BBC iReporter

BBC iReporter versetzt die Spielenden in die Rolle einer neuen Mitarbeiterin/eines neuen Mitarbeiters im Social Media Team von BBC. Dort sollen sie gleich am ersten Arbeitstag unter Zeitdruck Stories recherchieren und auf einem Social-Media-News-Kanal («BBC LIVE») platzieren.

Die Hauptrecherche dreht sich um den Zusammenbruch von Kommunikationskanälen eines Social-Media-Unternehmens. Bei der Berichterstattung ist auf «Accuracy» (Genauigkeit), «Impact» (Wirksamkeit in Sinne der Aufmerksamkeit, die der Kanal erreicht) und «Speed» (Schnelligkeit) zu achten. Der Zeitdruck wird verstärkt durch den Anspruch, die Online-Plattform mit den Nachrichtensendungen zu festen Sendezeitpunkten aktuell zu halten. Das Spiel wird in vier Runden gespielt – jedes Mal gilt es, die News-Plattform bis zur nächsten Nachrichtensendung mit neuen Stories zu füllen. Am Ende jeder Runde erhält die Spielerin/der Spieler einen Überblick darüber, wie gut sie oder er bezüglich der Kriterien Genauigkeit, Wirksamkeit und Schnelligkeit gearbeitet hat.

Spielende erhalten auf verschiedenen Wegen Impulse, die zum Teil interessante, zum Teil verwirrende Details und Anhaltspunkte für mögliche Stories liefern. Die Spielenden müssen anhand vorgeschlagener Handlungsoptionen hinsichtlich der Recherche (z.B. Befragen von Expertinnen, Einbezug von Wissenschaftlern für Bildanalyse, Interview einer Unternehmenssprecherin) entscheiden, was sie auf der Plattform veröffentlichen und in welchem Fall sie lieber weitere Recherchen anstellen oder ganz auf eine Veröffentlichung verzichten.

Ziel des Spiels ist es, bei der Nachrichtenselektion eine Balance der Kriterien Genauigkeit, Wirksamkeit und Schnelligkeit herzustellen.

Sprache/n:Englisch (alltagsnahes British English), englische Untertitel verfügbar
Verfügbarkeit:kostenlos und frei zugänglich
Bezugsort:https://www.bbc.co.uk/news/resources/idt-8760dd58-84f9-4c98-ade2-590562670096
Zusatzinformationen zum Spiel:  https://www.bbc.co.uk/teach/young-reporter/ireporter-guidance-for-teachers/zbb3hcw
Infrastruktur & Material:Laptop / Smartphone, Lautsprecher / Kopfhörer
Spieldauer:10-40 min (10 Minuten pro Level, 4 Levels)
Empfohlene Altersgruppe:16 Jahre (eigene Einschätzung)
Spielmodus:Single-User
Plattform:Browserbasiertes Spiel
Spieltyp:Chatbasiertes Rollenspiel
Spielmechanismen:Storyline, Rollen, Fortschritts-Marker, Interventionen durch Video Anrufe, Chats
Herausgeberschaft:BBC
Fokus der Vermittlung:Funktionsweise des Mediensystems besser verstehen, Arbeitsweise von Journalistinnen und Journalisten unter Zeit- und Konkurrenzdruck in einem Multi-Channel-Medienunternehmen verstehen, Mechanismen des Erregens von Aufmerksamkeit erkennen, kritisches Denken im Umgang mit Informationen im Internet fördern (z.B. Quellen prüfen, Existenz der Methoden von Bild-Überprüfung, Fake-Seiten erkennen, Zahlen in falschen Kontext stellen), Interessen von Verbreitern von Fake News erkennen.

Didaktische Einschätzung des Spiels

Die folgende Evaluation basiert auf einem didaktischen Konzept, das Fähigkeiten, Wissen und Einstellungen umfasst, die im Umgang mit Fake News erforderlich sind.

Das Spiel fördert das kritische Denken im Umgang mit Informationen aus dem Internet. Indem es Spielende in die Rolle der News-Produzierenden – genauer einer/eines Social Media Managers – versetzt, werden die Inhalte spielerisch vermittelt. Dies geschieht auf abwechslungsreiche Weise.

Voraussetzung ist ein relativ gutes Sprachverständnis der alltagsnahen Kommunikation (Untertitel möglich) und die Bereitschaft, sich auf den Kommunikationsstil und die überspitzt dargestellten Charaktere der Protagonistinnen und Protagonisten einzulassen.

Auf die Beiträge selbst bezogene konkrete Methoden zum Erkennen von Fake News werden nur nebenbei und nicht systematisch vermittelt (z.B. wird man informiert, dass man die URL von Websites auf verdächtige Abweichungen kontrollieren sollte, oder man erfährt, dass man Bilder auf Echtheit überprüfen kann). In Details geht das Spiel hierbei nicht, denn diese Schritte vollziehen die Spielenden nicht selbst, sondern sie holen sich dafür fiktive Team-Kollegen oder Expertinnen zu Hilfe.

Der Fokus des Spiels liegt auf der Vermittlung einer kritischen Haltung im Umgang mit Informationen und auf der Vermittlung von Wissen über die Produktion von Informationen (News) in einer vernetzten Welt, in der von verschiedenen Seiten versucht wird, manipulative Inhalte zu verbreiten. Spielende erfahren in BBC iReporter also etwas über den Veröffentlichungskontext und die Produktion von Informationen. Konkret werden z.B. Themen wie der kritische Umgang mit Zahlen in der Berichterstattung vermittelt. Es wird implizit deutlich, dass hinter Falschmeldungen Interessen Dritter (z.B. ökonomische Interessen) stecken können. Auch der Druck auf Medienunternehmen, Aufmerksamkeit zu erzielen, wird verdeutlicht. Ebenso der Zeitdruck, unter dem Medienschaffende arbeiten. Auch deutlich wird der generelle Drang von Personen, Politik und Institutionen, Aufmerksamkeit zu erzielen und sich in der Öffentlichkeit gut bzw. im Sinne ihres Kommunikationsziels darzustellen. Indem der Erzählstrang zeigt, wie durch Fake News ein ganzes politisches, wirtschaftliches und soziales System gestört werden kann, vermittelt das Spiel auch die möglichen Auswirkungen von Fake News.

Das Spiel kann implizit zur Reflexion des eigenen Medienverhaltens anregen, insbesondere, wenn sich Spielende vor ihren fiktiven Kolleginnen und Kollegen blossgestellt fühlen können, wenn sie selbst auf Fake News hereingefallen sind. Dies gelingt dadurch relativ gut, dass die gezeigten Charaktere recht authentisch wirken, wenn sie sich in Video-«Anrufen» an die Spielenden wenden.

Uns sind keine Forschungsarbeiten zu BBC iReporter bekannt.

Das Spiel eignet sich aus unserer Sicht gut für den Einsatz in der Hochschullehre. Seine Stärke liegt dabei eher in einer allgemeinen Förderung des kritischen Denkens und des Verständnisses der Produktion und Verbreitung von Nachrichten und für die Gefahr, der Konsumierende, Unternehmen und Gesellschaften durch Fake News ausgesetzt sind. Dies gelingt dem Spiel auf anregende und authentische Weise, ohne zu «pädagogisieren». Da das Spiel nicht systematisch konkrete Methoden zum Umgang mit Fake News als Konsumentin/Konsument vermittelt, sollte es gerahmt von anderen Vermittlungsmethoden eingesetzt werden, mit denen die Aspekte konkretisiert und vertieft werden.

Hinweis: Das Spiel eignet sich evtl. auch, um Beispiele für britisch-englische Alltagssprache zu vermitteln (z.B. Hörverstehen).


Einschätzung des Spiels durch unsere Studierenden

Was Studierenden am Spiel gefallen hat 🙂

  • Die Welt eines Reporters kennenzulernen, die Zusammenarbeit mit den Arbeitskollegen, die vielen Nachrichten die man erhält. Das Spiel ist toll aufgebaut mit den verschiedenen Videos, News usw.
  • Mir Gefiel die einfache Bedienung und die hohe Qualität/Auflösung der Videos und Grafiken. Die Story erschien mir einigermassen realistisch, insbesondere dass ein Reporter ständig überprüfen muss, ob es sich um eine wahre Aussage bzw. ein wahres Video (Satelliten) handelt, obwohl es doch viel verführender ist, der Erste zu sein, der sowas veröffentlicht. Ausserdem waren die Gamifications (bspw. das Laden der Nachrichten) angenehm, da man nicht einfach sofort einen Volltext lesen musste, was demotivierend gewirkt hätte.
  • Das Spiel war unterhaltsam und spannend. Man kam sich wie ein Mitarbeiter der BBC vor. Die Tätigkeit an sich war realitätsnah.

Was Studierenden am Spiel nicht gefallen hat 🙁

  • Ein bisschen zu lange, man kann nicht eine Pause dazwischen vornehmen. Die Personen sind ein bisschen übertrieben dargestellt, ein bisschen mehr Seriosität hätte mir besser gefallen.
  • Mir hat nicht so gut gefallen, dass das Spiel am Anfang nicht ausführlich erklärt wurde. Erst nach einigen Fragen wurde mir klar, was genau von einem verlangt wird. Zudem kam es hin und wieder vor, dass sich das Spiel nach dem Abspielen der Videos aufgehängt hat und ich musst mindestens drei mal komplett von vorne starten. Daher fand ich es schade, dass man im Spiel nicht gewisse Aufgaben überspringen oder im Spiel zurückgehen konnte. Auch hat mir nicht gefallen, dass die einzelnen Personen im Spiel nicht weiter vorgestellt wurden und es somit manchmal schwierig war, dem Verlauf zu folgen.
  • Das Spiel wird am Anfang nicht (gut) erklärt, wenn man es dann aber verstanden hat, lassen sich die richtigen Antworten einfach durchschauen. Leider musste ich das Game 2x neu starten, weil sich die Videos aufgehängt haben und ich dadurch nicht weiterschalten konnte. Des Weiteren befindet sich der Next-Balken oft über dem Text, wodurch man ihn nur schwer lesen kann.

Weiteres Feedback von unseren Studierenden

  • Es ist für die Business Welt hergestellt. Es spielt sich auch in der Arbeitswelt ab. Für jüngere Personen wäre dieses Spiel weniger geeignet. Für Studenten ist dieses Spiel verständlich und auch lehrreich. Toller Einblick in die Arbeit eines Journalisten.
  • Ich finde es geeignet, weil neben dem ganzen Selbstudium und Hausaufgaben, ist das eine zusätzliche Aufgabe zu erledigen. Aber ich finde das nicht gleich anstrengend wie das Lesen und Lernen. Hier bekommt man die Möglichkeit den Stoff zu lernen, aber auf einer anderen Weise, un zwar durch das Spielen. Man lernt auch dazu, deshalb finde ich es geeignet.

Studierende beschreiben ihren Erkenntnisgewinn

  • Ich habe gelernt, dass gewisse Headlines nur dafür gedacht sind, die Aufmerksamkeit der Leser*innen zu gewinnen. Diese Neuigkeiten sind oft nicht sehr genau, da sie nicht ausreichend geprüft wurden. Zudem habe ich gelernt, dass es ein sehr stressiger Job sein kann, wenn man darauf angewiesen ist, immer die neuesten Artikel hochzuladen und immer schneller zu sein als die Konkurrenz. Allerdings denke ich, dass ich nichts gelernt habe, was ich vorher nicht schon gewusst habe.
  • Ein Reporter wird vom ganzen Team unterstützt. Guter Journalismus befindet sich im Spannungsfeld zwischen Schnelligkeit, Genauigkeit und Echtheit. Vertrauen in Menschen und Informationen spielen eine ganz wichtige Rolle.
  • Ich finde man hat einen Eindruck erhalten, wie die Nachrichten schnell, schnell bearbeitet und gepostet werden. Also welch ein Druck die Reporter haben. Dazu habe ich gelernt, die Tweets von Fake und wahre News zu unterschieden. Auch wenn, das einige Male sehr schwer war zu unterscheiden, habe ich einiges dazu gelernt.

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