Allgemeines, Studierende

Von der Theorie zur Praxis – Exkursionen 2023

15. August 2024

Studierende des Studiengangs Elektro- und Informationstechnik besuchten im Dezember 2023 verschiedene industrielle Betriebe. Dabei lernten sie nicht nur potentielle Arbeitgeber kennen, sondern erfuhren auch wie das Gelernte in innovative Produkte umgesetzt wird.

Prof. Martin Pischtschan und Prof. Dr. Gerd Simons

Prof. Martin PischtschanMartin PischtschanProf. Martin Pischtschan ist seit 2020 Dozent für Antriebs- und Analogtechnik am Institut für Automation der Hochschule für Technik, FHNW, sowie stellvertretender Studiengangleiter im Studiengang Elektro- und Informationstechnik. Zuvor war er von 2013-2020 Teamleiter «Drive System Developement» bei ABB Schweiz. Seine Ausbildung zum Elektroingenieur absolvierte Martin Pischtschan an der HTW Dresden. Sein Forschungsschwerpunkt sind elektrische Antriebe und Steuerungen» und elektrische Automation.
Prof. Dr. Gerd SimonGerd SimonsProf. Dr. Gerd Simons leitet seit 2018 das Institut für Sensorik und Elektrotechnik (ISE) der Hochschule für Technik, FHNW. An der ETH Zürich hat er Maschineningenieur mit Spezialisierung Robotik und Verbrennungsmotoren studiert und im Bereich der Werkmechanik promoviert. Seine Forschungsinteressen sind Sensorik, Sensordiagnose und Anwendung von Sensoren in der Landwirtschaft. Vor der FHNW hat er zuerst bei Baumer Electric AG in Frauenfeld (2011-2016) und danach bei Kistler Instrumente AG in Winterthur (2016-2018) gearbeitet.

Im Forschungszentrum von ABB/Hitachi

Begleitet von Martin Pischtschan besuchte eine Exkursionsgruppe das Forschungszentrum von ABB/Hitachi Energy in Dättwil. Im Jahr 2020 haben sich Hitachi und der Geschäftsbereich Stromnetze von ABB zu einem Joint Venture zusammengeschlossen. Dabei ist mit Hitachi ein neues weltweit führendes Unternehmen für zukunftsweisende und digitale Technologien entstanden. Hitachi Energy betreibt am Standort Baden-Dättwil ein Forschungszentrum (Abb. 1) mit rund 70 Mitarbeiter:innen.

Abbildung 1: Zwei Mitarbeitende im Hochspannungslabor des Forschungszentrums ABB in Baden-Dättwil bauen Bauteile für ein Experiment um (Bild: Christoph Ruckstuhl/NZZ).

Die Studierenden erhielten Einblick in die folgenden Labors:

  • Hochspannungslabor in Baden-Dättwil, in dem eine Anlage bis 400kV AC (siehe Abb. 1), um zur Untersuchung der dielektrischen Eigenschaften von Hochspannungsprodukten steht.
  • Im Packaging Lab werden Produkte der Leistungselektronik auf der Basis von Silizium (Halbleitermaterial) entwickelt. Diese werden zum Beispiel in Frequenzumrichtern eingesetzt.
  • Im Reliability Lab werden verschiedene Produkte einer beschleunigten Alterung unterzogen, um Aussagen über die Lebensdauer treffen zu können.
  • Im Hochstromlabor (Weil-Dobke-Kreis) werden Ströme bis zu mehreren 10kA (Peak) und verschiedenen Frequenzen (für ca. 2 Perioden) erzeugt. Dies dient der Analyse des Schaltverhaltens von Leistungsschaltern.

Die Tests im Hochspannungs- bzw. Hochstromlabor werden in der Regel nicht an fertigen Produkten durchgeführt. Sie dienen vielmehr zur Erforschung neuer Technologien.

Am Nachmittag wurder der Besuch am Standort Oerlikon fortgesetzt:

  • Hier wurde zum einen das Hochstromlabor besichtigt, in dem Dauerströme von bis zu 10kA DC und 50kA AC erzeugt werden können. Untersucht werden Themen wie Erwärmung und elektromagnetische Verträglichkeit.
  • Zum anderen konnten die Studierenden das Hochspannungslabor (siehe Abb. 2) bestaunen, in dem Spannungen bis zu 1.2MV erzeugt werden.
  • In Oerlikon steht zudem eine der grössten Klimakammern der Schweiz, in der Temperaturversuche von minus 50°C bis 80°C durchgeführt werden können. Es sei auch schon vorgekommen, so Guido Hoffmann, der die Gruppe durchs Labor führte, dass Expeditionsteilnehmer die Kammer gemietet hätten, um die Tauglichkeit der Geräte für ihre Arktisexpeditionen zu testen.

Übrigens führt Hitachi nicht nur Tests an den eigenen Produkten durch. Das Unternehmen testet auch für Drittfirmen.

Abbildung 2: Die Studierenden mit Martin Pischtschan (links) zu Besuch im Hochspannungslabor in Oerlikon.

Sensoren überall

Die zweite Gruppe besuchte mit Gerd Simons (ISE) die beiden Firmen Kistler Instrumente in Winterthur und Baumer Electric in Frauenfeld. Beide Unternehmen sind international erfolgreich. Während sich Baumer auf Sensorik und Messinstrumente konzentriert, bietet Kistler neben Messtechnik auch komplette Systeme an.

Bei Baumer begeisterte die Studierenden vor allem die breite Produktpalette.

Abbildung 2-4 im Uhrzeigersinn:
  • oben links: Herr Moser erklärt den Studierenden, wie vielfältig die verschiedenen Sensoren und ihre Anwendungsbereiche sind.
  • oben rechts: Herr Jürgens erklärt die Herausforderungen bei der mechanischen Konstruktion von Sensoren.
  • unten rechts: Herr Schwendimann erläutert die Prozessschritte bei der Fertigung von Näherungssensoren.
  • unten links: Fertigung kleinster Induktivsensoren.

Die Studierenden waren beeindruckt, wie viel Handarbeit in der Montage der Sensoren steckt und wie gut Baumer auf Kundenwünsche eingehen kann. Einige horchten aber auch interessiert auf, als erwähnt wurde, dass mit der zunehmenden Automatisierung auch die Sensorik an Bedeutung gewinnt. Ein guter Grund, über die eigene Vertiefung nachzudenken.

Dass Kistler die Quarzkristalle selbst züchtet, überraschte die Studierenden. Auch die Anwendungsbreite war beeindruckend. So gibt es Sensoren im Sortiment, die Sportler beim Training unterstützen, während andere in Schiffsmotoren eingesetzt werden.

Abbildung 5 und 6: Ein Student versucht gemäss der Aufgabenstellung mit seiner Faust mit einer definierten Kraft möglichst in die Mitte einer Zielscheibe zu schlagen. Die Kräfte und Momente werden mit einem 6-Achsen-Sensor gemessen und zeigen dem Studierenden an, wie gut sein Schlag war.

Damit die Studierenden die Exkursionen nicht so schnell vergessen, werden sie mit je einem Bild in Erinnerung behalten.

Abbildung 9: Zufriedene Gesichter der ersten Gruppe nach dem Besuch bei Baumer mit Hannah Deapoli ganz links und Gerd Simons, zweiter von rechts.
Abbildung 10: Auch die zweite Gruppe, Gerd Simons, ganz links, und Thomas Weltli, ganz rechts, strahlt nach den vielen tollen Eindrücken bei der Firma Kistler.

Die Studierenden waren sichtlich beeindruckt von dem, was sie gehört und gesehen haben. Spannend war zu sehen, wie das, was sie in der Schule in der Theorie lernen, in der Praxis umgesetzt wird. Entsprechend staunten sie, wie vielfältig die Anwendungsgebiete und wie gross die Produktpalette ist. Nach diesem Ausflug wird für einige von ihnen klar geworden sein, in welche Richtung sie sich spezialisieren wollen.

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