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Geomatik-Herbst-Kolloquium 3.12.2024: Abschätzung des Verkehrsaufkommens und Mobilitätskonzepte

17. Dezember 2024

In den kommenden Jahrzehnten steht die Schweiz vor erheblichen Herausforderungen durch das starke Bevölkerungswachstum und die zunehmende Erwerbstätigenzahl. Diese Entwicklungen führen vor allem im urbanen Raum zu einer erhöhten baulichen Verdichtung, was die Nachfrage nach Mobilität deutlich steigert. Insbesondere auf den Strassen wird die Überlastung bis 2030 weiter zunehmen. Um dieser Problematik zu begegnen, ist eine präzise Verkehrsabschätzung für Bauvorhaben essenziell, idealerweise mit dem Ziel, die Verkehrsmenge zu reduzieren. Vor allem in urbanen Gebieten ist eine enge Verzahnung von Siedlungsentwicklung und Verkehrsplanung unverzichtbar.

Mobilitätskonzepte umfassen viele verschiedene Themen

Mobilitätskonzepte sind hierbei wichtige Planungsinstrumente. Unter bestimmten Voraussetzungen können sie in Planungs- und Bauverfahren verlangt oder empfohlen werden. Ebenso können Mobilitätskonzepte freiwillig erarbeitet und umgesetzt werden, was vor allem bei Bestandsobjekten der Fall ist.

Im Rahmen dessen stellte Francesco Alianiello von der Ballmer + Partner AG vor, wie Mobilitätskonzepte eingesetzt werden können, um diesen Herausforderungen aktiv zu begegnen. Ein Mobilitätskonzept für Areale oder Bauvorhaben bietet eine strategische Grundlage und umfasst verschiedene Methoden zur Verkehrsschätzung, darunter manuelle Erhebungen, Messungen, Schätzungen anhand von Verkehrsmodellen oder Regelungen gemäss VSS-Normen (z.B. VSS 40 821).

Francesco Alianiello erklärte Ausschnitte eines Mobilitätskonzepts anhand eines Beispiels

Anhand eines Beispiels erläuterte Francesco die Vorgehensweise bei Verkehrsschätzungen: Zunächst werden mögliche Nutzungen wie Wohnbau oder Gewerbe und deren Flächen ermittelt. Für diese Flächen werden Reduktionswerte ergänzt, aus denen sich die benötigten Parkflächen ableiten lassen. Diese Parkflächen werden mit der Anzahl an Fahrten multipliziert, wobei insbesondere die Fahrten während der Abendspitzenstunden analysiert werden. Sollten die ermittelten Werte zu hoch ausfallen, kann eine Reduktion der Fahrten durch Maßnahmen wie eine Begrenzung der Parkplatzanzahl erreicht werden. Die Inhalte eines Mobilitätskonzepts variieren je nach Auslöser und Objekt. Ein Mobilitätskonzept beinhaltet meist eine Standortanalysen, die den Fussverkehr, den Radverkehr, den öffentlichen Verkehr sowie den motorisierten Individualverkehr berücksichtigen. Beispielsweise wird geprüft, wie gut ein Gebäude an Angebote wie Restaurants, Cafés, Läden, Car- oder Bike-Sharing sowie den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Für den Radverkehr werden Aspekte wie Topografie und Verbindungen zu wichtigen Zentren untersucht, während für den motorisierten Verkehr die Anbindung an Strassen und Autobahnen sowie Temporegelungen entscheidend sind. Die Zielgruppe des Bauprojekts spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da Haushalte von Einzelpersonen in der Regel weniger Autos besitzen. Zu den möglichen Massnahmen eines Mobilitätskonzepts gehört die frühzeitige Information der Interessenten über die Verkehrsstrategie und Massnahmen wie z.B. die Förderung der Reduktion von Autos und Parkplätze. Solche Konzepte können dazu beitragen, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten und die Lebensqualität in urbanen Gebieten zu verbessern.

Wir danken Francesco Alianiello von der Ballmer + Partner AG für den spannenden Einblick.

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