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5 Fragen zu… Peer-Grading: Studierende bewerten Studierende

Andrea Scheurlen Theler | 11. Juni 2024

Beim Peer-Grading bewerten Studierende die Arbeiten ihrer Mitstudierenden. Das ist motivierend, fördert die kritische Auseinandersetzung mit den Lerninhalten und ist damit besonders lernwirksam. Um Peer-Grading einfacher in die Lehre zu integrieren, haben Stefan Meichtry (Dozent im Studiengang Informatik) und Daniel Kröni (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mobile und Verteilte Systeme) mit Unterstützung des Lehrfonds ein Tool entwickelt.

Wie kam es zu dem Projekt?

Stefan Meichtry: Ich habe an einigen MOOCs teilgenommen, in denen Peer-Grading genutzt wurde. Um die Arbeiten anderer beurteilen zu können, muss man die Lerninhalte tiefer durchdringen, das fand ich für meinen Lernprozess sehr wertvoll. So kam ich auf die Idee, Peer-Grading auch in meiner eigenen Lehre zu nutzen – in der ersten Durchführung ohne Unterstützung eines Tools – weil es ein solches einfach nicht gab. Schnell war klar: Peer-Grading an sich ist äusserst nützlich und lohnenswert, aber ohne ein Tool, das den Prozess unterstützt, ist das Ganze kompliziert und aufwendig. Mit Daniel habe ich deshalb ein Lehrfondsprojekt für die Entwicklung eines Tools eingegeben, das genau diese Hürden beseitigt.

Was habt ihr genau entwickelt?

Stefan Meichtry: Eine Webapplikation, die den Prozess des Peer-Gradings unterstützt, anonymisierte Bewertungen in Gruppen ermöglicht und übersichtlich darstellt. Die Studierenden loggen sich ein und erhalten Zugriff auf das entsprechende Peer-Grading-Projekt. Lehrende können auf einer Überblicksseite sehen, welche Arbeiten bzw. Aufgaben von den Studierenden einheitlich, welche uneinheitlich bewertet wurden. Letztere schaue ich gezielt an und nehme dann die Endbewertung vor. Das heisst, Lehrende haben auch die Möglichkeit, den Durchschnitt der Studierendenbewertungen zu überschreiben.

Welche Erfahrungen habt ihr in der Lehre gemacht?

Stefan Meichtry: In meiner Lehrveranstaltung besteht ein Drittel der Semesternote aus Peer-Grading. Die Studierenden haben sehr positiv reagiert und sehen den Nutzen für ihr Lernen. Das Peer-Grading bereitet auch sehr gut auf Projektarbeiten und natürlich auf Tätigkeiten im Beruf vor, wo auch immer wieder Arbeiten anderer begutachtet werden müssen. Für Lehrende bringt das Peer-Grading eine enorme Entlastung. Ich kann dadurch mehr praktische Aufgaben in meine Lehre integrieren und habe mehr Zeit für Coaching und Diskussionen.

Was sind die nächsten Schritte?

Stefan Meichtry: Die Arbeit am Tool ist abgeschlossen, es steht für alle interessierten Hochschul-Angehörigen zur Verfügung.

Wie können andere Lehrende von dem Projekt profitieren?

Stefan Meichtry: Bislang sind bereits rund tausend Studierende mit dem Peer-Grading-Tool bewertet worden und haben selbst bewertet. Inhaltlich reicht das Spektrum von der Informatik über Architektur bis zu den Geisteswissenschaften, es eignet sich also für alle Inhalte. Wer Peer-Grading nutzen will, braucht einfach eine möglichst offene Aufgabenstellung und Bewertungskriterien. Und dann loggt man sich ein und kann sofort loslegen, die Benutzeroberfläche ist selbsterklärend. Mehr Infos sind hier zu finden. Interessierte können sich gerne bei mir melden.

Die Folien der Projektvorstellung sind unter diesem Link zu finden (nur für FHNW Angehörige)


Schlagworte: 5 Fragen, Lehrfondsprojekt

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