Studierende berichten – mit dem Vertiefungsprofil GeoBIM & Infrastruktur die Zukunft des Bauens entdecken
Ein Einblick in das MAB-Campus 2040 Projekt und die Rolle von Building Information Modeling (BIM)
In der Welt der Bau- und Infrastrukturprojekte spielt Building Information Modeling (BIM) eine entscheidende Rolle: Von Neubauten bis hin zu denkmalgeschützten Gebäuden in historischen Stadtzentren ermöglicht BIM nicht nur die Unterstützung eines Objekts von der Planung bis zur Fertigstellung, sondern begleitet es auch während seines gesamten Lebenszyklus. Im Rahmen des Vertiefungsprofils GeoBIM & Infrastruktur lernen Studierende, komplexe Objekte zu erfassen, zu modellieren, relevante Informationen zu integrieren und überzeugende Visualisierungen zu erstellen. Dabei geht es nicht nur um die Erstellung von Bauwerksmodellen aus Vermessungsdaten, sondern auch um deren Anwendung im Bereich digitaler Zwilling und Smart City.
Im Rahmen des Frühjahrssemesters 2024 unterstützen wir ein Bauprojekt im Basler Stadtkern. Die Musik Akademie Basel (MAB), angesiedelt an der Leonhardstrasse im historischen Stadtzentrum, verfolgt das Erweiterungsprojekt MAB-Campus 2040. Dabei soll in drei Phasen ein Ort geschaffen werden, an dem Menschen zusammenkommen, um zu musizieren oder sich von den Klängen der Musikstadt Basel verzaubern zu lassen.
Das Architekturteam «Architecture Club» gewann den Architekturwettbewerb für das Erweiterungsprojekt mit innovativen Ideen und visionären Ansätzen. In ihrem Atelier in Basel stellte uns Karolina Slawecka das Bauprojekt vor. Auf dem gesamten Areal soll eine barrierefreie, von allen Seiten zugängliche und vernetzte Oase geschaffen werden. Auch wenn wir in unserem Geomatik-Alltag wenig mit der Vision und künstlerischen Planung eines solchen Projekts zu tun haben, war es ein spannender Einblick. Durch den Austausch mit der Auftraggeberschaft erhielten wir zudem die nötigen Informationen, wie die Anforderungen bezüglich der Modellierungsgenauigkeit, als Basis für die Umsetzung des BIM-Modells.
Anschliessend wurde das Areal der Musikakademie für die Messkampagne vor Ort besichtigt. Im Innenhof auf der bestehenden Bibliothek der Musikakademie soll ein Neubau mit einer Höhe von 28 Metern errichtet werden, der die älteren umliegenden Gebäude überragt. Da an der Struktur der Bibliothek nur wenige Änderungen vorgesehen sind, soll als finale Planungsgrundlage ein BIM-Modell mit den architektonischen und strukturellen Elementen in der Detailierungsstufe LOD 300 erstellt werden. Dazu wurde über die vier Stockwerke der Bibliothek sowie die Parzelle mittels Polygonzug ein Fixpunktnetz erstellt. Die erstellten Targets bilden die Grundlage für die Aufnahmen mit den NavVis VLX 3 und dem Trimble X7 Scanner und die Erstellung einer Punktwolke für die Modellierung.
Obwohl die Gebäudetechnik der Bibliothek der Musikakademie nicht modelliert werden muss, haben wir uns in der Vorlesung mit deren Erfassung und Modellierung befasst. Überall, wo man in den oberen Stockwerken der FHNW hinschaut, gibt es Sanitärsysteme, Heizungsanlagen, Stromversorgung, Beleuchtung und Abluftanlagen. Der Grossteil davon ist jedoch in den verschiedenen Stockwerken verborgen, und die Pläne lassen sich nur mit Fachkenntnissen interpretieren. Das Modellieren der Gebäudetechnik mag komplex sein, aber der Mehrwert für die Planung oder Erweiterung der Gebäudetechnik ist enorm. Durch den Wechsel in die dritte Dimension lassen sich die komplexen Pläne einfacher interpretieren und die einzelnen Disziplinen miteinander kombinieren.
Projekte, bei denen die Modellierung der Gebäudetechnik eine wichtige Rolle spielt, konnten wir bei unserem Besuch der BIM Facility AG sehen und kennenlernen. Das Unternehmen verfolgt die Vision, den Kunden zu helfen, den Anlagewert zu steigern und Betriebskosten zu senken, indem sie einen digitalen Zwilling konzipieren, erstellen und bewirtschaften. BIM bietet bei verschiedenen Projekten wie dem Universitätsspital Zürich, dem Durchgangsbahnhof Luzern, Basel SBB oder dem Feldmühle Areal Rorschach einen riesigen Mehrwert.
Eine Studie des Bundesamts für Statistik – Bau- und Wohnbaustatisitk zeigt, dass die Zahlen der Umbau- und Erweiterungsprojekte und Abbrüche zunehmen, während die Neubauten seit dem Beginn der Erfassung der Daten stagnieren. Um Kosten wie auch Zeit bei der Planung von Umbauten zu sparen, soll ein digitaler Zwilling helfen. Die digitale Abbildung sollte während des gesamten Lebenszyklus eines Baus unterhalten und ergänzt werden. Der Mehrwert lässt sich am Beispiel des Unternehmens Roche zeigen, welches bereits diverse Gebäude als BIM-Modell besitzt. Durch das Entfallen der Erfassung von Planungsgrundlagen, verkürzt sich der Planungsprozess. Durch die kürzere Planungszeit können Gebäude früher in Betrieb genommen werden, was zu geringeren Kosten und am Ende mehr Gewinn führt.
Für uns Studierende war das Modul spannend und lehrreich, von der Planung der Messkampagnen, zur Umsetzung mittels Polygonzug und der Erfassung mithilfe der neusten Technologien, hin zur Auswertung und Modellierung der Daten mit Revit. Das Vertiefungsprofil GeoBIM & Infrastruktur ermöglichte uns einen faszinierenden Einblick in die Zukunft des Bauens und die Rolle von Building Information Modeling. Das MAB-Campus 2040 Projekt dient als lebhaftes Beispiel für die Anwendung von GeoBIM in einem realen Bauprojekt und zeigt, wie BIM nicht nur die Planung und Umsetzung von Bauvorhaben revolutioniert, sondern auch den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden unterstützt.
Autorin: Geomatik Studentin im 4. Semester
Mehr Informationen und Videos zum Vertiefungsprofil GeoBIM und Infrastruktur gibt’s auf unserer Webseite unter Vertiefungsprofile.
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