Gallen arbeiteten gemeinsam an der von TA-SWISS in Auftrag gegebenen Studie.
In einer auf zwei Jahre ausgelegten, interdisziplinären Studie wurden mögliche Auswirkungen der Interaktion zwischen Menschen und sozialen Robotern untersucht. Ebenso wurden ethische und rechtliche Aspekte reflektiert, die mit dem Einsatz sozialer Roboter einhergehen. Die Forscherinnen und Forscher beleuchteten die vier Anwendungsbereiche «Gesundheit», «Öffentlich zugängliche Orte», «Private Haushalte» und «Bildung» aus unterschiedlichen Perspektiven.
Potenziale sozialer Roboter vorhanden, Assistenzfunktion wird präferiert
Die nun vorliegenden Ergebnisse zeigen deutlich, dass über alle Anwendungsbereiche hinweg ein vielfältiges Einsatzpotenzial für soziale Roboter vorhanden ist. Diese können beispielsweise die Autonomie von Pflegebedürftigen, das Einkaufserlebnis von Kundinnen und Kunden oder das Lernen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen fördern. Roboter mit menschen- oder tierähnlichem Aussehen erleichtern die intuitive Interaktion, bergen aber Risiken einer Täuschung. Dies gilt vor allem, wenn die Roboter in ihrem Aussehen und ihrem Interaktionsverhalten sehr menschenähnlich gestaltet werden.
Ebenso zeigt sich, dass Anwenderinnen und Anwender den Einsatz sozialer Roboter in einer Assistenz- und Unterstützungsfunktion präferieren. Auf diese Weise kann im Team entschieden werden, welche Aufgaben der Roboter übernehmen soll. Den Fachkräften eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten der Interaktion mit ihren Zielgruppen. Als Hauptrisiko wurde eine mangelhafte Einbettung der Roboter in den sozialen Kontext und damit verbunden eine Abnahme der zwischenmenschlichen Interaktion identifiziert.
Gesellschaft miteinbeziehen
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurden konkrete Empfehlungen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft abgeleitet. Als zentral erachten die Forscherinnen und Forscher die partizipative Entwicklung von Einsatzszenarien und Aufgabenprofilen sozialer Roboter. Dies gilt insbesondere für vulnerable Nutzergruppen in den Institutionen der Gesundheit und Bildung. Die Studie empfiehlt deshalb speziell in diesem Bereich weiterführende Forschung und Entwicklung, z. B. im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitung von Pilotprojekten.
Des Weiteren wird empfohlen, die Mitwirkung der Gesellschaft bei der Bestimmung der Einsatzbereiche sozialer Roboter zu fördern. Zudem sollten die künftigen Nutzerinnen und Nutzer über die Funktionsweise und Weiterentwicklung sozialer Roboter aufgeklärt und informiert werden. Wie bei anderen Technologien auch ist der Schutz von Privat- und Intimsphäre zu gewährleisten. Eine vorherige Einwilligung zur Nutzung sozialer Roboter stellt hier einen gangbaren Weg dar.
Fundierte Einführung in die Thematik
Am Projekt unter der Leitung der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW beteiligten sich die Hochschule für Wirtschaft FHNW, die Pädagogische Hochschule FHNW, die ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (Departement Gesundheit) und die Universität St. Gallen. Gearbeitet wurde mit Literaturrecherchen, Experteninterviews sowie Round Tables mit Beteiligten aus den jeweiligen Anwendungsbereichen.
Der nun vorliegende Schlussbericht bietet einen umfassenden Überblick zu den Chancen und Risiken sozialer Roboter für die Schweiz und enthält fundierte Erkenntnisse sowie Empfehlungen. Allen, die sich in irgendeiner Art und Weise mit sozialen Robotern beschäftigen oder dies planen, ermöglicht der Bericht eine systematische Einführung in die Thematik.
Der soziale Roboter «Pepper» unterstützt in der FHNW Bibliothek Brugg-Windisch Mitarbeitende und Nutzende. Quelle: Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW