Muttenz: Besuch aus Flensburg
Carl Philipp Hendricks, welcher drei Monate an der PH FHNW ist, bestaunt die unglaublich schöne Schweizer Landschaft und geniesst das kulturelle sowie kulinarische.
Name: Carl Philipp Hendricks
Studium: Promotion Sportwissenschaft
Heimuniversität: Europa-Universität Flensburg in Flensburg, Deutschland
Vorbereitung
Für den Austausch an der FHNW habe ich mich entschieden, weil das Team der Professur Sport und Sportdidaktik im Jugendalter sowohl in der Lehre als auch in der Forschung an interessanten Themen zum Sportunterricht arbeitet. Für meine eigene Promotion erhoffte ich mir einen wertvollen und gewinnbringenden Austausch sowie Einblicke in die Sportlehrerausbildung der Schweiz. Darüber hinaus habe ich es während meines Studiums leider nicht geschafft ins Ausland zu gehen und wollte diese Erfahrungen gerne noch nachholen. So viel Vorweg: Ich hatte eine tolle, aufregende und gewinnbringende Zeit.
Alles hat im Sommer vor meinem Austausch begonnen. Ich habe den Leiter der Professur auf einer Tagung in der Kaffeepause gefragt habe, ob nicht ein Forschungsaufenthalt bei ihm möglich sei. Nach kurzem E-Mailkontakt war der Zeitraum schnell gefunden und die Vorbereitungen konnten beginnen. Mir ist von Anfang an die unkomplizierte Kommunikation aufgefallen. Auch wenn ein Austausch eines Doktoranden bislang unüblich zu sein scheint, wurden alle organisatorischen Dinge und Fragen von Frau Ronsdorf schnell geklärt. Für die Schweiz brauchte ich kein Visum. Die benötigte Arbeitserlaubnis wurde mir im Vorfeld von den Verantwortlichen der FHNW zugeschickt, sodass die Vorbereitungen problemlos verliefen. Ich habe mich selbstständig um ein WG-Zimmer über wgzimmer.ch gekümmert. Auch dies ging sehr schnell, wobei ich Glück hatte, dass genau in der Zeit meines Aufenthaltes ein Zimmer zur Zwischenmiete angeboten wurde.
Bereits ein paar Wochen vor meinem Aufenthalt wurde ich vom Erasmus Student Network (ESN) kontaktiert. Das ESN organisiert verschiedene Veranstaltungen für alle Incomings und ebenso das «Buddy-Programm» Jedem Austauschstudenten wird ein Buddy zur Seite gestellt. So gibt es die Möglichkeit von seinem Buddy am Tag der Anreise vom Bahnhof abgeholt zu werden.
Anreise / Ankommen
Ich bin am Abend vor meinem ersten Tag mit dem Zug nach Basel gefahren. Die Zugverbindungen von Deutschland nach Basel sind sehr gut, sodass die Anreise problemlos funktionierte. Die Möglichkeit am Bahnhof von meinem Buddy abgeholt zu werden habe ich nicht in Anspruch genommen. Im Vorfeld sollte man sich allerdings unbedingt über die Roaming-Gebühren informieren. Da die Schweiz nicht zur EU gehört, können hohe Telefonkosten entstehen. Ich habe mir daher in den ersten Tagen eine Schweizer SIM-Karte bei Aldi-Talk gekauft (25CHF pro Monat, 5GB Datenvolumen und kostenloses Telefonieren nach Deutschland und in der Schweiz). Direkt nach der Ankunft habe ich mir an einem ATM Bargeld besorgt. Es ist in Basel in vielen Geschäften aber auch möglich mit Euro zu bezahlen.
Unterkunft & Pflege
Ich habe in einer 4er-WG zusammen mit einem Schweizer und zwei Deutschen im Gundeli gewohnt. Das Gundeli habe ich als einen sehr «jungen» Stadtteil kennengelernt. Es gibt viele Cafés und Möglichkeiten essen zu gehen. Solltet ihr in der Nähe vom Bahnhof oder im Gundeli sein, esst unbedingt eine Pizza bei VITO!
Das Zusammenleben in der WG hat problemlos geklappt. Von der Unterkunft brauchte ich ca. 30 Minuten mit dem öffentlichen Nahverkehr zur FHNW in Muttenz. Der erste große «Schock» kommt sicherlich beim ersten Einkauf. Im Vergleich zu Deutschland sind die Lebensmittelpreise in der Schweiz deutlich höher. Aber auch daran habe ich mich (erschreckenderweise) recht schnell gewöhnt. Neben den beiden großen Einkaufsketten Migros und Coop (beide etwas teurer) gibt es auch günstigere Möglichkeiten wie ALDI und Denner. Wenn man ein wenig darauf achtet, kann man auch in der Schweiz recht günstig einkaufen. Ich empfehle aber dennoch, sich durch die Riesen Auswahl an Käse zu probieren und hier nicht zu sparen.
Die Hochschule
Das Gebäude der FHNW in Muttenz gehört von außen sicherlich nicht zu den schönsten Gebäuden in Basel. Dafür ist das Atrium umso beeindruckender (siehe Bilder). Die Ausstattung ist sehr modern und alles ist neu. Auf jeder Etage gibt es zahlreiche Sitzmöglichkeiten und Gruppenarbeitsplätze. Besonders hervorzuheben ist der 12. Stock mit einer tollen Aussicht über das Basler-Land. Der Campus Muttenz verfügt über eine Bibliothek, Mensa und Bistro, einen Coop und Sportmöglichkeiten. Es ist also alles da, was man für einen langen Tag an der Uni braucht. Ich selbst habe zwar keine Kurse als Promotionsstudent besucht, habe aber viel bei den Kollegen hospitiert. Das Highlight war sicherlich die Wintersportwoche in Fiesch. Dort konnte ich mir die fachdidaktische Ausbildung im Masterstudiengang Lehramt im Fach Sport anschauen. Darüber hinaus habe ich verschiedene Einblicke in die fachpraktische Ausbildung erhalten.
Land, Leute und Freizeit
Trotz seiner Nähe zu Deutschland darf man die Schweizer Kultur in Basel nicht unterschätzen. Das Schweizer-Deutsch mag in Basel noch relativ gut zu verstehen sein, aber auch hier merkt man sofort, dass man nicht mehr in Deutschland ist. Eine Kollegin hat mir direkt zu Beginn meines Aufenthaltes empfohlen die Comedy Show «Reiz der Schweiz» von Kaya Yanar zu schauen (gibt’s auch bei Netflix). Die Eigenarten der Schweizer werden dort auf amüsante Weise dargestellt und es war spannend dies auch im Alltag zu beobachten.
Die Schweizer sind allgemein sehr freundlich und zuvorkommend. Für etwas Verwirrung hat bei mir zu Beginn die Mülltrennung gesorgt. Nach zwei Monaten macht für mich die Trennung zwischen Papier und Pappe jetzt aber auch Sinn. Basel ist eine sehr lebenswerte Stadt. Obwohl ich im Winter (Ende Januar-März) dort war, konnte ich bereits im Sonnenschein am Rhein sitzen. Darüber hinaus gibt es in der Altstadt Großbasel viele Sehenswürdigkeiten (das Rathaus, der Basler Münster und die vielen kleinen Gassen). Zudem soll der Basler Zoo sehr schön sein (ich habe es leider nicht mehr geschafft dorthin zu gehen). Die Schweizer lieben Kaffee, den man in einem der zahlreichen Cafés in der Innenstadt sehr gut zu einem Stück Kuchen trinken kann. In der Schweiz sollte man auf jeden Fall auch Käsefondue und Raclette essen. Dafür gibt es zahlreiche Restaurants. Zu beachten ist allerdings, dass Käsefondue in vielen Restaurants nur bis Mitte März serviert wird.
Die Schweiz lässt sich sehr gut mit dem Zug bereisen. Bei einem längeren Aufenthalt sollte man sich auf jeden Fall das Halbtax kaufen. Das Halbtax ist ein Halbpreis-Abonnement was in fast allen öffentlichen Verkehrsmitteln gilt. Von Basel ist man mit dem Zug schnell in Zürich, Bern oder Luzern. Ich kann alle Städte für einen Tagesausflug nur empfehlen. In die Berge braucht man etwas länger. Aber für ein Wochenende lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch im Wallis. Die Schweiz ist ein sehr sportbegeistertes Land und bietet insbesondere im Winter viele Möglichkeiten. Für Studenten lohnt sich auch das Programm des Hochschulsports.
An der FHNW werden viele Veranstaltungen über das ESN organisiert (Skiwochenende, Fondueabend, Tagesausflüge…). Am Anfang des Semesters wird eine WhatsApp-Gruppe organisiert, worüber man alle Infos erhält.
Persönliches Fazit
Ich hatte eine erlebnisreiche und sehr schöne Zeit in der Schweiz. Einzig die Zeit von zwei Monaten war etwas kurz. Die Schweiz hat eine unglaublich schöne Landschaft und hat kulturell und kulinarisch einiges zu bieten. Nicht zu unterschätzen sind die sprachlichen Unterschiede. Man sollte nicht glauben, dass das Schweizer-Deutsch einfach nur ein Dialekt des Deutschen ist. Spätestens, wenn man sich mit jemandem aus dem Kanton St. Gallen unterhält, wird diese Illusion zerstört.
Ich habe die Mentalität der Schweizer sehr zu schätzen gelernt und habe mich sehr wohl gefühlt. Die Schweizer Kollegen waren alle sehr aufgeschlossen und haben mich vom ersten Tag super aufgenommen. Aus beruflicher Sicht konnte ich sowohl für meine Promotion sehr viel mitnehmen als auch meinen Horizont im Bereich der Lehre erweitern. Ich habe sehr viele spannende Einblicke erhalten und bin sehr dankbar für die vielen Möglichkeiten, die sich mir während meines Aufenthaltes boten. Ich wünsche den nächsten Austauschstudenten und Doktoranden viel Spaß und eine tolle Zeit in der Schweiz.