Am Bodensee fährt vielleicht bald eine Batterielok
Muss eine heute dieselbetriebene Strecke zwingend durch eine moderne S-Bahn mit Oberleitung ersetzt werden? Diese Frage stellte sich auch Anselm Neher, Bürgermeister von Sipplingen am Bodensee, wo nur dieselbetriebene Züge fahren. Das Nordufer des Sees ist eine der schönsten Kulturlandschaften Deutschlands und Tourismusmagnet. Eine neue Oberleitung, wie wir sie bei den Bahnen in der Schweiz kennen, würde die Landschaft umgestalten – und sich womöglich zum touristischen Nachteil entwickeln.
Im Gespräch mit Leo Widenhorn von ABB Schweiz und Klaus Eisele, Projektverantwortlicher EUT, entstand aufgrund dieser Ausgangslage die Idee für ein Studiensemesterprojekt. Im Sommersemester 2016 untersuchten vier Studierende (A. Fricker, D. Graf, P. Häfliger, L. Waldburger), wie ein Zug elektrisch, aber ohne Oberleitung betrieben werden könnte.
Das Resultat: Ein Batteriezug lohnt sich!
Die Studierenden erstellten zuerst Fahrprofile der Züge auf der Strecke von Radolfzell nach Friedrichshafen und errechneten daraus die Energieverbräuche inklusive der Nebenverbräuche. Mit dem Energieverbrauch und den Leistungsansprüchen wurden die Batterie- und Ladesysteme konzipiert. Da sich machbare Batteriekonzepte und Ladesysteme ergaben, lohnte es sich, die Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Mit grosser Unterstützung seitens ABB gelang auch dieser Schritt.
Das Resultat: Das Team zeigte auf, dass es technisch möglich ist, am Nordufer des Bodensees einen Batteriezug fahren zu lassen. Auch wirtschaftlich lohnte sich ein Batteriezug im Vergleich zum Betrieb mit Oberleitungen.
Diskussion über die Umsetzung im Gang
Die Studie wurde begeistert aufgenommen. Im Januar 2017 stellte Klaus Eisele die Resultate dem Interessenverband Bodenseegürtelbahn, bestehend aus Landräten, beteiligten Bürgermeistern, Verkehrsministerium und anderen lokalen Interessenverbänden vor. Eine lebhafte Diskussion führte zum Entscheid, dass im Abschlussdokument des Projekts die Formulierung von „Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn“ zu „Entdieselung“ bzw. „Offenheit für das Antriebssystem“ geändert wurde (schwäbische Online-Zeitung vom 25.01.2017: Wunsch: Ein IRE und zwei Regionalbahnen).
Ein batteriebetriebener Zug wäre gemäss der neu formulierten Bestimmung umsetzbar. Nun beginnt die politische Überzeugungsarbeit. Im kommenden März sind die EUT-Studierenden eingeladen, ihre Resultate vor Gemeinderäten der Region zu präsentieren.
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Nicht schlecht -
- aber -
schon wieder eine Einzellösung!
Umsteigen 1-2 Mal wäre notwendig.
Sinnvoller ist es, Züge elektrisch aus allen 3 Ländern in beide Richtungen rund um den Bodensee fahren zu lassen.
Eben als Bodensee-S-Bahn.
An die Oberleitung wird sich sehr schnell gewöhnt werden.
Auch in den schönen Alpen sind die Oberleitungen der Bahnen zur Normalität geworden. Daran stört sich niemand mehr.
Viel Erfolg
A.Wauer
Vielen Dank für Ihren Eintrag, A. Wauer! Die technische Machbarkeitsstudie der Studierenden hat gezeigt, dass ein Batteriezug umsetzbar wäre. Die weiteren Schritte werden durch die Verantwortlichen verhandelt. Wir von der Hochschule für Technik FHNW bleiben dran. Schauen Sie ab und zu wieder rein beim EUT-Blog!