Muttenz: Besuch aus Berlin II
Die Coronazeit konnte Johanna Schmeller nicht stoppen, ein anderes Land kennenzulernen. Warum nicht zu dieser Zeit etwas Neues wagen?
Name: Johanna Schmeller
Studium: Arbeitslehre, Erziehungswissenschaften, Mathematik
Heimuniversität: Technische Universität, Berlin
Vorbereitung
Ich habe mich Ende Mai 2020 ganz spontan dazu entschieden, dass ich unter Corona und den Einschränkungen genauso gut ein anderes Land, eine neue Stadt und einen neuen Alltag für ein Semester kennen lernen könnte. Durch Zufall gab es für die PH FHNW in Basel für das HS 2020 noch Restplätze, bzw. noch überhaupt keine Anmeldungen. So entschloss ich mich innerhalb von zwei Tagen ein Auslandssemester in der zweiten Hälfte des Jahres zu machen. Nachdem ich mit Frau Wolff (TU) und Frau Ronsdorf (FHNW) Kontakt aufgenommen hatte, sehr problemlos und freundlich, orientierte ich mich an den Unterlagen von Paula Deutschland, welche Kurse für mich passen könnten. Leider kam ich nicht in alle Kurse rein, die ich wählen wollte und entschied mit deshalb, Corona machte es möglich, parallel ab Anfang November Kurse der TU und HU online zu besuchen. Dazu kam die Wohnungssuche, hierbei orientierte ich mich ebenfalls an denen von Paula genannten Seiten: wgzimmer.ch und markt.unibas.ch. Ich wurde leider auf beiden Seiten nicht fündig, sodass ich dann auch Studierendenwohnheime in Betracht zog (genaueres siehe Unterkunft & Verpflegung), was sich als sehr gut erwies. Die FHNW wies mir einen Buddy (Charline) zu, eine Studentin aus dem Bereich Business, die mir ebenfalls sehr freundlich bei Fragen weiterhalf.
Die Anmeldung für den Aufenthalt führt man vor Ort durch, die Unterlagen findet man online für Basel-Stadt. Ich druckte und füllte die Formulare bereits Zuhause aus. Zusätzlich sollte man sich bzgl. des Kontos Gedanken machen, ich nutze meine Kreditkarte der DKB, alternativ könnte man sich kostenlos ein Schweizer Bankkonto für die Zeit eröffnen lassen.
Anreise/Ankommen
Ich reiste mit dem Zug an. Die Verbindung Berlin-Basel ist direkt mit dem ICE und eine Fahrradmitnahme war problemlos möglich. Charline holte mich vom Badischen Bahnhof ab und begleitete mich mit Gepäck und Fahrrad zu meiner Unterkunft in Großbasel, ca. 25 min Fußweg. In meiner Unterkunft wurde ich sehr freundlich empfangen. Ansprechpartnerinnen vor Ort waren meine Heimleiterin, Frau Ronsdorf und Charline. Vor Ort bin ich dann zum Einwohnermeldeamt gegangen und habe mich für Basel-Stadt angemeldet.
Ich hatte noch eine Woche Zeit bevor die Welcome Week gestartet hat. Vor allem mit dem Fahrrad habe ich sehr gut die umlegende Gegend alleine oder auch zusammen mit anderen erkundet, war baden und hab die Stadt Basel näher kennengelernt.
Unterkunft & Verpflegung
Während meines Aufenthaltes lebte ich im Katholischen Studentenwohnheim in Basel-Stadt. Diese Unterkunft kann ich sehr empfehlen. Das Zimmer ist klein, aber fein. Ich teilte mir mit sechs anderen (Schweizer:innen und Studierenden internationaler Herkunft) die Etage, d.h. Küche, Toiletten und Duschen. Das Wohnheim verfügt über Gemeinschaftsräume, eine sehr große und tolle Dachterrasse und bietet (ohne Corona noch mehr) Aktivitäten an, wie Wanderungen, gemeinsames Backen, Veggi-Mittagstisch am Dienstag sowie Meditationen und Reisen. Zudem sind die Mitarbeiter:innen überaus freundlich und hilfsbereit. Für das Zimmer zahlte ich 460 CHF was für die Lage super ist. Bis zu der PH brauchte ich etwa 30 Minuten mit dem Fahrrad. Ich kaufte meine Lebensmittel überwiegend in Deutschland, im Rheincenter (Marktkauf und DM) ein. Eine 15-minütige Strecke mit dem Fahrrad am Rhein entlang und durch Frankreich durch.
Insgesamt war ich sehr glücklich direkt in Basel-Stadt zu wohnen, so konnte ich die ersten drei Wochen fast jeden Tag im Rhein baden oder am Rhein sitzen, die Altstadt ist sehr schön und man findet immer schöne Gässchen zum Spazieren und nette Läden zum Bummeln. Außerdem war ich dadurch auch nochmal näher an Frankreich und Deutschland dran sowie an den Bahnhöfen, welche einen guten Ausgangspunkt für Ausflüge innerhalb der Schweiz und Deutschland sind. Meine Unterkunft kann ich also nur weiterempfehlen!!
Die Hochschule
Unter Corona war natürlich alles etwas anders in diesem Semester. So hatte ich zu Anfang noch mindestens einen Kurs die Woche vor Ort an der PH in Muttenz, nach etwa 1/3 der Zeit schließlich alles online. Die Dozierenden wählten, wie in Berlin, unterschiedliche Formate des Unterrichtens. So hatte ich wöchentliche synchrone Veranstaltungen, abwechselnd synchron und asynchron und ausschließlich asynchrone Veranstaltungen. Der größte Unterschied an der PH war, dass sich fast alle Dozierenden den Studierenden mit Vornamen vorstellten und das Du angeboten haben. Ich nahm dies als sehr angenehm und positiv wahr. Zusätzlich waren alle Dozierenden sehr freundlich, interessiert, sehr gut erreichbar und ich hatte das Gefühl, dass das Wohl und eine gute Ausbildung der Studierenden stärker im Vordergrund standen, als ich es aus Berlin gewohnt bin.
In Basel belegte ich ausschließlich Kurse für Arbeitslehre (Hauptfach) bzw. aus dem Erziehungswissenschaftlichen Teil. Für mein Zweitfach Mathematik gab es keine Kurse, die ich mir hätte anrechnen lassen können.
Land & Leute
Ich habe die Schweiz sowie die Schweizer:innen als sehr angenehm und freundlich kennen gelernt. Es herrscht eine ganz andere Atmosphäre als ich es aus Berlin gewohnt bin. Nicht umsonst zählt Basel zu den zehn Städten mit der weltweit höchsten Lebensqualität. An das Schweizerdeutsch habe ich mich zwar bis jetzt noch nicht ganz gewöhnt, in der Hochschule wird aber überwiegend Hochdeutsch gesprochen. Teilweise werden Worte etwas anders genutzt, aber das muss man bei eigenen Konversationen herausfinden.
Als kleiner Tipp vor ab schon mal, den mir Charline gab, „hallo“ sagt man eigentlich überwiegend zu Freund:innen (in der Schweiz Kolleg:innen), jedoch nicht, wenn man in ein Geschäft geht oder Fremde grüßt. Und in einem Geschäft wird zunächst immer gegrüßt, bevor man etwas fragt.
Freizeit
Für Studierende gibt es den sogenannten Colourkey. Für 30 CHF kannst du mit diesem Ticket ein Jahr kostenlos viele Museen sowie Freibäder besuchen und bekommst Rabatte auf weitere Veranstaltungen und in Geschäften. In Basel gibt es viele tolle Museen, ich kann das Ticket also sehr empfehlen. Zudem hatte ich das Halbtax-Abo für die Bahn gekauft. Mit diesem kann man mit 50% Rabatt auf die Bahnpreise durch die Schweiz fahren. Es lohnt sich auf jeden Fall verschiedene Städte der Schweiz anzusehen und wandern zu gehen. Das Ticket kostet momentan 120 CHF. Ich habe jedoch die FHNW darauf hingewiesen, dass Auslandsstudierenden an der Uni Basel den Großteil des Tickets zurückerstattet bekommen und sie wollten sich ebenfalls darum kümmern, dass dies in Zukunft auch an der FHNW gilt.
Zu Anfang meines Aufenthalts habe ich am Hochschul-Sport der FHNW teilgenommen, (i.d.R. kostenlos und ohne Anmeldung) dieser wurde dann jedoch auf Grund von Corona eingestellt. Wir haben zusätzlich die Möglichkeit das Sportangebot der Uni Basel wahrzunehmen, gerade wenn du in Basel-Stadt wohnst ist dies auf Grund der Nähe empfehlenswert. Die Kurse sind in der Regel ebenfalls kostenlos, jedoch muss man sich hier an den Stichtagen anmelden, um einen Platz zubekommen.
FHNW Hochschulsport
Uni Basel Hochschulsport
Ebenfalls kann ich empfehlen, das Baden-Württemberg-Ticket zu nutzen. Für 24 Euro (als Gruppe wird es günstiger) kann man für ca. 24h durch Baden-Württemberg fahren und sich schöne Städte wie Konstanz, Freiburg oder auch Heidelberg ansehen.
Mit zweien aus meiner WG habe ich auch angefangen über Foodsharing Lebensmittel zu retten. Die anderem Foodsaver waren alle ebenfalls sehr freundlich und offen einen zu Probeabholungen mitzunehmen.
Persönliches Fazit
Ich kann den Aufenthalt in Basel sehr empfehlen. Selbst zu Corona-Zeiten habe ich sehr viel erlebt, tolle Menschen kennen gelernt, ein neues Hochschulsystem erlebt und eine schöne Stadt als mein Zuhause betrachtet. Klar hätte ich mich über den Kontakt mit weiteren Studierenden innerhalb der PH gefreut und auch gerne die Herbstmesse besucht, aber das kann noch nachgeholt werden.
Meine Tipps
Von Anfang an viele neue Orte kennenlernen und besuchen. Vor allem wenn es noch warm ist und die Tag nicht zu kurz sind. Was ich leider nicht gemacht habe, aber bei meinem nächsten Besuch in Basel nachholen werde, es gibt immer wieder Feuerstellen und Grillmöglichkeiten in der Öffentlichkeit, die man privat nutzen kann.
Auf jeden Fall würde ich das Fahrrad mitnehmen, damit bist du flexibel und vieles kannst du so auch sehr gut erreichen. Und natürlich im Rhein baden und danach noch etwas auf den Steinstufen in der Sonne liegen. Es lohnt sich ebenfalls nach Deutschland zu fahren und durch die Weinberge spazieren zu gehen und ein paar Trauben zu probieren. Feigen, Äpfel und Walnüsse (in der Schweiz Baumnüsse) schmeckten dort auch immer sehr gut.
Ich habe zusätzlich zu meiner Miete noch etwa 400/450 CHF im Monat für Verpflegung und Aktivitäten ausgegeben.
Die Zeit wird super schnell vergehen, deshalb einfach jeden Tag genießen!!!