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Frankreich: La Réunion I

Alice van Enck entdeckt für ihren obligatorischen Aufenthalt in einem frankophonen Gebiet die Insel La Réunion.

Name: Alice van Enck
Studiengang: Primarstufe
Partnerhochschule: Université de La Réunion, Saint-Denis
Aufenthalt: von August bis Dezember 2022

Vorbereitung

Bevor ich mein Studium an der PH FHNW begann, legte ich ein Zwischenjahr ein und ging reisen. Dabei entwickelte sich schnell der Wunsch, eines Tages für einen längeren Zeitraum im Ausland zu leben. Nach dem ersten Studienjahr, welches ich auf Grund der Corona-Pandemie hauptsächlich von zu Hause aus absolvierte, verfestigte sich dieser Wunsch. Ich hatte Lust auf einen Tapetenwechsel und Neues zu erleben. Zusätzlich hatte ich den obligatorischen Auslandsaufenthalt im Hinterkopf, weshalb ich mich über die Partnerhochschulen der FHNW in französischsprechenden Ländern informierte. Spätestens als ich die ersten Bilder von La Réunion sah und über die Vielfalt der Insel las, war mir klar, dass ich mein Auslandssemester auf dieser Trauminsel absolvieren möchte.

IMG_0441.jpegLa Réunion ist ein französisches Überseedepartement und liegt im Indischen Ozean, östlich von Madagascar. Die Vulkaninsel besticht mit ihrer vielfältigen Natur und Kultur. Für die Einreise war weder ein Visum notwendig, noch mussten bestimmte Impfungen vorgezeigt werden. Als ich zwei Mitstudierenden von dem Angebot erzählte, waren sie ebenfalls begeistert von der Idee. Normalerweise bietet die Partnerhochschule nur zwei Plätze pro Semester an. Doch unser Betreuer fragte die Université de La Réunion an, ob wir auch zu dritt kommen könnten. Dies wurde schnell bewilligt und wir stellten den Antrag. Dies funktionierte sehr gut und wir bekamen kurz darauf auch die Zusage, dass wir angenommen wurden. Ab Januar ging es dann mit der konkreten Planung los.

Anreise/Ankommen

Von der Universität hatten wir die Information erhalten, dass Ende August die Einführungswoche für Studierende aus dem Ausland stattfinden würde. Da wir aber zuvor die Insel etwas kennenlernen wollten, entschieden wir uns dazu, schon Anfangs August anzureisen. Ab Paris gibt es täglich mehrere Direktflüge nach Saint-Denis, die Hauptstadt der Insel. Bei der Anreise lief alles wie geplant und wir zogen in unsere gemeinsame Wohnung ein. Die ersten Tage verbrachten wir dann damit, uns in der Stadt zurechtzufinden und uns einzuleben. In der Zeit bis zum Uni-Start mieteten wir ein Auto und entdeckten die Insel.

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Ende August startete dann der Einführungs-Campus. Dieser zog sich über sieben Tage. Wir waren eine Gruppe von zirka 30 Auslandsstudierenden und wurden täglich in das System der Universität eingeführt. Den Kurs hielt eine Professorin von «la maison des langues», welche sich um Kurse für Auslandsstudierende kümmert. In dieser Woche erhielten wir auch unsere Studentenkarte und Login-Daten für Mail, Moodle etc. Wer an der Universität gerne den Tauchkurs belegen wollte, hatte in dieser Woche auch Zeit, sich um ein Gesundheitszertifikat zu kümmern.

Unterkunft & Verpflegung

Die Université de La Réunion hat zwei Hauptstandorte. Einer im Norden, in Saint-Denis und einer im Süden. Unsere Fakultät befand sich im Norden, weshalb wir auch in Saint-Denis wohnten. Es gibt die Möglichkeit, sich für das Studentenwohnheim zu bewerben. Meistens werden dabei aber Studierende vorgezogen, die mindestens ein Jahr bleiben. Dieses kostet ca. 300 Euro pro Monat und befindet sich direkt auf dem Campus. Es bietet ein Zimmer mit eigenen Bad, wobei sich jedes Stockwerk eine Küche teilt. Die Zimmer und die Küchen sind aber nicht ausgestattet, sodass man alles selbst anschaffen muss.

Wir entschieden uns dafür, gemeinsam eine Wohnung im Zentrum (Centre Ville) zu suchen. Denn die Universität befindet sich im Quartier «Saint-Clotilde» und ist ca. 5 km von Zentrum entfernt. Die Gegend um die Universität ist dabei nicht besonders schön und am Abend sollte man nicht alleine unterwegs sein. Zusätzlich entschieden wir uns für eine Wohnung in «Centre Ville», weil die Busse auf der Insel nur bis 20:00 Uhr fahren. Also gibt es keine Möglichkeit beispielsweise abends von «Centre Ville» zurück nach «Saint-Clotilde» zu kommen.

Die Wohnungssuche gestaltete sich etwas schwierig, da «Centre Ville» ein beliebteres, schöneres Quartier ist. Rund um die Universität, also in den Quartieren «Saint-Clotilde» oder «Chaudron» ist das Angebot an Wohnungen oder Wohngemeinschaften grösser. Nach einiger Suche fanden wir aber eine Wohnung mit sehr guter Lage. Sie befand sich nahe der «Rue de Paris» welche nahe an der Einkaufsstrasse, Lebensmittelladen, Post, Bank, Restaurants und Bars liegt. Zudem befindet sich der «Petit Marché» fussläufig ca. 10 Minuten entfernt, auf welchem man täglich lokales Gemüse und Obst kaufen kann. Ausserdem befand sich die Busstation «Hôtel de Ville» nur ca. 300 Meter entfernt. Zur Universität fahren von dort aus mehrere Linien. Wir nahmen meistens die Linien 6 oder 7. Das Busticket ist dabei für Studierende kostenlos.

Die Kulinarik auf La Réunion gefiel mir sehr gut. Beim Essen spürt man die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse, die auf La Réunion zusammen kommen. Traditionell werden viele «Carrys» mit Reis und Bohnen gegessen und zudem gibt es viel Fisch. An Ständen am Strassenrand oder auf Märkten gibt es auch «Samoussas» oder «Nêms», die mit Frühlingsrollen vergleichbar sind. Was mir besonders gut gefiel, waren die tropischen Früchte. Das ganze Jahr hindurch gibt es Früchte wie Ananas oder Bananen und ab November startet die grosse Früchtesaison. Auf der gesamten Insel hängen dann die Bäume voller Mango und Litschi.

An der Universität war das Essen auch gut. Im RU (Restaurant Universitaire) kostet das Mittagsmenü zirka 3 Euro. Dieses besteht meistens aus Reis, Bohnen und einem Carry. Dazu erhält man dann noch eine Vorspeise und ein Joghurt oder eine Frucht. Ansonsten kann man in der Cafeteria auch unterschiedliche Backwaren und Sandwich zu guten Preisen erwerben.

Die Hochschule

Der Unterricht an der Universität war teilweise sehr unterschiedlich. Es werden «TD» oder «CM» angeboten. Bei den «TD» handelt es sich um kleinere Vorlesungen, in denen man eher in den Austausch tritt. Bei den «CM» handelt es sich hingegeben um grosse Vorlesungen, die meistens in Amphitheatern stattfinden. Für Auslandsstudierende werden zusätzlich spezifische Kurse angeboten. Beispielsweise gibt es Französischkurse, Kurse, die die Kultur der Insel vermitteln etc. Je nach Fakultät hat man dann ein Kursangebot, woraus man dann seine Auswahl trifft. Ich war an der Fakultät «lettres et sciences humaines». Zusätzlich gibt es noch die «cours open». Sie bieten einem die Möglichkeit, seine Interessen zu verfolgen und auch Kurse aus anderen Fakultäten zu wählen. Ich habe beispielsweis einen «cours open» gewählt, der die Chinesische Kalligrafie behandelte. Zuletzt werden noch die «cours SUAPS» angeboten. Dabei handelt es sich um Sportkurse, die ebenfalls kreditiert werden.

Den Unterricht nahm ich teilweise als sehr geschlossen und etwas veraltet wahr. Ähnlich verhält es sich mit den Prüfungen. Meistens handelte es sich um eine Multiple-Choice-Prüfung oder um eine Prüfung mit geschlossenen Fragen.

Zu Auslandsstudierenden kann man sehr schnell Anschluss finden. Von der Universität werden einige Anlässe organisiert und häufig besucht man auch dieselben Kurse. Zu den einheimischen Studierenden Kontakt aufzubauen, kann etwas schwieriger sein. Doch die SUAPS Kurse können dabei nützlich sein, da dort jeweils nur zwei Auslandsstudierende pro Kurs zugelassen werden und man so automatisch in Kontakt tritt.

Land & Leute

Die Menschen habe ich als sehr offen und warmherzig erlebt. Sie sind sehr interessiert und freuen sich, neue Leute kennenzulernen. Die Kultur, mit der sich die Einheimischen auf La Réunion identifizieren, ist die kreolische. Sie ist Ausdrucksform einer Mischung aus unterschiedlichen Sprachen und Dialekten. Man spürt die vielfältige Herkunft der eingewanderten Einheimischen. Es kommen europäische, schwarzafrikanische, madagassische, indische und chinesische Wurzeln zum Vorschein, die auch verschiedene Religionen mit sich bringen. Gleichzeitig spürt man aber auch die typisch französischen Einflüsse, die aus der «métropole» kommen.

Freizeit

Unsere Freizeit verbrachten wir meistens damit, die Insel zu entdecken. Wir machten unterschiedliche Wanderungen, besuchten Märkte oder verbrachten unsere Tage im Westen am Strand. Generell gibt es sehr vieles zu entdecken. Die Natur hat mich dabei besonders fasziniert. Von August bis Oktober konnten wir beispielsweise von Strand aus, täglich Wale beobachten.

Persönliches Fazit

Mein Auslandssemester war für mich ein einzigartiges Erlebnis. Ich würde es auf einer Skala von 1-10 mit einer 9 bewerten. Ich ziehe einen Punkt ab, da ich mir von der Universität etwas mehr erhofft hatte und die Organisation sehr chaotisch ist. Als Tipp für andere Studierende kann ich mitgeben, dass man mit einer chaotischen Organisation der Universität rechnen muss. Es gilt dabei ruhig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren.

Für meine Tätigkeit als Lehrperson konnte ich einerseits meine Sprachkenntnisse verbessern. Zusätzlich hat mich die Offenheit und Akzeptanz der Menschen gegenüber anderen Kulturen sehr beeindruckt. Sie respektieren sich gegenseitig und leben gemeinsam. La Réunion ist wirklich «die Insel der Zusammenkunft».

Nach dieser Zeit kann ich mir sehr gut vorstellen, in Zukunft vielleicht noch einmal solch einen Austausch zu machen. Das Inselleben hat mir dabei sehr gut gefallen und ich könnte mir vorstellen, beispielsweise für eine bestimmte Zeit als Lehrerin im Ausland zu arbeiten.

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