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«Scientainment» macht Wissenschaft zur Unterhaltung

4. Oktober 2013
An der ScienceComm ’13 in La Chaux-de-Fonds besuchte ich ein Referat zum Thema «Scientainment». Dieser Begriff kombiniert die Wörter «Science» und «Entertainment», auf Deutsch: «Wissenschaft» und «Unterhaltung». Der springende Punkt dabei ist: Wie kann Wissenschaft unterhaltsam vermittelt werden? Beim Referat wurden mir einige Beispiele für die unterhaltsame Vermittlung von Wissenschaft präsentiert, die ich hier aufzeigen möchte: Ein Team der Universität Neuchâtel arbeitete zwölf Jahre an einem Projekt, bei dem es um das Überleben der Pflanze geht. Zwölf Jahre Forschung bedeuten ja eine Unmenge an Informationen, Daten und Erkenntnissen. Dazu produzierten sie ein eigenes Musik-Video. Gesungen wurde das Lied «Plants will survive!» von Igor Chlebny, Mitarbeiter der Kommunikation an der Universität Neuchâtel UNINE. Über die Social Media-Kanäle der Universität verbreitet, erhielt das Video in einem Monat 1’600 Klicks auf YouTube und 33 «Gefällt-mir»-Angaben auf Facebook. Das Ziel war nicht, die detaillierten Ergebnisse zu präsentieren, sondern die Neugierde zu wecken. Ein weiteres Beispiel der Wissenschaftsvermittlung ist eine Doktorarbeit, als Comic verfasst, ebenfalls mit einem Video. Das «PHD TV» genannte Projekt vermittelt Wissen in Form von Comics. Weitere Informationen sind auf der Webseite zu finden. Doch nicht nur Videos tragen zum Scientainment bei. Wissen in Form von Spielen zu vermitteln und dabei die reale und virtuelle Welt verschmelzen zu lassen, ist eine weitere Herausforderung. Ein schönes Beispiel für diese Verschmelzung zeigt die «AXE» Werbeaktion. http://www.youtube.com/watch?v=RnN6s0xfMvs&desktop_uri=%2Fwatch%3Fv%3DRnN6s0xfMvs Die ETH entwickelte ein Spiel, das Kindern die Welt der Mathematik und Technik näher bringt und aufzeigt, welche wichtige Rolle diese Wissenschaften in unserem Alltag spielen. MINT-Land, so heisst das Computerspiel, ist eine Entdeckungsreise für Kinder in die Welt der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die ETH stellt das Spiel auf ihrer Webseite zur Verfügung. Eine andere Art der Wissensvermittlung ist das Schauspiel. Dies zeigt die Produktion von Rimini Apparat in seinem Stück «100 Prozent Berlin». In diesem Video ist ein Ausschnitt des Theaterstücks zu sehen. http://www.youtube.com/watch?v=im7F1RSmnzg Bewährte Methoden der Wissenschaftsvermittlung sind Veranstaltungen, Vorträge, runde Tische usw. Ein gutes Beispiel dafür ist die Science Slam: Junge Wissenschaftler treten gegeneinander an und stellen ihre Forschung vor. Zehn Minuten haben sie Zeit, um aktuelle Wissenschaft unterhaltsam und packend zu präsentieren. «Alle» Hilfsmittel sind erlaubt und erwünscht. Häufig untermauern die Slammer ihre Statements mit einer gebeamten Präsentation. Das Publikum kürt per Notentafeln (oder mit lautem Applaus) den Science Slam Champion, der am Ende attraktive Preise (NZZ-Abo und Reisegutschein von Pro Linguis) mit nach Hause nehmen darf. Das Projekt «Wissenschaft in der Pendlerzeitung» wird seit 2009 von der Gebert Rüf Stiftung und der Mercator Stiftung Schweiz gemeinsam getragen. Im Zentrum steht ein vielversprechender neuer Ansatz für mediale Wissenschaftskommunikation, mit dem ein Maximum an Leserinnen und Lesern erreicht werden soll: Wissenschaftliche Themen werden, ohne auf den Anspruch von Qualitätsjournalismus zu verzichten, in die Form von Scientainment gebracht und wöchentlich als Doppelseite «Wissen» in die Gratiszeitung «20 Minuten» integriert. Die Redaktion der Doppelseite ist journalistisch (Wahl der Themen, Gestaltung, Gewichtung) unabhängig sowohl von der Gratiszeitung als auch von den finanzierenden Stiftungen. Das Swiss Science Center Technorama bietet ein einzigartiges Experimentierfeld, das seinen Besuchern unabhängig von Alter und Ausbildung erlaubt, reale Phänomene der Natur im selbstbestimmten Experiment kennenzulernen. Scientainment ist der Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Erlebniskultur. Der wissensdurstige und neugierige Mensch ist nicht nur passiver Zuhörer, sondern möchte als aktiver Dialogpartner wahrgenommen und unterhalten werden. Das Interesse an der unterhaltsamen Vermittlung von Wissenschaft ist rege. Es braucht auch weiterhin Anstrengungen seitens der Fachhochschulen, Universitäten und weiterer Institutionen, um den grossen Erwartungen der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Die Vermittlung von Wissenschaft ist eine nicht ganz einfache, aber höchst spannende Aufgabe! Weiter Informationen zu der ScienceComm ’13 finden Sie auf der Webseite: http://www.sciencecomm.ch/index.php/kongress-sciencecomm/sciencecomm-13
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