Für sieben Monate reiste Gilbert Tao nach China
An der Jiatong Universität in Shanghai konstruierte er einen Roboter als Teil seiner Masterarbeit.
Interview mit Gilbert Tao
Was war deine Motivation, einen Auslandsaufenthalt zu machen?
Ich wollte schon immer über einen längeren Zeitraum im Ausland leben (die europäischen Länder ausgeschlossen), denn oftmals nimmt man ein fremdes Land erst wirklich richtig wahr, wenn man nicht als Tourist sondern als "Einwohner" am täglichen Leben teilnimmt. Und dafür war dieses Vorhaben in der Kombination mit der Durchführung meiner Masterarbeit ideal. Nicht nur vereinfachen sich dadurch die administrativen Arbeiten immens (die Auflagen für ein Studentenvisum ist im Vergleich zu einem Aufenthaltsvisum um einiges reduziert), sondern man wird als Student auch oftmals finanziell unterstützt. Und da ich bereits gegen Ende meines Studiums angelangt war, hiess es: jetzt oder nie!
Warum hast du dich für deine Gastuniversität und dein Gastland entschieden?
Mich haben die asiatischen Länder schon immer fasziniert, auf der einen Seite aufgrund der kulturellen Differenzen (vor allem die Forschungsweise) und auf der anderen Seite hat explizit China innert kürzester Zeit massive Fortschritte in seiner Entwicklung erreicht. Daher wollte ich in Erfahrung bringen, inwiefern sich diese rasante Entwicklung auf die Einheimischen auswirkt. Dazu wird in den Medien oftmals einseitig über dieses Land berichtet und durch das eigene Teilhaben am täglichen Leben konnte ich mir eine Meinung bilden, die auf meinen eigenen Erfahrungen und Erlebnisse beruht.
Wie unterscheidet sich dein Studienalltag an der Gastuniversität im Vergleich zu deinem Alltag an der Hochschule für Life Sciences?
Da ich während dieser Zeit für meine Masterarbeit forschte, besuchte ich dementsprechend auch keine Vorlesungen. Jedoch kann ich sagen, dass ich oftmals der erste im Labor war (auch vor meinem Betreuer), da in China der Studienalltag eher spät anfängt (ab 09:30 Uhr). Dafür war ich auch immer der erste, der nach Hause ging, während die anderen Studierenden oftmals bis spät in den Abend blieben.
Woran hast du geforscht und welche Ergebnisse hast du erzielt?
Es gibt Fälle, da kommen Kinder mit einer angeborenen Fehlbildung, bei welcher eine Unterbrechung der Speiseröhre vorzufinden ist (Ösophagusatresie), auf die Welt. Und in einigen wenigen Fällen ist der Spalt zwischen den Ösophagusenden so gross, dass eine vorangehende Dehnung der Speiseröhrensegmente durchgeführt werden muss, bevor die Enden miteinander verbunden werden können (Anastomose).
In China verwenden sie die sogenannte "Bougienage Stretching Technique" für die Dehnung, bei der sie Ösophagusenden von einem Chirurgen manuell durch ein langes Metallstück (Bougie) gedehnt werden. Meine Aufgabe bestand darin, einen Roboter zu konstruieren, um diesen Dehnungsprozess zu automatisieren und sicherer zu machen.
Was hat dich an deinem Auslandaufenthalt am meisten überrascht?
Die Internationalität der Stadt und speziell die Freundlichkeit der Menschen. Vor allem aber das vereinfachte Leben durch die Nutzung der Digitalisierung.
Welchen Tipp möchtest du zukünftigen Austauschstudenten geben?
In Bezug auf China: Dafür sorgen, dass man ein Zimmer auf dem Uni-Campus bekommt. Ansonsten eine Wohnung nur kurzfristig mieten/buchen und vor Ort nach geeigneten Wohnungen Ausschau halten. Denn oftmals findet man die Wohnung nicht in dem Zustand vor, in dem man sie erwartet…
Gibt es noch andere besondere Erlebnisse, die du teilen möchtest?
Der Austausch mit einer schweizerischen Hochschule ist dort oft mit Stolz verbunden und generiert eine besondere Aufmerksamkeit. Daher sollte man stets für eine spontane Rede über die Schweiz, sowie das schweizerische Ausbildungssystem, vorbereitet sein.
Zusätzlich sollte man Unbekanntem gegenüber mit Offenheit und Neugierde begegnen. Denn mehrmals, vor allem beim Essen, entpuppt es sich als explosiven Gaumenschmaus.
Ab ins Ausland?
Unsere Studierenden profitieren von der internationalen Vernetzung der Hochschule für Life Sciences. Ein Auslandsaufenthalt bei unseren Partnerschulen ist bei Bachelor- wie auch Master-Studierenden sehr begehrt. Nicht nur, um den persönlichen Horizont zu erweitern, sondern auch, um neue soziale und kulturelle Kompetenzen zu erwerben.
Im Rahmen unseres Masterprogramms können ausgewählte Studierende durch ein zusätzliches Semester an einer unserer Partnerschulen, zwei Diplome erhalten. Das Double-Degree Programm ist besonders attraktiv für Masterstudierende, die anschliessend eine Promotion anstreben. Weitere Details zum Double-Degree-Programm finden Sie im hier.