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Muttenz: Besuch aus Berlin IV

Xenia Krutsch entschied sich um: Statt viele Ausflüge in der Schweiz zu machen, lernte sie lieber zahlreiche Ecken von Basel besser kennen.

Name: Xenia Krutsch
Heimuniversität: Technische Universität Berlin
Besuch der FHNW in Muttenz
Aufenthalt von/bis: Herbstsemester 2022/23

Vorbereitung

Als ich von dem Austauschprogramm erfahren habe, war ich erst unsicher, ob ich mich denn wirklich bewerben sollte. Zwar habe ich während meines Studiums häufiger mit dem Gedanken gespielt für Semester in einem anderen Land zu studieren, doch so richtig konkret wurde meine Überlegung nie. Zudem muss ich zugeben, dass ich dabei nicht an die Schweiz gedacht habe. Als ich allerdings erfahren habe, dass die Bewerbung für den Austausch mit der PH FHNW in diesem Semester (ausnahmsweise) auch für Studierende aus meinem Studiengang „BA Kultur und Technik mit dem Kernfach Bildungswissenschaft“ möglich war, schaute ich mir das Austauschprogramm etwas genauer an und entschied mich dafür, einen Beratungstermin mit Christina Wolff auszumachen, um mich besser zu informieren.

Zu dem Zeitpunkt war ich eigentlich überzeugt, dass ich es eher nicht machen werde, weil ich verunsichert war, ob das Lehrangebot der PH FHNW zu meinem Studiengang passte und wie ich mir den Aufenthalt finanzieren sollte. Doch in unserem Gespräch klärten sich meine Bedenken. Ich schaute mir das Lehrangebot für Austauschstudierende an und merkte, dass es viele Veranstaltungen gibt, die sich nicht in meinem Studiengang wiederfinden. Genau das weckte mein Interesse, weil ich es als Möglichkeit sah, mich interdisziplinär weiterbilden und in den Bereich der Lehrkräftebildung einsehen zu können.

Kurz nach meiner Zusage habe ich mich mit den TU-Student*innen, welche vor mir in der Schweiz gewesen sind, per Zoom ausgetauscht. Dadurch konnte ich mir einen ersten Eindruck machen und von den Erfahrungen der anderen profitieren. Bei der konkreteren Vorbereitung für das Leben in der Schweiz, kann ich sehr empfehlen den Guide zu nutzen, den Marieke und Fredericke erstellt haben (und der im Herbstsemester 22/23 von zwei Austauschstudierenden erweitert wurde). Durch den Kontakt zu Johanna, Paula, Marieke, Friedericke, die Unterstützung von Christina Wolff von der TU Berlin und Markus Cslovjecsek von der PH FHNW, habe ich wirklich viel Unterstützung bei den Vorbereitungsarbeiten (und während des Semesters) für das Leben in der Schweiz erhalten.

Bis auf die zeitintensive Sammlung und Einreichung aller notwendigen Unterlagen für die Mobility-Online-Portale, die Erstellung des Learning Agreements und der Wohnungssuche, habe ich mich nicht weiter vorbereitet. Meine Wohnung habe ich sehr zeitnah (nach der Zusage) über „markt.unibas.ch“ gesucht, was super funktioniert hat. Da würde ich empfehlen wirklich früh genug anzufangen, denn meine Suche hat etwa 2-3 Monate gedauert. Auch, damit ihr eine Wahl habt, denn einige Wohnungen/WG-Zimmer waren absolut nicht im Budget.

Das Ankommen in Basel

Angereist bin ich mit FlixTrain, was ich sehr empfehlen kann. Der Zug fährt von Berlin Hauptbahnhof nach Basel Badischer Bahnhof durch und kostet (bei frühzeitiger Buchung) knapp 35 Euro. Vom Badischen Bahnhof aus habe ich ein Taxi genommen, wovon ich allerdings abrate, denn die 7 minutige Fahrt war fast so teuer wie das FlixTrain-Ticket. Ich bin etwa eine Woche vor der „welcome week“ in Basel angekommen, weil ich gerne noch etwas Zeit haben wollte, um mich einzuleben und meine Mitbewohner*innen kennenzulernen. Der Vorteil am WG-Leben war, dass ich durch meine Mitbewohner*innen schnell viele neue Menschen und Veranstaltungsorte kennenlernen konnte. Dadurch ist mir das Ankommen und Einleben in Basel viel leichter gefallen, als erwartet.

Ich würde euch empfehlen, euch gleich in den ersten Tagen nach der Ankunft im Einwohneramt anzumelden. Das ist in der Schweiz verpflichtend, wenn euer Aufenthalt länger als drei Monate geplant ist. Für die Anmeldung musste ich vor Ort ein Formular ausfüllen, nachweisen, dass ich zum Studieren in der Schweiz bin, meinen Untermietvertrag und einen gültigen Ausweis mitbringen. Die Anmeldung selbst kostet ca. 20 Franken, die ihr vor Ort bezahlen müsst. Etwa 8 Wochen später bekommt ihr euren Ausweis und eine Rechnung von knapp 70 Franken per Post zugeschickt. Ein kleiner Hinweis: ca. 14 Tage vor eurer Abreise, müsst ihr euch auch wieder abmelden, was erneut 20 Franken kostet.

Ich habe generell alles mit der „Klarna-Card“ gezahlt. Die Klarna-Card ist eine Visa-Karte, die mit dem eigenen Giro-Konto verknüpft ist. Vorteilhaft an der Karte ist, dass diese kostenlos ist und ihr nicht extra Geld auf die Visa-Karte überweisen müsst. Der einzige Nachteil ist allerdings, dass die Karte nur zum Zahlen und nicht zum Geldabheben genutzt werden kann. Bei Rechnungen, wie die 70 Franken für den Ausweis oder der Miete habe ich „Wise“ verwendet. Über Wise ist es möglich den zu zahlenden Betrag in Franken auszuwählen und den umgerechneten Betrag in Euro an Wise zu überweisen. Für den Transfer habe ich 2-3 Euro mehr gezahlt, was allerding viel günstiger war, als eine Auslandsüberweisung über meine deutsche Bank (ca. 20 Euro Servicegebühren).

Nach der Anmeldung habe ich eine vorläufige Meldebescheinigung bekommen, die ich direkt nutzen konnte, um z.B. ein Schweizer Konto zu eröffnen (habe ich nicht gemacht) oder eine Monatskarte zu kaufen. Ich habe anfangs jede Fahrkarte einzeln gekauft, würde aber definitiv empfehlen die SBB-Karte gleich nach der Anmeldung zu beantragen. Dafür war ich am Bahnhof SBB im Reisezentrum und musste nur meine Meldebescheinigung vorzeigen. Da ich in Basel-Stadt gewohnt habe und alle von mir besuchten Veranstaltungen am Campus Muttenz stattgefunden haben, hat mir die Monatskarte für 53 Franken ausgereicht. Solltet ihr allerdings an unterschiedlichen Standorten Veranstaltungen besuchen oder viele Reisen durch die Schweiz planen, würde ich eine Halbtax-Karte empfehlen. Die Halbtax-Karte kostet einmalig 120 Franken (bis zum 25. Geburtstag, sonst 180 Franken) und ist mit der Bahncard 50 zu vergleichen. Ihr bekommt also 50% Preisnachlass auf jedes Bahnticket.

Das Leben in Basel

Ich habe in einer 3er WG in Basel-Stadt gewohnt und kann das wirklich nur empfehlen. Die Wohnung war sehr schön eingerichtet und ich musste mich um sehr wenig kümmern, weil ich einfach in das Alltagsleben der anderen dazugestoßen bin und somit viele Lebensmittel/Reinigungsmittel/Waschpulver etc. mitbenutzen durfte. Die Wohnung hat mich umgerechnet 550-600 Euro (inklusive Betriebskosten und WLAN) im Monat gekostet und ich brauchte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln etwa 35min zum Campus Muttenz und 25min zum Bahnhof SBB.

Die meisten Cafés, Bars, Museen und Einkaufsläden waren für mich fußläufig zu erreichen. Nicht weit von meiner Mietwohnung entfernt gibt es auch ein Studentenhaus, in dem Paula und Frederike in den Jahren zuvor gewohnt haben. Dafür habe ich mich auch beworben, allerdings war ich spät dran und konnte mich nur auf die „Warteliste“ (sie kontaktieren einen, falls doch noch ein Zimmer frei wird) schreiben lassen. Ich hatte mich dagegen entschieden, weil ich wusste, dass ich häufiger mal Besuch empfangen werde und dies im Studentenhaus nur beschränkt und mit einer täglichen Zuzahlung möglich ist.

Obwohl ich mich vor meiner Anreise darauf eingestellt habe, dass die Lebensunterhaltskosten in der Schweiz höher sein werden als gewohnt, haben mich die Preise anfangs doch sehr überfordert. Dazu muss ich jedoch erwähnen, dass ich aus Praktikabilitätsgründen bei Coop und Migros (hochpreisig) einkaufen gegangen bin. Das habe ich ab der ersten Hälfte des Aufenthalts geändert und war überwiegend bei Aldi Swiss und Denner, was einen deutlichen Unterschied gemacht hat. Außerdem ist es gut möglich in Deutschland einkaufen zu gehen.

Am Freitag war ich oftmals bei dem Coop, der sich in dem Hochschulgebäude am Campus Muttenz befindet, weil viele Lebensmittel, abgepackte Salate und belegte Brötchen 50% reduziert waren.

Vergleichsweise günstig waren dahingegen die Freizeitaktivitäten, wobei das selbstverständlich davon abhängt, was genau ihr unternehmen wollt und wie viele Extra-Angebote ihr nutzen möchtet (Getränke, Snacks, Verkaufsstände…). Es gibt nämlich viele Angebote, die nur von der Veranstaltung her günstig/kostenlos sind. Ich war z.B. auf einem kostenlosen Konzert im „Sommercasino“ oder auf einem kostenlosen Event im „Freiwerk“. Als kleiner Tipp: Im Freiwerk gibt es auch Kurse, wie analoge Filmentwicklung, Töpfern oder Nähen, die jedoch etwas teurer sind. Auch gibt es viele Märkte/Flohmärkte, wie z.B. jeden Samstag am Petersplatz in Basel, den Nachtflohmarkt in der Markthalle, den Stadt-Markt am Marktplatz (regionale Lebensmittel), aber auch temporäre Streetfood-Stände oder die Herbstmesse und den Basler Weihnachtsmarkt. Ebenfalls kostenlosen Eintritt gibt es im „Rouine“, eine Bar mit Tanzbereich oder das Café Mitte, in dem ohne eine Konsumpflicht und mit kostenlosem WLAN gearbeitet werden kann. Für Sportliebhaber*innen kann ich die „Nordtangente“ oder „Didis Sportsbar“ am Erasmusplatz empfehlen. Hier werden viele Spiele übertragen und es gibt die Möglichkeit für zwei Franken Billard oder Darts zu spielen. Ebenfalls sehr empfehlenswert sind die Events in der Markthalle, besonders die Foodstände am Sonntag oder auch einfach ein Spaziergang am Rhein!

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen während meines Austauschsemesters viel durch die Schweiz zu reisen, doch habe ich mich vor Ort umentschieden. Es reizte mich mehr zu erleben, wie das Alltagsleben in Basel ist und ich entschied mich kurzerhand dafür, mir nach meinem Austauschsemester die Zeit für eine längere Reise durch die Schweiz zu nehmen.

Ich habe nur kurze Ausflüge nach Zürich und Bern gemacht und einige umliegende Orte besucht, in denen meinen Kommilitonen, die ich an der PH FHNW kennengelernt habe, wohnen/aufgewachsen sind. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut, weil ich dadurch schöne Locations und Plätze sehen konnte, die ich als Touristin sicherlich nicht mitbekommen hätte.

Die Pädagogische Hochschule FHNW

Meine Veranstaltungen haben ausschließlich am Campus in Muttenz stattgefunden. Mich überraschte vor allen die sehr gute Organisation und das große, modernen Gebäude. Im Hochschulgebäude gibt es u.a. einen Supermarkt, eine zweistöckige Mensa (die vergleichsweise ebenfalls teurer ist) und eine Lounge im 12. Stockwerk. Kleiner Tipp: In der Mensa und in der Lounge gibt es Mikrowellen, die ihr problemlos benutzen könnt.

Ich habe fast alle Akteur*innen an der PH FHNW als sehr hilfsbereit, freundlich, gut organisiert und interessiert erlebt. Sei es bei den Formalitäten für den Austausch, bei Problemen mit den IT-Programmen (IT-Support) oder in den Lehrveranstaltungen. Auch die Kommilitonen waren sehr offen und hilfsbereit. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich noch heute im Kontakt bin. Die meisten Lehramtsstudenten haben neben dem Studium an einer Schule gearbeitet und viel von ihren Praxiserfahrungen berichtet.

Nach den Corona-Semestern war es anfangs ungewohnt in gefüllten Lernräumen zu sitzen und keine Corona-Schutzmaßnahmen beachten zu müssen. Was für mich ebenfalls ungewohnt war, war die Anwesenheitskontrolle. In jeder Veranstaltung gab es eine Liste, auf der ich zu Beginn der Sitzung vermerken musste, dass ich anwesend war. Fast alle Veranstaltungen haben in Präsenz stattgefunden, wobei es meist auch 2-3 Online-Termine gegeben hat. Auch in den Online-Terminen wurde die Anwesenheit überprüft, denn es waren nur zwei unentschuldigte Fehltage gestattet.

Für Austauschstudierende gab es zwei obligatorische Kurse: international Campus 1.1 und 1.2. In meinem Semester waren ausschließlich Studierende aus Deutschland dabei, weswegen die Kurse dann doch auf Deutsch stattgefunden haben. Mit den Studierenden haben wir die „welcome week“ verbracht und im Rahmen einer der beiden obligatorischen Veranstaltungen ein gemeinsames Event für alle Austauschstudent*innen geplant und veranstaltet. In dem zweiten Kurs konnten wir uns individuell für ein Projekt entscheiden, an dem wir semesterbegleitend gearbeitet haben. Alle anderen Veranstaltungen konnte ich frei wählen.

Ich habe mich für qualitative Forschungsmethoden, Sozialisation und Gesellschaft, Bildungssysteme im internationalen Vergleich, Inklusion im Klassenzimmer, Sprache und Kultur und Unterrichtsplanung und Gestaltung entschieden. Besonders gut gefallen haben mir die drei ersten Veranstaltungen. Pro Veranstaltung habe ich 2-3 Leistungspunkte erhalten, die sich aus der aktiven Teilnahme und dem Leistungsnachweis ergaben. Meine Leistungsnachweise waren Präsentationen, schriftliche Ausarbeitungen in Gruppen, Gestaltungen einer Lerneinheit und individuelle Projektarbeiten.

Auch wenn sich viele Lerninhalte nicht direkt im bildungswissenschaftlichen Bereich verorten lassen und ich zu Beginn nicht sicher war, inwieweit die Inhalte zu meinem Studium passen, merke ich im Nachhinein, dass der Einblick in die Lehrkräfteausbildung für mich persönlich und akademisch sehr wertvoll war.

Budget

Ich habe ein monatliches Stipendium von 1.175 Euro von der TU Berlin erhalten und einmalig 2200 CHF von der PH FHNW. Dadurch war es für mich möglich, mir die hohen Monatsausgaben als Studentin leisten zu können. Pro Monat habe ich insgesamt etwa 1.200-1.400 Euro für meine Miete, die Monatsfahrkarte, Einkäufe, Freizeitaktivitäten und die Krankenversicherung ausgegeben. Meine Krankenversicherung habe ich für den genauen Zeitraum (per day) abgeschlossen, was insgesamt etwa 275 Euro gekostet hat.

Persönliches Fazit

Ich finde es sehr bemerkenswert, wie viele neue Erfahrungen ich persönlich und auch akademisch, durch das Verlassen meiner Komfortzone, machen konnte. An manchen Stellen habe ich mir gewünscht, dass ich mich etwas besser vorbereitet hätte, doch rückblickend habe ich verstanden, dass die anfängliche Überforderung normal ist und dazugehört.

Ich bin mir sicher, dass ich ohne den Austausch nicht die Möglichkeit bekommen hätte, in einer so kurzen Zeit einen intensiven Einblick in die Lehrkräfteausbildung zu bekommen. Was es für mich zudem so spannend gemacht hat, ist die Verknüpfung meiner theoretischen Grundlage aus der Bildungswissenschaft, mit den pädagogischen Handlungspraxen. Da nehme ich vor allem die Berichte und Gespräche (mit den Studierenden der PH FHNW) über das Schweizer Bildungssystem, deren Bildungsweg und die praktische Arbeit in der Schule mit.

Besonders die Stadt Basel hat es mir angetan! Ich hatte eine sehr aufregende/lehrreiche Zeit und kann nur weiterempfehlen, diese besondere Möglichkeit zu nutzen!

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