Interview, Didaktik über Mittag

Flipped eduScrum

Andrea Scheurlen Theler | 13. November 2024

Lucia Di Caro kombinierte Elemente aus dem Flipped Classroom mit eduScrum und klassischer Präsenzlehre. Herausgekommen ist ein überzeugendes Unterrichtskonzept, das neben fachlichen Kompetenzen Eigenverantwortung und Zusammenarbeit fördert und noch dazu einfach Spass macht. Im Interview stellt sie das Konzept vor.

Wie kam es zu diesem Projekt?

Früher habe ich klassischen Frontalunterricht gemacht. Der kam zwar gut an, aber ich hatte den Eindruck, nicht allen Studierenden gerecht werden zu können. Deshalb war ich auf der Suche nach neuen Ideen. Nach einer Weiterbildung beim eduScrum-Erfinder Willy Wijnands wollte ich dieses agile Lernkonzept unbedingt mit meinen Studierenden ausprobieren. Die Durchführung war nicht schlecht, aber nicht überzeugend. Mein erster Gedanke war, dass eduScrum einfach nicht für ein Fach wie Mathematik mit seinem sachlogischen Aufbau geeignet ist. Dann kam Corona. Ich stellte meinen Unterricht auf Flipped Classroom um und war ebenfalls nicht wirklich überzeugt. Zusammen mit Julia Rausenberg (HLS) und Georg Bruckmaier (PH) hatten wir die Idee aus eduScrum, Flipped Classroom und klassischer Präsenzlehre das für uns beste zu nehmen, ein neues Unterrichtskonzept daraus zu entwickeln und in einem Lehrfondsprojekt zu evaluieren.

Wie sieht deine Lehre mit Flipped eduScrum heute aus?

Meine Lerneinheiten bestehen aus 2-4-Wochenblöcken und sind in sich abgeschlossen. Los geht es mit einem Kick-Off in Präsenz: ein motivierender Einstieg, ausserdem ein Überblick auf wichtige Konzepte und Stolpersteine, also eine Art Advanced Organizer auf den Themenblock.

Selbststudium

Anschliessend erarbeiten sich die Studierenden die wesentlichen Inhalte selbständig und in eigenem Tempo anhand eines Folienskripts. Das Folienskript hat sich bewährt. Es zwingt mich, meine Inhalte kompakt und übersichtlich auf den Punkt zu bringen. Wenn es etwas mehr Erklärung braucht, bette ich gezielt Videos ein, die jedoch nicht länger sind als 30 sec bis 5 min. Die Studierenden bestimmen selbständig, was und wie viel sie zusätzlich zum Minimalprogramm machen.


Vorbereitung im eigenen Takt und vielseitige Präsenz


Präsenz

Wenn die Studierenden in die Präsenz kommen, haben sie sich die Inhalte also selbst erarbeitet und bereits einfache Aufgaben gelöst. Die Präsenzlektionen laufen dann nach der folgenden Struktur ab:

In der ersten Lektion machen wir im Plenum Quizzes zu Konzepten, die den Studierenden erfahrungsgemäss Schwierigkeiten bereiten. So sehe ich sofort, wo noch Klärungsbedarf besteht und kann gezielt auf Schwierigkeiten eingehen.

Die zweite Lektion ist Gruppenarbeiten gewidmet. Die Lernteams lösen zusammen vertiefende Gruppenaufgaben und diskutieren noch offene Fragen. Wenn sie nicht weiterkommen, stehe ich für Fragen zur Verfügung. In der dritten Lektion arbeiten die Studierenden dann individuell. Am Schluss jedes Themenblocks (Sprints) findet ein Test statt, der einen Teil der Erfahrungsnote ausmacht.


Sprints in Lerngruppen (eduScrum) & selbständige Vorbereitung und Quizzes (Flipped Classroom) & Mini-Inputs und Unterrichtsgespräch (klassische Präsenzlehre)


Welchen Mehrwert deines Unterrichtskonzepts siehst du für die Studierenden?

Im Vergleich mit traditionellem Frontalunterricht kann ich keine grossen Unterschiede feststellen, was Prüfungsergebnisse und Motivation betrifft. Doch ich könnte mir vorstellen, dass es langfristig einen Unterschied macht, da die Studierenden die Lerninhalte tiefer verarbeiten. Diese Annahme beruht ausschliesslich auf einem Bauchgefühl, denn längerfristige Effekte konnten wir mit unserem Lehrfondsprojekt  leider nicht erfassen. Was die Studierenden auf jeden Fall unmittelbar schätzen, ist die Gruppenarbeit im Lernteam und das Lernen im eigenen Tempo.

Gibt es auch für dich als Lehrende einen Mehrwert?

Den gibt es auf jeden Fall: Die Präsenzzeit wird eindeutig besser ausgenutzt. Ausserdem lernen die Studierenden kontinuierlich mit und bleiben so das ganze Semester am Ball.  

Du möchtest mehr wissen über Flipped eduScrum? Dann komm ins Didaktik über Mittag mit Lucia Di Caro, am 21. November 12.15 bis 13 Uhr am Campus Brugg-Windisch und online.


Von der agilen Softwareentwicklung Scrum abgeleitet, ist eduScrum eine kollaborative Lernmethode, die Teamarbeit, Selbstorganisation und Eigenverantwortung der Lernenden fördert. Die Lernenden arbeiten in festen Lernteams und setzen sich eigene Lernziele. Diese erarbeiten sie in sogenannten «Sprints» und holen regelmässig Feedback ein. Lehrende unterstützen durch Begleitung und regelmässiges Feedback.


Schlagworte: eduScrum, Flipped Classroom, neue Ideen für die Lehre

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