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Hatten römische Bäder einen Stöpsel?

27. Februar 2018

Wie badeten die Römer? Und wie hielten sie die Becken in den Thermalbädern sauber? Zog man ab und zu den Stöpsel, um Bassins von Kalk und weiteren Mineralien zu befreien? Mit solchen Fragen beschäftigt sich gegenwärtig ein EUT-Team in einem Projekt zu den Wassertemperaturen in den römischen Thermalbädern in Baden und tauscht sich dazu mit Archäologinnen, Balneologen und Bad-Ingenieuren aus.

„Der interdisziplinäre Austausch zwischen Technik und Archäologie gibt jedesmal neue Anstösse“, sagte Projektleiter Roy Studer anlässlich des Treffens vom vergangenen Montagabend. Austauschpartner war Jürgen Kannewischer, Badewasser-Ingenieur und Geschäftsführer der Kannewischer Ingenieurgesellschaft in Baden-Baden, die unter anderem die dortige Caracalla-Therme und das historische Friedrichsbad betreibt.

Austausche schützen vor Betriebsblindheit

Es wurde rege diskutiert: Gibt es in heutigen Thermalbädern Temperaturschichtungen im Wasser? Wo wird Wasser in die Becken gepumpt? Wie verhindert man, dass Mineralien sich in den Badebecken ablagern? Für die Gegenwart kann Kannewischer die Antworten geben – übertragen auf die Römerzeit muss mangels Befunden mit Hypothesen gearbeitet werden. Kannewischer schätzt solche Diskussionen: „Sie schützen uns davor, betriebsblind zu werden.“

Konkret geht es im Studierendenprojekt darum, auf der Basis der archäologischen Befunde aus den Badener Bädern die Temperaturveränderungen des heissen Thermalwassers in den Bade-Becken zu ermitteln. Dafür haben Roy Studer und seine beiden Teamkollegen Andreas Müller und David Zwygart ein Modell entwickelt. Damit werden sie bis im Sommer zeigen können, wie heiss das Thermalwasser war, in dem die Römer in Baden einst badeten.

Eine Visualisierung der Thermen Baden zeigt, wie die Römer möglicherweise vor 2000 Jahren in Aquae Helveticae badeten. Wie heiss aber waren die Wassertemperaturen? Bild: (c) Ikonaut GmbH, Stadtgeschichte Baden.
Die archäologischen Grabungen in den Badener Bädern 2011 aus der Luft. Bild: Kantonsarchäologie Aargau.
Der archäologische Grabungsplan gibt Anlass zu Diskussionen. Auftraggeberin Andrea Schaer, Bade-Ingenieur Jürgen Kannewischer, David Zwygart, Andreas Müller, Roy Studer und Projekt-Coach Peter Stuber (v.l.n.r.) tauschen sich aus. Bild: RW.

Archäologische Feinarbeit im EUT-Studiengang

Für ihr Projekt mussten sich die drei Studenten in die Thematik der römischen Badekultur einarbeiten. Wichtigste Gesprächspartnerin dafür war und ist die Auftraggeberin Andrea Schaer, Archäologin und Gesamtprojektleiterin der archäologischen Grabungen und Bauuntersuchungen der Badener Bäder. „In der Archäologie hat sich bisher kaum jemand vertieft mit Wassertemperaturen der Bassins auseinandergesetzt. Dafür braucht es physikalisches Know-how“, sagt sie. Das Studierendenprojekt stosse auch bei ihr – nach 10 Jahren Auseinandersetzung mit den Badener Thermen – immer wieder neue Gedanken an.

Die Frage nach dem Stöpsel konnte am Gespräch vom vergangenen Montag nicht abschliessend geklärt werden. Aber Jürgen Kannewischer brachte eine neue Hypothese ein: Das erste Bassin nach der fast 50° Celsius warmen Quelle wurde womöglich als Ablagerungs- und Auskühlbecken verwendet. Die drei Studenten bauen nun eine neue Eventualität in ihr Modell ein.

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