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Spanien: Valencia IV

Ramona Amerzin besuchte ihre geplanten Fächer, einfach in unterschiedlichen Sprachen – die Lektionen in Valencian würde sie aber nicht mehr machen.

  • Name: Ramona Amerzin
  • Studiengang: Primarstufe
  • Partnerhochschule: Universidad de Valencia, Spanien
  • Aufenthalt: September 2022 – Januar 2023

Vorbereitung

Für mich war schon vor Beginn des Studiums klar, dass ich ein Auslandssemester machen möchte. Das Kennenlernen neuer Kulturen und alles, was dazugehört habe ich schon immer geliebt. Deshalb war für mich klar, dass ich dies auch im Zusammenhang mit meinem Studien-/ Berufsfeld verbinden möchte.

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für Valencia entschieden: Die Möglichkeit, Spanisch zu lernen war für mich der wichtigste Grund. Ausserdem die Grösse der Stadt (es ist zwar eine grosse Stadt, aber keine Millionenstadt), natürlich die Lage direkt am Meer und viel Sonnenschein das ganze Jahr durch.

Ich bin nicht eine grosse Planerin, braucht es jedoch für Valencia auch nicht unbedingt. Das Einzige, dass ich herzlichst empfehle, ist die Wohnung schon früh im Voraus zu suchen, damit du eine Auswahl hast. Es gibt verschiedene Onlineplattformen oder Facebook-Gruppen, wo man Wohnungen finden kann. Ich habe meine Wohnung ehrlich gesagt durch Vitamin B erhalten. Auch beim Packen solltet ihr ein bisschen überlegen: Die ersten Monate sind noch sehr heiss, jedoch gegen Ende des Jahres braucht es warme Kleider und manchmal sogar eine warme Jacke.

Anreisen/Ankommen

Ich habe mich aus ökologischen Gründen dazu entschieden, mit dem Zug zu reisen. Auch meine anderen Schweizer Mitstudentinnen in Valencia haben sich dafür entschieden. Ich kann auch sehr empfehlen ein Interrail zu kaufen und aus dem Weg einen Urlaub zu machen. Ich bin, wie meine Kolleginnen auch, eine Woche vor Studienbeginn in Valencia angekommen. Die ersten zwei Wochen hatte ich meine Wohnung noch nicht und habe deshalb in verschiedenen Hostels übernachtet. Für die unterrichtsfreie Woche war dies toll. Ich hatte immer Leute, mit denen ich etwas unternehmen konnte. Für die andere Woche, war es ein wenig anstrengend und ich war froh, als ich in meine neue Wohnung einziehen konnte.

Gleich bei meiner Ankunft habe ich mich um die Fortbewegungsmöglichkeiten gekümmert. Valencia ist perfekt, um sich mit dem Fahrrad zu bewegen, überall sind Fahrradwege und es ist alles flach. Für 30 Euro kann man ein Valenbisi Abo kaufen. Damit kann man in ganz Valencia für ein Jahr lang die Citybikes benutzen. Die erste halbe Stunde ist gratis, danach zahlt man etwas oder man wechselt kurz vor Ablauf der halben Stunde an der nächsten Station einfach das Fahrrad.

Für Bus und Tram gibt es für 6 Euro eine 10er Fahrkarte. Beim ersten Kauf zahlt man eine einmalige kleine Gebühr für die Karte und danach kann man einfach den Betrag aufladen.

Gut zu wissen: Die Taxis sind billiger als Uber.

Die Hochschule

Die erste Woche an der Uni in Valencia war Chaos pur. Die Module, die wir ausgewählt haben, waren zum Teil zu voll und deshalb mussten wir neue Module suchen. Es wurde aber erst in der zweiten Studiums-Woche kommuniziert, welche Kurse wir wirklich belegen können. Deshalb waren wir viel im Büro, das zuständig war für die Stundenpläne der Erasmusstudenten. Deshalb mussten die meisten ihre Stundenpläne noch einmal neu zusammenstellen. Dies war mühsam. Damit mein Stundenplan dennoch aufging und kompakt blieb, habe ich schlussendlich zwei Fächer auf Valencian (Sport und BG), ein Fach auf Spanisch (Bildungssoziologie) und ein Fach auf Englisch (NMG) belegt. Ausserdem habe ich mich für den Spanischkurs angemeldet. Dies war das Beste, das ich machen konnte.

Mein Spanisch war sehr beschränkt, deshalb war ich auch im Unterricht die ersten Wochen überfordert – besonders in den Modulen auf Valencian.

Die Qualität des Unterrichts ist sehr unterschiedlich. Ein Modul gibt meistens 6 ECTS Punkte und dauert 2x 60min pro Woche. Die Klassen sind sehr gross (50 Student*innen). Für die Modulen muss man genau so viel arbeiten, wie zuhause. Ich war zum grösstenteils in Klassen ohne andere Erasmusstudenten, was herausfordernder sein kann zum Beziehungen knüpfen. Aber auch hier hatte ich eigentlich keine Probleme.

Unterkunft & Verpflegung

Ich habe privat in einer WG in Russafa gewohnt, ein «Hipsterquartier». Es ist voller Restaurants, Bars, Secondhandläden und 10min zu Fuss für in die Altstadt. Jedoch hatte ich ca. 20min mit dem Bus bis zur Uni und ca. 25min mit dem Fahrrad. Das Meer war leider auch weiter entfernt, dafür hatte ich ca. 40min mit dem Bus und eine gute Stunde mit dem Fahrrad.

Land & Leute

In Spanien läuft alles lockerer als in der Schweiz: Die Spanier*innen sind Geniesser*innen. Mittag gegessen wird ca. um 14.00 Uhr, Abendessen ab 20.00 Uhr und dazwischen wird auch ein «z’Vieri» genommen, einfach um 18.00 Uhr. Für uns ist das Essen und Trinken günstig: ein Kaffee ist 1.20 – 2.60 Euro, Mittagmenüs sind um die 12 Euros.

Ich habe es genossen, dass ich es mir leisten konnte, öfters in Restaurants zu essen und zu trinken. Dass die Spanier*innen Geniesser*innen sind, sieht man auch an ihren vielen Festen. Fast jedes Wochenende war ein traditionelles Fest mit einer Parade von Tänzern, Musik und natürlich ihren Mascletàs («ein Konzert von Explosionen»).

Sehr interessant war auch ein Wochenendtrip nach Tarragona. Wir hatten das Glück, dass wir am Wochenende des «Concurs des Castells» dort waren. Castells sind Gruppen, welche menschliche Pyramiden machen. Dies ist absolut eindrücklich und mehr als einmal konnte ich nicht hinschauen, aus Angst, die Pyramide kracht zusammen. Falls du Platzangst hast, ist das jedoch nichts für dich, da es sehr viele Leute hat und man sehr eng zusammensteht. Am Samstagabend ist jedoch Party in der ganzen Stadt.

Etwas, was mir nicht gefallen hat, sind die Strassen. Sie sind sehr dreckig: überall ist Hundekacke und/ oder Urin, von Hund oder Mensch. Man muss immer aufpassen, wo man hinläuft.

Freizeit

In meiner Freizeit habe ich nichts an der Uni gemacht, da ich meistens nur am Morgen Schule hatte und einen weiten Weg bis zur Uni hatte. Ich bin jedoch zweimal in der Woche in Russafa ins Töpfern gegangen (sehr zu empfehlen!) und ins Muay Thai. Jeden Sonntag finden im Moon Bachata und Salsa Events statt. Auch wenn du nicht tanzen kannst, lernst du es dort. Du kannst allein hingehen oder mit einem Partner, es spielt keine Rolle, da der Tanzpartner konstant wechselt.

Ein Muss ist es auch lokale Spezialitäten zu köstigen, wie z.B. Buñuelos, Churros und Horchata con Fatons.

Persönliches Fazit

Im Grossen und Ganzen war ich sehr zufrieden. Ich würde jedoch kein Fach in Valencian mehr nehmen. Ich empfehle euch wirklich, die Kurse in Spanisch zu belegen und auch einen Sprachkurs in Spanisch zu belegen. Dies hilft am meisten, wenn ihr Spanisch lernen oder besser darin werden möchtet.

Dieses Semester hat mir gezeigt, wie privilegiert wir hier in der Schweiz sind und dies nicht nur wegen unseres Schulsystems. Besonders das Fach Sociologia de Education hat mir viel über das Schulsystem in Spanien im Zusammenhang mit der Geschichte Spaniens gezeigt.

Ich möchte definitiv weitere Austausche machen, mit jedoch mehr praktischen Erfahrungen. Hoffentlich einer davon als Fokuspraktikum im Ausland, ausserhalb Europas.

Ich möchte definitiv auch ein Praktikum in einem Land machen, dass pädagogisch «fortschrittlicher» ist als die Schweiz und einen offeneren Weg (Richtung Churermodell) hat.

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