Drei Monate an der Harvard University in Boston
Vera Flück reiste für ihre Bachelorarbeit in die USA, wo sie in einer internationalen Forschungsgruppe arbeiten durfte.
Interview mit Vera Flück
Was war deine Motivation, einen Auslandsaufenthalt zu machen?
Ich ergreife gerne jede Chance, ins Ausland zu gehen. Für diesen Auslandaufenthalt kam auch noch das Erlebnis dazu, im Ausland zu leben und zu arbeiten. Ich dachte, dass mich ein längerer Auslandsaufenthalt selbstständiger und selbstbewusster macht. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es sich mehr als gelohnt hat.
Warum hast du dich für deine Gastuniversität und dein Gastland entschieden?
Es ist eine grosse Chance, für ein paar Monate an einer renommierten Universität wie der Harvard Universität arbeiten zu dürfen. Was natürlich einer der Gründe war, warum ich mich dafür entschieden habe, meine Bachelorarbeit in Cambridge, Boston zu schreiben. Zudem ist es sehr viel versprechend, wenn man Arbeitserfahrung in den USA und in internationalen Forschungsgruppen sammeln kann. Boston selbst kannte ich vorher nicht, war aber umso aufgeregter, als ich mich ein bisschen damit auseinandergesetzt habe.
Ein weiterer Punkt der mich motivierte, der aber wohl keinen Einfluss auf meine Entscheidung hatte, war, dass das Thema, an dem ich arbeiten würde, wohl ziemlich abstrakt und fremd sein würde. Das gäbe mir die Chance, noch einmal in ein fremdes, aber verwandtes Themengebiet einzutauchen und sehr viel zu lernen, auch ausserhalb der Bioanalytik.
Dazu kamen viele weitere Gründe, wie vertiefte Kenntnisse in der wissenschaftlichen Kommunikation zu erlangen, mein Englisch anzuwenden und natürlich gute Kontakte zu internationalen Wissenschaftlern zu knüpfen.
Wie unterscheidet sich dein Studienalltag an der Gastuniversität im Vergleich zu deinem Alltag an der Hochschule für Life Sciences?
Mein Studienalltag hat sich am meisten darin unterschieden, dass ich im Labor gearbeitet und keine Vorlesungen besucht habe. Generell habe ich aber auch mehr Zeit in die Arbeit investiert. Ich fand es grossartig, dass ich mich an keine bestimmten Arbeitszeiten halten musste. Da ich auch vorher oft dann arbeitete, wenn ich am motiviertesten war, kam mir das sehr entgegen. Ich hatte sehr viel Eigenverantwortung über meine Experimente, was mir diese Flexibilität erlaubte. Neben der intensiven Arbeit konnte ich aber auch in meiner Freizeit stetig Boston erkunden und an Harvard Events teilnehmen.
Des Weiteren hatte ich sehr viele Meetings und Seminare. Die Kommunikation zwischen meinem Supervisor und mir, aber auch innerhalb der Forschungsgruppe, war ausserordentlich wichtig, da Chemiker, Biologen, Physiker und Ingenieure eng zusammenarbeiten. Da mein Projekt extern von einer grossen amerikanischen Behörde finanziell unterstützt wurde, waren auch dort immer wieder Reports und Meetings notwendig. So war ich eigentlich konstant mit verschiedenen Aufgaben beschäftigt.
Woran hast du geforscht und welche Ergebnisse hast du erzielt?
Während meines Aufenthaltes in der Whitesides Forschungsgruppe durfte ich an einem Projekt im Bereich von Molecular Computing arbeiten. Molecular Computing ist ein Überbegriff für einen Forschungszweig des Computerwesens, der zum Ziel hat, traditionelle Siliziumbasierte Computer Technologien und herkömmliche Signalverarbeitung mit molekularen Komponenten zu ersetzen oder zu erweitern.
Meine Aufgabe war es, mit einem bestimmten Nass-Stempel-Verfahren ein dreischichtiges Gel-System aufzubauen, welches im Stande sein soll, eingegebene Informationen zu verarbeiten – ähnlich wie ein Computer. Es klingt sehr abstrakt und für mich war es eine grosse Herausforderung, mein Wissen aus dem Studium in die Thematik des Projektes einzubauen. Schlussendlich gelang es mir, ein solches System aufzubauen, in welchem dort gespeicherte Moleküle nach bestimmten Regeln mit sauren oder basischen Komponenten reagieren konnten. Durch die Reaktion im Gel würde sich «die Information» verändern und als verarbeitetes Signal wieder auf der Oberfläche des Gels erscheinen. Anhand des pH-Wertes der Komponenten konnten wir steuern, welche Information erscheinen würden. Mit diesen Daten konnten schlussendlich einfache, mathematische Funktionen verarbeitet werden. Das war umso beeindruckender, da unser System sehr viel simpler ist, als bisherige molekulare Ansätze. Ich konnte mit meinen Ergebnissen eine respektable experimentelle und patentierbare Grundlage für die Gruppe aufbauen, welche sie nun weiter nutzen können und werden.
Was hat dich an deinem Auslandaufenthalt am meisten überrascht?
Mich hat am meisten überrascht, wie schnell man sich daran gewöhnt, in einem anderen Land zu leben. Die USA ist durch die kulturellen Gemeinsamkeiten zu Europa wohl auch ein Land, bei dem das nicht schwerfällt, trotzdem taucht man innerhalb von ein paar Stunden in eine andere Welt ein. Aber ein neuer Arbeitsweg, wird nach ein paar Tagen schon zur Gewohnheit und neu kennengelernte Leute werden zu Freunden.
Wenn ich schon am Anfang gewusst hätte, dass…
…auch die Wissenschaftler an der Harvard Universität nur Menschen sind und sich genauso für gelungene (oder misslungene) Experimente, ihre Familien und das Wetter interessieren, dann hätte ich mir weniger Sorgen gemacht. Eine renommierte ausländische Universität zu besuchen und dort zu arbeiten, kann einschüchternd sein, das sollte einem aber nicht davon abhalten, das Abenteuer zu wagen. Ich durfte die Erfahrung machen, dass mich alle herzlich in ihre Gruppe integrierten und ich mich nie unwohl fühlte.
Ab ins Ausland?
Unsere Studierenden profitieren von der internationalen Vernetzung der Hochschule für Life Sciences. Ein Auslandsemester bei unseren Partnerschulen ist bei Bachelor- wie auch Master-Studierenden sehr begehrt. Nicht nur, um den persönlichen Horizont zu erweitern, sondern auch, um neue soziale und kulturelle Kompetenzen zu erwerben.
Im Rahmen unseres Masterprogramms können ausgewählte Studierende durch ein zusätzliches Semester an einer unserer Partnerschulen, zwei Diplome erhalten. Das Double-Degree Programm ist besonders attraktiv für Masterstudierende, die anschliessend eine Promotion anstreben. Weitere Details zum Double-Degree-Programm finden Sie im hier.