Allgemein, Kooperationsforschung, User Centered Design

Erste Erkenntnisse zur User Journey

13. Februar 2019

Ein wichtiger Meilenstein im Projekt wurde mit einem Workshop mit wichtigen potentiellen Projektpartnern vergangenes Jahr absolviert. An der Stelle möchten wir die wesentlichen Erkenntnisse zusammentragen, die der Workshop hervorgebracht hat und welche die Weiterentwicklung des geplanten In-vitro-Diagnostik-Zyklus wesentlich prägen.

Die In-vitro-Diagnostik aus Nutzersicht: Anforderungen an die Umsetzung der User Journey

Die Vielfalt und Hintergründe der Teilnehmenden des Workshops haben sich bewährt. Auf Basis der unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen konnten mithilfe unseres Anwendungsszenarios die wichtigsten System-Schnittstellen diskutiert werden (siehe Blogartikel vom 14. Dezember). Mit einer sogenannten User Journey, d.h. dem Weg des Nutzers durch den In-vitro-Diagnostik-Zyklus, konnten zudem allgemeine Anforderungen an die zukünftige Umsetzung identifiziert werden. Dazu wurde die User Journey «Gichtanfall» gemeinsam Schritt für Schritt im Sinne eins «Walkthroughs» durchgespielt. Ein paar der wichtigsten Aspekte sollen hier beispielhaft kurz skizziert werden:

  • Rollenzuweisung für Systemnutzung: Ein erster relevanter Aspekt tauchte zu Beginn der User Journey-Evaluation auf, nämlich die Frage, wer den InVitro Test veranlasst. Konkret heisst das, inwieweit der Patient beispielsweise die Spitex berechtigt, InVitro-Tests durchzuführen oder ob dies aufgrund einer (Dauer-)verordnung seitens des Arztes geschieht. Ein Projektbeispiel aus Genf wurde erwähnt, in dem Patienten ihre Rechte dazu an die Spitex abgeben. 
  • Dauer und Relevanz der Tests und Diagnose: Es hat sich gezeigt, dass unser aktueller Use Case womöglich zu wenig zeitkritisch ist, als dass ein In-vitro-Schnelltest einen Mehrwert gegenüber dem herkömmlichen Diagnoseablauf darstellen würde. So gibt es Szenarien, bei denen der Patient auch einen Tag auf ein Test-Ergebnis warten kann wohingegen andere, wie schwere Entzündungen, bspw. sofort mit Antibiotika versorgt werden müssen. Die Frage, welche Zeitfenster bei welchen Krankheitsbildern bzw. Symptomen einen InVitro Schnelltest «erfordern», orientiert uns daher umso mehr in der Weiterentwicklung des Zyklus.
  • Zusammenarbeit und Beziehung der Leistungserbringer: Unser geplanter Diagnostik-Zyklus, mit Einbinden der Online-Ärzte, berücksichtig aktuell zu wenig die Beziehung zwischen Patient und behandelndem Arzt und Apotheker. Die Einbindung der lokalen Versorger ist jedoch gewünscht, und gerade bei der Medikamentenabgabe können diese eine grosse Rolle spielen.
  • Laborarztvalidierung: Wird ein Bluttest in einem externen Labor verordnet, so muss jeweils ein Laborarzt die Testwerte validieren, bevor sie zurück an den überweisenden Arzt bzw. den Patienten gehen. Eine solche Validierung müsste für InVitro neu gedacht werden. Da es sich bei In-vitro-Schnelltest jedoch um sogenannte Trockenlabors handelt, könnten hier andere Möglichkeiten zur Validierung gefunden werden.

Step by step von der User Journey zum Pilottest

Unser Projektvorhaben ist sehr ambitioniert, da es viele Serviceanbieter, Stakeholder und B2B Schnittstellen umfasst. Im Workshop konnten wir mithilfe der Partner klarere Teilprojekte erörtern, die uns Schritt für Schritt an das Ziel des gesamten Service-Zyklus vom In-vitro-Test bis zum Medikament führen könnten. Als erstes soll auf die Situation vor Ort beim Patienten fokussiert und das Teilsystem «Pflege vor Ort – Ärztliche Konsultation – In-vitro-Test – Durchführung des Tests – Testauswertung&Diagnose» betrachtet werden (vgl. Abb.). Dieser Teilschritt, nämlich die Situation am Point-of-Care zwischen Spitex und Patient, könnte ein erstes Test-Szenario für Pilotversuche sein.

Fokus der User Journey auf den Teilprozess am Point of Care (Spitex zu Hause)

Schnittstellen

Im Workshop hat sich gezeigt, dass der Weg zu einem voll funktionsfähigen EPD als Drehscheibe für den gesamten Diagnostikzyklus noch ein weiter ist und für unser Projekt erst einmal auf die einzelnen Schnittstellen fokussiert werden sollte. Beispielsweise könnte das Integrieren eines In-vitro-Testergebnisses in die Klientenverwaltungssoftware der Spitex ein erstes Ziel sein.

Ausblick: Fokus Point-of-care

Die Feedbacks der Workshop-Teilnehmenden haben viele neue Fragen aufgeworfen, jedoch auch Ideen geliefert und uns darin bekräftigt, dass wir grundsätzlich auf der richtigen Spur und mit den richtigen Fragestellungen unterwegs sind. Im Folgenden gilt es, auf die Situation vor Ort beim Patienten – am Point of Care – zu fokussieren und passende Anwendungsbereiche/Krankheitsbilder zu identifizieren, mit denen baldmöglichst erste Journeys ausprobiert werden können.

Wir danken den Teilnehmenden des Workshops für ihr Engagement und Feedback!

Schlagworte: User Journey, Walkthrough

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