Solide Ausbildung – vielfältige Berufswege
Zum zweiten Mal lud der Studiengang Elektro- und Informationstechnik zu einem Ehemaligentreffen ein. Sechs Absolventinnen und Absolventen berichteten, wie Ihnen der Berufseinstieg gelungen ist und welche Karrierestufen sie bereits erklommen haben.
von Dr. Anita Gertiser
Wenn Erstsemestrige gefragt werden, weshalb sie studieren, haben sie selten eine klare Vorstellung, was sie nach dem Studium erwartet. Einige möchten in der alten Firma aufsteigen, andere mehr verdienen. Dass ihnrn das Studium aber Tür und Tor zu noch unbekannten Berufsfeldern öffnet, können sie sich kaum vorstellen. Doch genau das passiert, wie die Absolventinnen und Absolventen beim zweiten Ehemaligen-Treffen des Studiengangs Elektro- und Informationstechnik berichteten. Bereits beim ersten Treffen 2019 hatte sich offenbart, dass die Absolvent:innen nicht nur in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten, sondern dass sie bereits nach kurzer Zeit durchstarten. Entsprechend gross war die Schar der «Neugierigen», die Sebastian Gaulocher, Studiengangleiter, am 26. Oktober 2023 in der Aula begrüssen konnte. Ja, Aula, denn das Interesse der aktuellen Studierenden, Alumni und Dozierenden war so gross.
Geglückter Berufseinstieg dank solider Ausblidung
Wer bei Ehemaligen nachfragt, ist erstaunt, in welch unterschiedlichen Branchen sie eine Stelle gefunden und welche Karrierestufen sie bereits nach kurzer Zeit erklommen haben. Dabei zeigt sich vor allem eines: Das Studium an der Hochschule für Technik der FHNW war nur der Anfang.
Teilnehmende an der Gesprächsrunde |
• Marco Dober (EIT-Abschlussjahr 2018), Doktorand an der ETH Zürich, Institut für Elektromagnetische Felder (IEF) • Tobas Klenke (EIT-Abschlussjahr 2019), Software Development Engineer bei Hexagon Manufaturing Intelligence in Unterentfelden • Isabel Schreiber (EIT-Abschlussjahr 2019), Electrical Engineer bei EAO AG in Olten • Alessandro Scozzafava (EIT-Abschluss 2021), Teamleiter Netzentwicklung, AEW Energie AG in Aarau, sowie Lehrbeauftragter für Energie- und Umwelttechnik, Inovatech HF Zofingen • Ana Skoric (EIT-Abschlussjahr 2020), Test Engineer Leistungshalbleiter bei Hitachi Energy AG in Baden |
Zu Beginn erzählten die fünf Teilnehmenden (Namen siehe oben), wo sie zur Zeit arbeiten, mit welchen Aufgaben sie betraut sind, aber auch, wie schnell sie sich jeweils eingearbeitet haben. Zwar sei in der Schule nicht genau der Stoff behandelt worden, der am Arbeitsplatz gefordert war. Aber sie sei, so Ana Skoric, erstaunt gewesen, wie leicht es ihr gefallen sei, sich die notwendigen Informationen zu beschaffen und sich das neue Wissen anzueignen. Alle Anwesenden bestätigten dies und waren sich einig, dass das Studium rückblickend sehr gut auf unerwartete Arbeitssituationen vorbereiteten habe. In diesem Zusammenhang betonten sie, wie bedeutend die Projektschiene war. Lachend gestanden sie, dass sie sich dessen damals nicht wirklich bewusst waren. Aber die Zusammenarbeit im Team, die verschiedenen Funktionen und vor allem die Kommunikation nach innen und aussen, die sie ehrlich gesagt unterschätzt hatten, werden in der Industrie gefordert. Die gute Basis zeigt sich auch darin, dass zwei von ihnen, Isabel Schreiber und Tobias Klenke, bereits ein Nachdiplomstudium in Projektmanagement begonnen haben. Beide absolvieren derzeit ein Fernstudium (MSc Technologie- und Innovationsmanagement) bei der AKAD in Stuttgart. Nebenbei arbeiten sie Teilzeit!
Die Karriereschritte der Anwesenden erscheinen so zielgerichtet, dass sich die Frage aufdrängt, ob sie ihre Karriere schon zu Beginn ihres Studiums geplant hatten. Nein, ganz und gar nicht. Sie hätten, so alle unisono, lange nicht gewusst, in welchem Bereich sie nach dem Studium arbeiten wollten. Die erste Stelle sei denn auch eher zufällig gewählt worden. Z.B. empfahl der ehemalige Ausbildner Isabel Schreiber, sich auf die Stelle bei CAMAG zu bewerben, wohin er selbst gewechselt war. Oder Alessandro Scozzafava ist bereits Teamleiter Netzentwickler bei AEW (Aarau). Daneben unterrichtet er an der Inovatech HF in Zofingen, was er so nicht geplant hatte. Auch für Marco Dober war lange nicht klar, dass er sein Masterstudium an der ETH Zürich absolvieren will. Doch seine guten Leistungen haben ihn gegen Ende des Studiums dazu bewogen, dieses Ziel ins Auge zu fassen. Obwohl, wie er lachend zugab, dieses Unterfangen fast am Englisch gescheitert wäre. Im Masterstudium wird auf Englisch unterrichtet, und da sind gute Kenntnisse erforderlich.
Trendsuche im Silicon Valley
Im zweiten Teil des Abends gaben zwei Absolventen Einblicke in ihren Arbeitsalltag: Jeffrey Gantner (EIT-Abschlussjahr 2017) und Marco Dober. Wobei der Arbeitsort von Jeffrey Gantner wohl am meisten überraschte. Er arbeitet derzeit im Silicon Valley. Von dort wurde er live zugeschaltet und freute sich sichtlich. An diesem Hot Spot der Innovation spürt er für die Swisscom technologische Trends auf.
Auf den ersten Blick scheint es sehr ungewöhnlich, dass die Swisscom in San Francisco einen Aussenposten mit zehn Mitarbeitenden betreibt. Doch das Silicon Valley ist nach wie vor der Innovationsort, wo Technologien entwickelt werden, die wir schon morgen nutzen werden. Von diesen Innovationen will die Swisscom profitieren. Die Abbildung 4 zeigt, in welchen Bereichen die Mitarbeitenden der Swisscom suchen.
Neben der Betreuung der vielen Besucher:innen würden sie für gute Swisscom-Kunden nach spezifischen Lösungen scouten und den Austausch zwischen Schweizer Kunden und US-Anbietern organisieren. Als Beispiel nannte er eine neuartige Batterie für einen Senderbetreiber in der Schweiz. Natürlich sei Nachhaltigkeit ein sehr grosses Thema, und es werde in allen möglichen Bereichen, wie dem Bau, aber auch Mode oder Kosmetik, intensiv nach Alternativen zum Erdöl geforscht. Und nicht erst seit ChatGPT «eingeschlagen» habe, sei Künstliche Intelligenz (KI) ein wichtiges Thema.
Jeffrey Gantner erläuterte anhand von künstlich generierten Gesichtern (siehe Abb. 5) die rasanten Fortschritte der letzten Jahre im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz. Die dort eingesetzten Methoden, wie z.B. neuronale Netzwerke, werden seit einigen Jahren auch im Studiengang EIT gelehrt, insbesondere im Modul Grundlagenlabor 4 (Link zur Modulbeschreibung hier).
Datenübertragung – im Kleinsten ganz gross
Als zweiter Redner gab Marco Dober einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte der ETH Zürich. Anhand des Aufbaus des Departements Informationstechnologie und Elektrotechnik (ITET) berichtete er über seine Erfahrungen und den Aufbau des Masterstudiums.
Allein das Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik (IEF) umfasst 18 Institute (siehe Abbildung 7.1 unten, Quelle: M. Dober)! Zum Vergleich: An der Hochschule für Technik sind es zwischen einem und drei Institute pro Studiengang. Immerhin lassen sich die Bereich wie an der FHNW grob in Schwach- und Starkstrom unterteilen (Abb. 7.2 und 7.3, Quelle: M. Dober).
Das Masterstudium an der ETH sei jedoch nicht so sehr auf eine Vertiefung ausgerichtet, wie dies das Bachelorstudium mit seinen Vertiefungsrichtungen suggeriere. Vielmehr wählt man die Themen, die einen interessieren. Dabei herrsche selbst am Institut für Elektromagnetische Felder (IEF) «die Qual der Wahl», wie die Übersicht zeigt (Abb 8.1 und 8.2).
Dass an der ETH nicht nur die (finanziellen) Möglichkeiten viel grösser sind, zeigt sich zum Beispiel an der Datenübertragung per Laser vom Jungfraujoch bis nach Bern (53km). Hier übertrug eine Gruppe des IEF mehr als 100 Terabit Daten pro Sekunde – trotz störender Luftturbulenzen (siehe Abb. 9). Dieses optische Kommunikationssystem könnte in Zukunft teure Tiefseekabel überflüssig machen.
In seinem eigenen Forschungsprojekt beschäftigt sich Dober mit Photodetektoren im Nanobereich. Im Glasfasernetz des Internets werden Daten mit Infrarotlicht übertragen. Da die Datenübertragungsraten ständig steigen, müssen die Infrarot-Photodektoren mit der Geschwindigkeit Schritt halten. Graphen scheint dafür geeignet, da es als schnell reagierend gilt. Die Forschenden am IEF haben einen funktionierenden Photodektor (Abb. 10) mit einer Frequenzbandbreite von 500 GHz entwickelt.
Ein Nachteil von Graphen ist seine zweidimensionale Beschaffenheit, die es zu einem ineffizienten Absorber macht. Indem das Graphen in ein Metamaterial integriert wird, ist es u.a. gelungen, die Licht-Materie-Wechselwirkung zu verbessern. Dank dieser Neukonstruktion erwies sich das Material als ideal, um Photodetektoren in einem breiten Infrarotspektralbereich abzustimmen. Da Graphen billig ist und sich für eine Vielzahl von Oberflächen eignet, ist es ideal für eine kostengünstige Herstellung.
Gelegenheit für neue Kontakte
Ein Apéro rundete den gelungenen Abend ab. Denn nach so vielen Neuigkeiten und interessanten Projekten war eine Stärkung nötig. Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit zum Austausch, sei es, um sich mit ehemaligen Kolleg:innen zu unterhalten, erste Kontakte zu möglichen Mitarbeitern oder Firmen zu knüpfen oder einfach nach dem Wohlbefinden zu fragen und sich angeregt zu unterhalten.
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