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Geomatik-Herbstkolloquium vom 24. September 2024: Innosuisse Projekt «Real Time Construction Monitoring» (RTCM)

22. Oktober 2024

Wie kann der Baufortschritt auf Gleisbaustellen effizienter und präziser erfasst werden? Welche Technologien helfen dabei, den Überblick in Echtzeit zu behalten? Diese und andere spannende Fragen standen im Mittelpunkt des Geomatik-Herbstkolloquiums am 24. September 2024. Nach einer kurzen Vorstellung der Fachgruppe der Geomatik Ingenieure Schweiz durch Christoph Hess und Philippe Lebert präsentierte Christoph Müller von der Rhomberg Sersa Rail AG das Innosuisse-Projekt „Real Time Construction Monitoring (RTCM)“. Der Vortrag zeigte eindrucksvoll, wie intelligente Sensoren und Algorithmen genutzt werden, um den Baufortschritt auf Gleisbaustellen in Echtzeit zu erfassen und so die Effizienz zu steigern.

Abbildung 1: Gleisbaustelle bei Nacht.

geounity- Ein neuer Weg für Geo-Berufe

Phillippe Lebert und Christoph Hess stellen den neuen Berufsverband geounity vor. Geounity zielt darauf ab, die Weiterentwicklung der Geo-Branche zu fördern und attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. Dabei legt der Arbeitnehmerverband besonderen Wert auf Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, arbeitsrechtliche Themen und faire Löhne. Unabhängig von der Ausbildungsstufe unterstützt geounity Fachleute dabei, sich in einer wettbewerbsfähigen und zukunftsorientierten Arbeitswelt zu vernetzen und zu etablieren.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Organisationsstrukturen vereint geounity die bestehenden Verbände FGS (Fachleute Geomatik Schweiz) und GEO+ING zu einer flexiblen und digitalen Plattform. Mitglieder können sich in einzelnen oder mehreren sogenannten GeoUnits (Abbildung 2, orange) austauschen und so in Interessengruppen über die (neusten) Fortschritte in der Geomatik-Welt austauschen. Philippe Lebert betont, dass geounity ein Netzwerk ist, indem sich Fachleute frei und ohne hierarchische Einschränkungen vernetzen können. Die Online-Plattform, die wie ein soziales Netzwerk funktioniert, wird ab dem 1. Januar 2025 bestehen.

Abbildung 2: Aufbau von geounity mit GeoUnits

Hess ermutigt die Anwesenden, ihr Netzwerk bereits jetzt aufzubauen und zu pflegen:

«Beginne ‘jetzt’ mit dem Aufbau und der Pflege eines qualitativen ‘Berufsnetzwerks’ – wenn Du eines brauchst, muss es da sein!»
 – Hess 2024

Aktuelle Mitglieder der Verbände FGS (https://www.pro-geo.ch/) und GEO+ING (https://www.geo-ing.ch/) werden ab dem 1. Januar 2025 automatisch zu geounity übernommen. Bei Interesse kannst Du Dich bis Ende dieses Jahres noch bei einem der bestehenden Berufsverbände anmelden. Weitere Informationen zu geounity findest Du auf der Homepage: https://geounity.ch/

Real Time Construction Monitoring – RTCM

Im zweiten Teil des Kolloquiums präsentiert Christoph Müller, Teamleiter GIS & Data Intelligence bei Rhomberg Sersa Rail AG, das Innosuisse-Projekt «Realtime Construction Monitoring (RTCM)». Das innovative Vorhaben, welches in Zusammenarbeit mit den Instituten Geomatik und digitales Bauen an der Fachhochschule Nordwestschweiz ins Leben gerufen wurde, zielt darauf ab, die Effizienz und Transparenz auf Gleisbaustellen zu erhöhen. Durch intelligente Sensorik auf den Baustellenfahrzeugen weiss das Gleisbauunternehmen nicht nur wo sich die Fahrzeuge befinden, sondern auch, was sie gerade machen.

Das RTCM-Projekt, welches im Januar 2023 gestartet wurde, sieht den Einsatz von kosteneffizienten Sensoren vor, deren Gesamtpreis unter 2000 CHF liegen soll. Ein Zentraler Bestandteil der technischen Lösung ist die Definition der Sensorik und die Maschinenintegration (Abbildung 3). Aufgrund des rauen Arbeitsumfeldes, welches auf Baustellen herrscht, müssen die Sensoren robust und wetterfest sein. Das Sensorpaket besteht aus einem Stativ mit GNSS-Antenne und Kamera und einer Sensorbox. Die Sensorbox besteht aus einem Raspberry Pi 4 als Recheneinheit, einem GNSS-Modul, einer Powerbank für den Raspberry Pi und einer Kamera. Die Abbildung 4 zeigt die Antenne und die Sensorbox.

Abbildung 3: Maschinenintegration der Sensorik.
Abbildung 4: Aufbau Sensorbox und Antenne.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Datenverarbeitung. Durch die Sensorik, besonders die Kamera wird eine grosse Datenmenge gesammelt. Um Rechenleistung einzusparen, können die Daten vorprozessiert werden. Christoph Müller betont, dass nicht alle Daten notwendig sind, weswegen durch die Vorprozessierung keine Datenlücken entstehen. Für die abschliessende Datenverarbeitung wird eine künstliche Intelligenz verwendet, welche mittels Deep Learning trainiert wurde. Die Künstliche Intelligenz kann aus Bild- und Tonaufnahmen die Tätigkeiten auf der Baustelle interpretieren und somit eine umfassende Übersicht für Bauleiter schaffen. Das Video 1 zeigt die Segmentierung der Bilddaten. Die Digitalisierung und Automatisierung der Baustellen-Prozesse helfen dabei, die Nachkalkulation und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu verbessern.

Video 1: Segmentierung der Bilddaten auf einer Gleisbaustelle.

Abschliessend betonte Müller die Bedeutung der Zusammenarbeit im Projektteam, insbesondere hinsichtlich des gemeinsamen Verständnisses der Abläufe auf der Baustelle. Die Validierung der Projektergebnisse und die Vorbereitung auf die Kommerzialisierung stehen auf der Agenda, mit einem geplanten Abschluss des Projekts im März 2025. Durch die Unterstützung der Bauleiter mit digitalen Materialien soll ein transparenter und effizienter Bauprozess gewährleistet werden.

Gemütliches Ausklingen beim Semesterstart-Apéro

Nach dem Kolloquium fand ein geselliger Apéro statt, der vom Fachverband GEO+ING gesponsert und vom Institut Geomatik organisiert wurde. Prof. Dr. David Grimm lud alle Teilnehmenden herzlich ein, sich dem Apéro anzuschliessen und die Gelegenheit zu nutzen, neue Kontakte zu knüpfen. In einer entspannten Atmosphäre konnten Studierende und Mitarbeitende der FHNW sowie Fachleute aus der Geomatik-Branche ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen und wertvolle Netzwerke bilden.
Falls jemand das Kolloquium verpasst hat, kann dieses hier auf YouTube nachverfolgt werden.

Quellen: Sämtliche Bild- und Textquellen stammen aus den Präsentationsfolien des Kolloquiums.

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