Augmented-Reality-Brillen ersetzen teure Knieimplantate
Anastasia Koch arbeitet während ihres Bachelor-Studiums in Medizininformatik an der Integration von Augmented-Reality-Brillen in den Unterricht. Mithilfe dieser können Studierende an virtuellen State-of-the-Art-Knieimplantaten lernen und sind so perfekt auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet.
Die Medizin nutzt immer mehr Computertechnologien. Eine davon ist Augmented Reality – die Darstellung von virtuellen Bildern in der realen Welt. Anastasia Koch ist zwar erst Bachelor-Studentin, doch sie arbeitet bereits in diesem zukunftsträchtigen Feld. «Ich arbeite für das Institut für Medizininformatik an der Entwicklung eines Lern-Tools, mit welchem Studierende virtuelle Kniegelenke betrachten können», sagt Anastasia, die an der Hochschule für Life Sciences FHNW Medizininformatik studiert.
Für das Lern-Tool müssen sich die Studierenden jeweils eine Augmented-Reality-Brille aufsetzen. Durch die Brille sieht man den Raum um sich herum zunächst ganz normal. Doch sobald das Programm gestartet wird, erscheint in Armreichweite ein Kniegelenk von der Grösse eines Kinderfahrrads. Mit den Händen lässt es sich drehen, vergrössern und verkleinern. Ebenso können Informationen zu den einzelnen Bestandteilen abgerufen werden. «Das Gelenk und die Infos wurden zuvor programmiert», erklärt Anastasia. «Das Programm erkennt durch die Brille die eigenen Arm- und Handbewegungen und passt die Darstellung des Gelenks entsprechend an.» Die Idee hinter der Anwendung ist, Teamwork und Lernerlebnis bei den Studierenden zu fördern. «Jeder kann das Implantat nach eigenem Ermessen für sich erforschen und den anderen seine Erkenntnisse mitteilen. Das motiviert viel mehr, als wenn ich einfach ein Diagramm des Gelenks von einer Folie ablese», sagt Anastasia. Zudem sparen die projizierten Implantate Geld. «Echte Gelenke sind für den Unterricht zu teuer. Vor allem wenn man mehrere von unterschiedlichen Herstellern anschauen möchte, bewegen sich die Anschaffungskosten in einem fünfstelligen Bereich», sagt Anastasia. «Mit diesem System können wir verschiedene Typen von den ersten Entwicklungen bis in die Gegenwart darstellen und miteinander vergleichen. Das ist echt super.»
Die Lernspielerei hat einen ernsthaften Hintergrund. Denn in der Chirurgie halten Augmented-Reality-Brillen gerade Einzug. Mit ihnen kann sich der Arzt während der Operation beispielsweise die genaue Lage eines Knochens oder eines Gelenks anzeigen lassen, noch bevor er überhaupt den ersten Schnitt gemacht hat. Damit sind Operationen in Zukunft schneller und exakter möglich, wodurch es zu weniger Komplikationen kommt. «Wenn wir uns bereits im Grundstudium mit dieser neuen Technologie auseinandersetzen, sind wir später gut auf unser Berufsfeld vorbereitet», sagt Anastasia. «Im Übrigen ist es toll, wenn man bereits im Bachelor-Studium etwas Sinnvolles machen kann und nicht nur im Hörsaal sitzt.»