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(Fast) 10 Jahre Bitcoin – eine Würdigung
11. Juli 2018
Als 2008 in einem Whitepaper unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto Bitcoin der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist, fand die Idee kaum Beachtung. Heute sind digitale Währungen omnipräsent. Nach zehn Jahren bietet es sich nun an, den Erfolg von Bitcoin anhand der ursprünglichen Ziele zu überprüfen.
Wenn es in der breiten Öffentlichkeit um Bitcoin geht, steht meistens die Bedeutung und zukünftige Rolle von Bitcoin in der Finanz- und Wirtschaftswelt zur Diskussion. Anlässlich des bald zehnjährigen Jubiläums von Bitcoin wollen wir für einmal in die Vergangenheit blicken und die Frage stellen: Mit welchen Ideen und Zielen ist Bitcoin angetreten und wie weit wurden diese erreicht? Könnte es sein, dass der «Erfolg» von Bitcoin von den wahren Qualitäten dieser Idee ablenkt? Für alle, die sich nicht so genau erinnern können oder das Thema gar nie so genau verfolgt haben, zunächst ein kurzer Rückblick.
Die Entstehung von Bitcoin während der Finanzkrise 2008
Am 31.Oktober 2008 wurde ein Whitepaper mit dem Titel «Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System» unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto veröffentlicht. Auf neun Seiten werden die Anwendungsmöglichkeiten und die grundlegenden Mechanismen von Bitcoin beschrieben. Im Zentrum steht dabei die digitale Überweisung von Zahlungen ohne den Einbezug einer zentralen Stelle, die als Vertrauensinstanz bei Onlinezahlungen bisher immer nötig war. Diese Idee fand damals nur bei einem sehr kleinen Kreis Beachtung. Andere Vorkommnisse beanspruchten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit: Am 15. September 2008 gelangten mit dem Zusammenbruch der Investmentbank «Lehmann Brothers» die jahrelangen Auswüchse der Finanzbranche an die Öffentlichkeit. Auch die Schweiz war davon betroffen.
Am 16. Oktober 2008 kündigten die Schweizer Nationalbank und der Bundesrat an, die UBS mit über 60 Milliarden Franken vor einem sofortigen Zusammenbruch zu retten. Diese war mit dem vierfachen Wert des gesamten schweizerischen Bruttoinlandproduktes (über 2000 Milliarden Franken) in Finanzspekulationen am US-Hypothekenmarkt verwickelt. Das war der damalige Preis, eine der grössten Investmentbanken der Welt zu sein!
Wiederum ohne Aufsehen wurde am 3. Januar 2009 die Bitcoin-Software zum ersten Mal produktiv eingesetzt. Einen Monat später bot Satoshi Nakamoto die Software in einem Blog als Open-Source-Anwendung zum Herunterladen an: «Ich habe ein neues Open-Source-P2P-E-Cash-System, kurz Bitcoin, entwickelt. Es ist komplett dezentral, es hat keinen zentralen Server und benötigt keine Vertrauensinstanz. Alles basiert auf kryptografischer Kontrolle anstelle von Vertrauen.» Er präzisierte: «Das Hauptproblem zentraler Währungen ist das Ausmass an Vertrauen, das nötig ist, damit sie funktionieren. Den Zentralbanken muss vertraut werden, dass sie die Währungen nicht entwerten, den Banken, dass sie sorgfältig und vertrauensvoll mit unserem Geld und unseren Identitäten umgehen.» Dieses politische Anliegen unterstreicht folgendes Zitat, das im ersten Block der Bitcoin-Blockchain abgespeichert ist: «The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout of banks.» Das Besondere an Bitcoin ist die Verknüpfung von politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technologischen Prinzipien. Auf zwei Wörter reduziert, kann man dieses Bauprinzip als «intelligente ezentralisierung» bezeichnen.
Hier gelangen Sie zum gesamen Artikel der Netzwoche Nr. 12/2018
DER AUTOR
Prof. Dr. Walter Dettling Mathematiker und Dozent für Finanzmathematik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW
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