25.9.2024 | Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel
«Es macht mir riesigen Spass»
Selina Rotach, Modedesignerin aus Heiden AR findet an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW ihre Handschrift. In ihren Kreationen trifft der Lasercut-Stoffblumenstrauss auf raffinierte Strickmuster. Nemo hat Outfits dieser Abschlusskollektion berühmt gemacht.
Auch 2024 stellten sich die Eurovision Song Contest-Acts in einer Pre-Party der Fan-Community vor. Mit dem späteren ESC-Siegessong «The Code» trug Nemo in einem Aufsehen erregenden Auftritt ein kurzes, opulent schwingendes Kleid. Auf der offizielle SRF-Pressemappe zum Eurovision Song Contest trägt Nemo eine mit Blumen verzierte, weisse Jacke zu einer geblümten weissen Hose.
Zwei Persönlichkeiten – ein Bachelor-Outfit: Nemo und Selina Rotach, Bilder: Pedro J. Pacheco, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 4.0; Selina Rotach
Was bisher wenig bekannt ist: Diese Kleider stammen aus Selina Rotachs Bachelor-Kollektion. Die 27-jährige Jungdesignerin aus Heiden AR hat diese zum Abschluss des Studiengangs Mode-Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW präsentiert.
Prof. Dr. Jörg Wiesel, Leiter Bachelor-Studiengang Mode Design, freut sich, dass Nemo die Outfits für sich entdeckt hat. «Der Basler Studiengang Mode-Design beschäftigt sich seit langem mit Themen wie Genderfluidität / Non-Binarität und versucht sie im Design selbst zu verorten.»
In ihren Bachelor-Kreationen verbindet Selina Rotach eigene Handwerkskunst mit modernsten Drucktechnologien. Schaut man sich die weisse geblümte Jacke näher an, wird klar: Die Sträusschen sind kein gewöhnlich aufgedrucktes Muster, sondern sind lasergeschnitten und einzeln in Handarbeit aufgenäht. Bewegt sich die Person in diesen Kleidern, tut dies auch der Stoff. Die Lasercut-Sträusschen hat Selina dank Kooperationen zwischen FHNW und Industriepartnern beim renommierten St. Galler Textilunternehmen Jakob Schlaepfer realisiert, extra für den Bachelor.
«Das ist befreiend»
Ihr mache es riesigen Spass, so die Ausserrhoderin, textile Oberflächen mit Applikationen zu gestalten und auch von A bis Z alles selber anzufertigen. Zuerst entsteht jeweils der Stoff, der passende Schnitt findet in ihrem Kopf ganz von allein Form. Früher war es andersrum. «In der Lehre zur Schneiderin geht man immer vom Schnitt aus und wählt dann den passenden Stoff. Heute mache ich es genau umgekehrt, und das ist befreiend. Das habe ich im Studium gelernt: Sich selber und der persönlichen Kreativität zu vertrauen.»
Frei sein, dranbleiben
Die eigene Designsprache zu entwickeln sei ein langer Weg, erklärt die 27-Jährige, und die Bachelor-Arbeit eine wichtige Etappe. «Den Studierenden der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW steht in Basel eine super Infrastruktur zur Verfügung. Stricken, Plissieren, Schreinern oder Schlossern – die Auswahl ist riesig. Man machte uns Studierenden Mut, auszuprobieren und mit Materialien und Techniken zu experimentieren. Am Anfang des Studiums war so viel Freiheit für mich ungewohnt. Ich lernte aber, mich einzulassen, Neues zu wagen und vor allem dranzubleiben.» Stricken, Fotografieren und Drucken taten es Selina besonders an.
«Ich glaube, dass ich gerade durch das Experimentieren zu meinem Stil fand.» Inspiriert habe sie aber auch das Klima gegenseitiger Akzeptanz im Studium. «Jede Person kann sich selber sein. Ich finde, das beeinflusst die eigene Kreativität positiv.»
Nicht nur Nemo gefielen übrigens Selinas Looks. Nemos Schwester Ella liess sich anlässlich ihrer Hochzeit im Sommer 2024 zwei Outfits kreieren. Wie immer war alles Handarbeit.
Bild: Ella Mettler
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