Ein Container als Möbellager
Ein Semesterprojekt aus dem vierten Semester des Studiengangs Energie- und Umwelttechnik untersuchte eine experimentelle Idee des Transports- und Entsorgungsunternehmen Jost Transport AG aus Aesch im Kanton Baselland. Das Unternehmen lagert im Auftrag ihrer Kunden Möbel in Lagerhäusern ein. Die Idee: wäre es nicht auch möglich, die Möbel stattdessen in den gestapelten Containern auf dem Firmengelände einzulagern?
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersuchten die vier Studenten Jeremiel Mechan, Michel Aberle, Manu Singh und Philippe Binggeli, ob es möglich wäre, die Container so umzurüsten, dass die Möbel während der Lagerung keinen Schaden nehmen. Dazu müsste die relative Luftfeuchtigkeit unter 70% bleiben und Temperaturschwankungen nicht allzu stark sein.
Dämmen und passiv Lüften allein reicht nicht
Der Auftraggeber stattete zwei Versuchscontainer – einer leer, einer gefüllt – mit Sensoren aus, die über drei Monate hinweg die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit loggten.
Die Hoffnung, dass die Idee passiv, also ohne externe Energieversorgung, umsetzbar wäre, erwies sich recht schnell als unrealistisch. «Wir konnten anhand der gemessenen sowie simulierten Daten sehen, dass insbesondere die Globalstrahlung – also die direkte Sonnenstrahlung – einen grossen Einfluss auf die Temperatur im Container hat. Da die relative Luftfeuchtigkeit direkt von der Temperatur abhängt, schwankt diese somit ebenfalls sehr stark», erklärt Singh.
«Unsere Berechnungen zeigten, dass eine passive oder aktive Lüftung und oder eine realistisch umsetzbare Dämmung nicht ausreichen, um diese starken Schwankungen auszugleichen und zu hohe relative Luftfeuchtigkeit über das ganze Jahr zu verhindern», ergänzt Mechan. Die Möbel geben selbst Feuchtigkeit ab – auch wenn die Luft zu Beginn er Einlagerung sehr trocken ist, kann die relative Luftfeuchtigkeit dadurch zu hoch werden. Zudem gibt es enge rechtliche Grenzen, wie die Container umgerüstet werden können: Die Aussenseite darf in ihren Dimensionen nicht verändert werden, um noch transportfähig zu sein.
«Unsere Empfehlung ist daher, strombetriebene Klimageräte in die Container einzubauen, welche die Luft aktiv entfeuchten», sagt Aberle.
Obwohl die Ergebnisse somit nicht ganz erfüllen konnten, was sich der Auftraggeber erhofft hat, hat dem Team die Arbeit an dem Projekt Spass gemacht. «Es war ein neues Konzept, da wir untersuchen durften – und wir konnten neue Erkenntnisse gewinnen», sagt Binggeli. Auch die Zusammenarbeit im Team war eine positive Erfahrung. Die vier bringen unterschiedliche Hintergründe mit: Vor dem Studium haben sie als Gebäudereiniger, Polymechaniker, Chemietechnologe und Elektroplaner gearbeitet. «Da es keinen «typischen» Lehrberuf für den Studiengang Umwelt- und Energietechnik gibt, entstehen für Projekte immer interdisziplinäre Teams. Die unterschiedlichen Kompetenzen ergänzen sich gut und öffnen den Horizont» ist sich das Team einig.
Karin Weinmann
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