Griechenland: Rhodos I
Katharina Stathis erhielt den besten Griechisch-Unterricht und dies von Einheimischen.
Name: Katharina Stathis
Studium: Primarstufe, PH FHNW
Auslandssemester: University of the Aegean in Rhodos, Griechenland (September 2018 – Dezember 2018)
Erlebnisbericht Rhodos 2018
Mit dem Wissen, dass ich am Ende meiner Ausbildung einen zweimonatigen Aufenthalt gemacht und ein C1-Level erreicht haben muss, entschied ich mich ein Auslandssemester zu machen. Als mir die Liste mit den Gasthochschulen zugeschickt wurde, war mir jedoch schnell klar, dass ich den Aufenthalt nicht in einem englischsprachigen Land machen werde. Als halbe, nicht Griechisch sprechende Griechin, führte mich die Reise nach Rhodos.
Nach meiner Bewerbung kam die endgültige Zusage sehr kurzfristig, dies war bis auf meine Wohnungssuche jedoch kein Problem für mich. Dadurch, dass ich auf der Internetseite «Coachsurfing» mich nach Wohnungen erkundigte, konnte ich auf den letzten Drücker eine geeignete, preiswerte Wohnung finden. Da die Wohnung noch vermietet war, übernachtete ich am ersten Abend in einem Hostel. Ich kann mich noch ganz gut an meine Ankunft erinnern, obwohl ich mich um 9 Uhr bei der Hostelsuche schon zum ersten Mal verlaufen habe, fühlte ich mich alles andere als verloren. Ich kam so mit den ersten Einheimischen in Kontakt und fühlte mich von Anfang bis zum Schluss auf dieser Insel angekommen.
Meine Wohnung war zu Fuss 20 Minuten entfernt vom Touristenzentrum. Glace-Laden, Bäckerei und Supermarkt waren zu meinem Glück in unmittelbarer Nähe. Inmitten des Einkaufplatzes war ein Baum mit Bänken darunter. Dieser Platz war, wie sich herausstellte, der Treffpunkt von vier 80-90-Jährigen. Ich gesellte mich oft dazu und würde behaupten, von ihnen den besten Griechisch-Unterricht bekommen zu haben und auch meinen eindrücklichsten Kontakt mit einer alten Frau, mit welcher ich gelacht und mich verstanden habe ohne, dass wir uns sprachlich verstanden.
Meine gewonnenen Griechisch-Kenntnisse halfen mir jedoch nicht, im Unterricht folgen zu können, trotzdem habe ich versucht am Unterricht teilzuhaben. Unabhängig, ob gute Englisch-Kenntnisse vorhanden waren, versuchten Mitschülerinnen und Mitschüler mir das vom Professor Gesagte zu übersetzen.
Woran ich mich jedoch am besten erinnern kann, ist an die Cafeteria, wo Studentinnen und Studenten Stunden lang «Tichu» spielten. Schnell war auch ich angefressen von diesem Spiel und würde behaupten die meiste Zeit meines Aufenthalts damit verbracht zu haben.
Bis zur Kantine an meiner Gastuniversität habe ich immer nur gute Erfahrungen gemacht mit griechischem Essen, für 2.50 Euro konnte man in der Kantine drei Mahlzeiten "geniessen". Schon nach dem ersten Bissen wurde mir klar, wieso es nur 2.50 kostet. Da Rhodos jedoch eine sehr touristische Insel ist, gab es nicht nur zahlreiche griechische Restaurants, sondern auch viele Essmöglichkeiten aus anderen Ländern. Aus finanziellen Gründen habe ich mich aber trotzdem sehr oft überwunden, in der Kantine zu essen und hatte dieses Essen als ich zu Hause war beinahe vermisst.
Hauptsächlich lege ich im Ausland Wert darauf Bekanntschaften oder sogar Freundschaften zu schliessen. Rhodos hat aber auch einige Orte, die einen verzaubern können. Das Zentrum ist so wie man sich ein touristischer Ort auf einer Insel vorstellt und auch wenn die Altstadt von Rhodos auch mit touristischen Läden und im Sommer mit Touristen gefüllt ist, ist es an Charme kaum zu übertreffen. Mein zweiter Lieblingsort war Lindos eine kleine Stadt an einem Hügel, zuoberst die Akropolis. Im Dezember glich die Altstadt eher einer Geisterstadt, was mir persönlich sehr entsprach, alleine durch die ummauerten Gassen zu spazieren.
Viele verliessen die Insel anfangs Dezember. Die Freundschaften zu den anderen Erasmusstudenten wurden so gestärkt, da wir so rund um die Uhr Zeit miteinander verbracht haben. Wir haben Roadtrips gemacht, haben viel in Restaurants gegessen, haben Spiele gespielt und gingen an Fussballmatchs. Im Frühlingssemester gäbe es sicher mehr Angebote. Auch die Ausgangsmöglichkeiten waren beschränkt. Man musste entweder ein Fan sein von griechischer Popmusik oder von kleinen Rockbars mit Livebands, die jeden Abend dieselben Lieder spielten.
Auf einer Skala von 1-10, wäre es bei mir ganz klar die 10, jedoch weiss ich von anderen Erasmusstudenten, dass Rhodos keine 10 verdient hätte, vor allem nicht im Winter. Doch die Leute, die man trifft und die Orte, die man besucht, sind für mich wichtiger als das Angebot an verschiedenen Aktivitäten. Auch mich hat am Schluss ab und zu ein wenig Langeweile überkommen, jedoch finde ich das nicht weiter schlimm. An meinem Auslandssemester würde ich nichts ändern und würde diese Erfahrung auch in naher Zukunft gerne wiederholen.