Wie der «Hypospray» aus «Star Trek» Krebs besiegen könnte
Manchmal wird Science-Fiction zur Realität: Bachelor-Student Jonathan Singer forscht derzeit an der Hochschule für Life Sciences FHNW an einer Spritze, die Wirkstoffe ohne Nadelpiks in Krebszellen hineinschiesst und diese wirkungsvoll bekämpft.
In der Kultserie «Star Trek» kann ein Medikament dank des «Hyposprays» ohne Nadel durch die Haut injiziert werden. Was im Fernsehen noch Zukunftsvision war, wird heute Wirklichkeit. Der Bachelor-Student Jonathan Singer entwickelt ein Instrument, das medizinische Wirkstoffe ohne Nadel in die Zellen hineinbringen kann. Das Verfahren wird bereits zur Behandlung von Krebs getestet und könnte in Zukunft zum Standard werden.
Die ersten Tests sind positiv verlaufen. «Unsere Resultate zeigen, dass ein Tumor schrumpft, wenn er mit unserem Verfahren behandelt wird. Bei der herkömmlichen Behandlung mit einer Spritze verlangsamt sich das Wachstum lediglich», sagt Jonathan.
Bei dieser Technologie kommen ein hauchdünner, hohler Stahlstift und 3000 Volt Spannung zum Einsatz. «Die Strommenge ist jedoch so gering, dass der Patient nichts davon spürt», sagt Jonathan. Das Medikament befindet sich im Innern des Stahlstifts. Dieser wird in die Nähe des Tumors gebracht, ohne diesen jedoch zu berühren. Dann wird der Strom eingeschaltet.
Angetrieben von der elektrischen Spannung, schiesst das Medikament in Form winziger Tröpfchen aus dem Stift. «Das ist wie bei einer Wasserpistole», erklärt Jonathan. Die Tröpfchen klatschen auf den Zellen des Tumors auf und dringen in diese ein. «Warum sie das machen, wissen wir nicht genau. Aber es funktioniert», sagt Jonathan begeistert.
Während seines Bachelor-Studiums in Medizintechnik forscht er an der Weiterentwicklung des Verfahrens. Mit solchen Stahlstiften zu arbeiten, ist zwar komplizierter als mit einer herkömmlichen Spritze, doch dafür auch viel wirkungsvoller. «Eine normale Nadel schiebt sich einfach zwischen die Zellen und entlässt den Wirkstoff gerade dort, wo man ihn nicht will: ausserhalb der Zelle. So verpufft die Wirkung grösstenteils», sagt Jonathan.
Bei diesem Projekt arbeitet die Hochschule für Life Sciences FHNW mit der Universität Bern und dem Inselspital Bern zusammen. «Viele Dozenten hier sind mit einem Fuss in der Industrie und mit dem andern in der Bildung. Das heisst, wir lösen reale Probleme.»
Schon seit seiner Kindheit ist Jonathan ein Tüftler. «Ich wollte den Dingen schon immer auf den Grund gehen und habe unter anderem Handys auseinandergeschraubt und repariert. Das Studium hat mir gezeigt, dass man mit der eigenen Neugier anderen Menschen helfen kann. Das finde ich toll.»