Studierende berichten: Messkampagne Felslabor Mont Terri 2023
Seit mehr als 25 Jahren befindet sich im Sicherheitsstollen des Autobahntunnels, zwischen St. Ursanne und Courgenay im Kanton Jura, das Felslabor Mont Terri. Es liegt wenige hundert Meter nördlich des südlichen Tunnelportals und dient als Forschungslabor für die langfristige Entsorgung radioaktiver Abfälle im Untergrund. Forschungsequipen aus verschiedenen Nationen sind an zahlreichen Projekten beteiligt, welche die Eigenschaften der geologisch vorherrschenden Schicht, dem Opalinuston untersuchen. Das Forschungslabor wird vom Bundesamt für Landestopografie swisstopo betrieben. Seit dem Jahr 2007, in welchem die Nullmessung stattfand, werden im Zweijahresrhythmus Folgemessungen zur Detektion von Deformationen des Felslabors Mont Terri durchgeführt. Durch den Einsatz verschiedener Präzisionsmessinstrumente wird eine grösstmögliche Genauigkeit im Submillimeterbereich sowie eine hohe Zuverlässigkeit angestrebt. Nur so können bereits kleinste Verschiebungen als signifikant eingestuft werden. In den vergangenen Jahren wurde das Netz stetig ausgebaut und gilt als eines der präzisesten Tunnelnetze in der Schweiz.
Im März dieses Jahres stand die achte Folgemessung an. Studierende des 6. Semesters im Bachelorstudiengang Geomatik der Fachhochschule Nordwestschweiz haben diese Messungen im Zeitraum von fünf Tagen durchgeführt. Neben den leitenden Dozenten konnten die Studierenden auch auf personelle Unterstützung der swisstopo zählen. Bestandteile der Arbeiten waren, den gesamten Polygonzug durch den Sicherheitsstollen, den Anschluss an entfernte Fixpunkte an beiden Tunnelportalen, die mit GNSS (Global Navigation Satellite System) gemessen wurden sowie die Galerie 18 zu vermessen. Letztere bildet den neusten Bereich des Felslabors, welcher vor fünf Jahren gebaut wurde.
Die meisten Messungen bestanden aus Aufnahmen mit dem Tachymeter. Diese wurden an den beiden Tunnelportalen sowie durch den kompletten Sicherheitsstollen hindurch auf einer Länge von 4.4 km durchgeführt.
Das Überwachungsnetz wird auf Festpunkten ausserhalb des Tunnels gelagert. Auf diesen Punkten wurden über mehrere Tage Messungen mit Hilfe von GNSS-Geräten durchgeführt. Ein nicht alltägliches Messinstrument, welches zum Einsatz kam, ist der Kreiseltheodolit. Jener kontrolliert und verbessert die Richtungsübertragung im Tunnel. Vereinfacht gesagt, funktioniert ein solcher Kreiseltheodolit wie ein Kompass. Er findet selbst mitten im Tunnel und mehrere hundert Meter unter der Erdoberfläche die genaue astronomische Nordrichtung. Allgemein kann die Woche als gelungen eingestuft werden. Die GNSS-Messungen wurden allerdings durch einen Sturm zu Beginn der Messungen in Mitleidenschaft gezogen. Inwiefern diese Messungen brauchbar sind und ob Nachmessungen notwendig sind, werden die nächsten Auswertungsschritte zeigen.
Die Messungen werden momentan im Rahmen einer Bachelor-Thesis durch die beiden Studierenden Patrick Brand und Michael Kuster ausgewertet. Sie möchten sich an dieser Stelle nochmals für den unermüdlichen und pflichtbewussten Einsatz sämtlicher Projektbeteiligter bedanken. Zum einen kann durch die ausgewerteten Daten aufgezeigt werden, ob und in welchem Ausmass sich das Gebiet im und um das Felslabor Mont Terri seit dem Jahr 2021 geometrisch verändert hat. Zum anderen resultiert aus einer sogenannten Multiepochenauswertung ein Vergleich der Deformationen über die letzten 16 Jahre. Daraus lassen sich Prognosen formulieren, in welchem Umfang insbesondere das Felslabor Mont Terri in den nächsten Jahren Verschiebungen erfahren wird und ob der Opalinuston als stabile geologische Schicht eingestuft werden kann. Dies ist eine essenzielle Eigenschaft, welche die Umgebung einer Endlagerung radioaktiver Abfälle aufweisen muss. Die Abfälle sollen so möglichst lange bei möglichst konstanten Bedingungen bzw. Begebenheiten gelagert werden.
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