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23.7.2024 | Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Wirtschaft

«Es fägt»

2015 gründete FHNW-Studierende Mirjam Affolter MyCamper mit, die Sharing-Plattform für Wohnmobile. Ein Start-up auf der Basis von Sharing Economy? Kritik wurde sofort laut: Nie und nimmer würde das funktionieren.

Wenn Mirjam Affolter (31) heute als Gast an der Hochschule für Wirtschaft FHNW über ihre Start-up-Gründung spricht, ist ihr die Aufmerksamkeit der Studierenden sicher. Diese Unternehmerin ist eine von uns, denken sich viele. Auch Mirjam hat einst Betriebsökonomie an der FHNW studiert. Noch vor dem Bachelor gründete sie 2015 als 22-Jährige MyCamper mit, die heute grösste Sharing-Plattform für Wohnmobile in der Schweiz.

«Eine eigene Firma gründen? Nein, das war nicht mein Traum.» Sie sei einfach offen für Neues gewesen, und es habe sich die Gelegenheit ergeben, erzählt Mirjam. Sie hatte zufällig Michele Matt kennen gelernt. Die Idee für eine Sharing-Plattform stammt von ihm. Camper und Wohnmobile sind im Schnitt zwei bis drei Wochen pro Jahr im Einsatz, die übrige Zeit stehen sie ungenutzt auf dem Parkplatz und verursachen trotzdem Kosten. Warum also nicht vermieten? «Der Sharing-Economy-Ansatz ist nachhaltig. Er machte für mich Sinn und er tut es bis heute.»

Teilen: Hat das jemand nötig?

Als das Start-up MyCamper geboren war, gab es allerdings nicht nur Applaus. Mirjam erinnert sich gut: «Am Swiss Caravan Salon 2015 in Bern, unserem ersten wichtigen Auftritt, wehten uns die kritischen Stimmen nur so entgegen. Diese Idee funktioniere nie und nimmer, hiess es. Wer sich in der Schweiz einen Camper leisten könne, habe es nicht nötig, ihn zu teilen.»

Neun Jahre später sieht es so aus: 2 500 Fahrzeuge werden in der Schweiz auf der Plattform zum Mieten angeboten. «Das sind 2 500 Menschen, die sehr wohl teilen wollen. Sharing Economy funktioniert bestens mit diesem Volumen. Es braucht dafür nicht alle 120 000 in der Schweiz zugelassenen Fahrzeuge.» Die Mentalität habe sich aber verändert, beobachtet die Solothurnerin. Der grosse Wegbereiter: Airbnb. «Besitz, den man nicht nutzt, kann belastend sein.» Gute Versicherungsvereinbarungen sorgen für die nötige Absicherung der Vertragsparteien.

«Nehmt etwas in Angriff, das für euch persönlich sinnstiftend ist. Das wird euch tragen.»

Mirjam Affolter, Mitbegründerin von MyCamper

Früh war aber auch klar, dass der Schweizer Markt zu klein ist, um die Plattform langfristig profitabel zu betreiben. Da halfen auch die hohen Buchungszahlen während der Corona-Pandemie nicht. Früh schon sah MyCamper deshalb eine Expansion ins Ausland vor. Potential für neue Camper-Sharing-Märkte wurde in einigen nordeuropäischen Ländern identifiziert. Die Umsetzung dieser Strategie dauerte zwar länger als geplant, sollte aber zum Erfolg führen.

Mit der Übernahme der schwedischen Plattform Housecar im Jahr 2022 wurde MyCamper in Schweden, Norwegen und Finnland führend. Der jüngste Länderzuwachs war Dänemark im Jahr 2023. «Es fägt», lacht Mirjam. «Wir profitieren jetzt von der lehrreichen Aufbauarbeit. In der Schweiz dauerte es drei Jahre, um die ersten 150 Mietfahrzeuge auf die Plattform zu bekommen. In Dänemark sind wir schon nach einem Jahr bei über hundert.» Auf MyCamper können mittlerweile also über 5 000 Campingfahrzeuge in der Schweiz und Skandinavien gemietet werden.

Eine Firma schon im Studium gründen?

Kürzlich wurde Mirjam Mutter. «Ich arbeite immer noch jeden Tag mit Begeisterung, aber ich will auch Zeit für meine Familie haben.» Planung ist alles, deshalb wurden in der Firma frühzeitig die Weichen gestellt. Mirjam gab ihre Funktion als Leiterin des Tagesgeschäfts ab und arbeitet nun 60 Prozent in der Marketing-Abteilung. «Der Job gibt mir die nötige Flexibilität, und ich lerne auch hier viel Neues.»

Von den Start-ups und Spin-offs, die an Schweizer Hochschulen und akademischen Einrichtungen gegründet wurden, gehen gerade mal 17 Prozent aufs Konto von Frauen. Was empfiehlt Mirjam Frauen? «Mein Rat gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Zuerst: Geht offen mit euren Business-Ideen um, nutzt die Feedbacks. Die Angst vor Ideenklau ist unbegründet. Nehmt etwas in Angriff, das für euch persönlich sinnstiftend ist. Das wird euch tragen.»

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