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Geomatik Frühlings-Kolloquium 10.05.2022 – Studie «Amtliches Gebäude CH»

27. Mai 2022

Am Dienstag 10. Mai durften wir Carla Thoma und Dr. Jürg Lüthy von der Acht Grad Ost AG in Muttenz zum Geomatik Frühlings-Kolloquium begrüssen. Sie haben die Studie «Amtliches Gebäude CH», welche die Acht Grad Ost in intensiver Zusammenarbeit mit der swisstopo erarbeitet hat, vorgestellt.

Zu Beginn hat es eine kurze Vorstellung der Firma Acht Grad Ost AG geben und dabei wurde aufgezeigt, dass sie die digitale Transformation als Mission haben. Basierend auf den drei Hauptpfeilern Daten-Informationen-Prozesse und den vier Erfolgsfaktoren in der Digitalisierung «Platform – Policies – Processes – People (4P)» spiegelte sich das in der Präsentation zur Studie «Amtliches Gebäude CH» wider, bei welcher die wichtigsten Arbeiten, die daraus resultierenden Erkenntnisse und Resultate sowie die nächsten Schritte vorgestellt wurden.

Warum braucht es ein neues Produkt «Amtliches Gebäude CH»? Darauf gibt es mehrere Antworten, zum einen, weil die Informationen über Gebäude vermehrt stark nachgefragt werden. Zum anderen sind die nationalen Datensätze – Gebäude- und Wohnungsregister (GWR), Amtliche Vermessung (AV) und swissBUILDINGS3D – nicht synchronisiert und harmonisiert. Weiter gibt es grosse Veränderungen und technische Entwicklungen im Bereich der digitalen Information über Gebäude, die dazu führen, dass Gebäudedaten stärker nachgefragt werden.

Die Ausgangslage für die Studie waren die drei erwähnten nationalen Datensätze und einige weitere Daten. Das Hauptziel der Studie war das Erarbeiten und Schaffen von Grundlagen für die Initialisierung eines neuen, fachübergreifenden Datenmodells «Amtliches Gebäude CH». Dabei sind verschiedene Aufgaben entstanden: i) Bedarf und Potential eines Produkts «Amtliches Gebäude CH» untersuchen ii) Begriff «Gebäude» vorschlagen iii) Entwurf Datenmodell erarbeiten (versch. Varianten ausarbeiten unter Berücksichtigung von bestehenden Standards) iv) weiteres Vorgehen aufzeigen. Dabei stand im Vordergrund, dass kein Datenfriedhof generiert wird, einen klaren Zeitraum definiert werden muss und wie man zu einem solchen Datenbestand kommt. Das in der Grafik dargestellte Vorgehen beinhaltet alle Schritte, welche oft iterativ angewendet wurden.

Es gab jedoch auch einige Voraussetzungen bei der Erarbeitung der Studie:

  • Nicht auf der grünen Wiese beginnen, sondern bereits vorhandenes verwenden
  • keine Baurechtliche Begriffe enthalten
  • Abgrenzung zu anderen Bauwerken ist wichtig

Nach der Stakeholder Analyse und der Definition des Begriffs «Gebäude» ging es an die Modellierung, das heisst ein Vorschlag für ein mögliches Datenmodell. Dabei wurde ein abstrahiertes Modell erarbeitet und einzelne Teile eines Gebäudes möglicherweise anhand vorhandenen nationalen Datensätze beschrieben. Doch da kamen die ersten Komplikationen – Wo beginnt und wo endet ein Gebäude? Um ein geeignetes Datenmodell zu erarbeiten, wurde ein Variantenstudium entworfen mit folgenden drei Varianten:

  • 1:1 Übernahme: internationalen Standard übernehmen
  • Adaption: internationalen Standard erweitern/adaptieren
  • Neutrales Modell: eigenes, neutrales Modell entwerfen

Wobei die favorisierte Variante das Neutrale Modell war und somit ein erster Entwurf eines Datenmodell auf Objektklassen erstellt wurde. Nach der Modellierung wurde von swisstopo eine Datenbank mit Knacknüssen geliefert, um zu prüfen, ob das Datenmodell in der Realität angewendet werden kann. Wie die Abbildung unten zeigt, wurde das Datenmodell u.a. anhand des Steinfels Areal in der Stadt Zürich plausibilisiert. Dabei sind viele verschiedene Teile, welche für die Visualisierung und Informationen wichtig sind, dargestellt. Weiter wurden gekrümmte Flächen, Beispiel Gehry Building in Basel, als Dreiecks-Vermaschung realisiert, wobei der Fokus auf den Übergang bzw. Trennung Dach-Fassade liegt. Das Datenmodell wurde auch anhand IFC-Standards plausibilisiert. Dazu wurde welchem der Testdatensatz der SIA verwendet.

Bei der Darstellung der Erkenntnisse dieser Studie wurde klar, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um ein solches Produkt umzusetzen. Die Schweizerische Bundebahnen (SBB) sind zudem an der Einführung einer schweizweiten Definition des Gebäudebegriffs sehr interessiert und unterstützt das Vorhaben. Ausserdem wurde aktive Mitwirkung im weiteren Projektverlauf verschiedentlich gewünscht bzw. angeboten. Die Studie wurde von swisstopo inhaltlich geprüft und bestätigt: die Studie ist gut abgestützt durch Erkenntnisse und Resultate. Swisstopo will «Amtliches Gebäude CH» weiterführen und eine Arbeitsgruppe aufsetzten, um weitere Anforderungen für das Produkt und den Begriff «Gebäude» zu definieren.

Was nehmen wir mit: Die digitale Transformation eröffnet spannende Perspektiven in unserem Berufsfeld, wobei Offenheit gegenüber anderen Berufsgruppen unabdingbar ist. Die Lösungsfindung wird durch gesamtheitliches Denken aus der Sicht der 4P unterstützt und zu guter Letzt hat die Wahl eines Datenmodells riesige Auswirkungen auf Kosten, Akzeptanz bei den Anwendern*innen und in der Nutzung, welche durch kooperative Vorarbeit hoffentlich im Rahmen gehalten werden können.

Wie Carla Thoma schön abschliessend sagte, manchmal muss man die Mutter Natur zeigen lassen, was Dach und was Fassade ist. Wie hier bei der Steinkirche in Cazis, bei welcher die schneebedeckte Fläche als Dach gilt.

Für alle Interessenten ist die Studie einsehbar: Studie «Amtliches Gebäude CH»

Für alle Schnellinteressierten gibt es eine Zusammenfassung: Zusammenfassung Studie «Amtliches Gebäude CH»

Für alle, die den Vortrag verpasst haben gibts auf unserem YouTube Kanal die Aufzeichnung dazu

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